rv07 – Dr. Eileen Schwarzenberg: „Meint Inklusive wirklich alle?“

1) Sonderpädagogischer Förderbedarf ist keine Eigenschaft, die ein Schüler oder eine Schülerin besitzt, sondern bezeichnet die Diagnose, die der Schüler oder die Schülerin gestellt bekommt. Dementsprechend wird festgelegt, welche Förderung er oder sie erhält und von welchen Bildungsbeschlüssen das Kind womöglich auch befreit wird.

In der letzten Vorlesung wurden und drei verschiedene Modelle der Inklusion vorgestellt:

Zum einen der Ansatz „Full inclusion“, bei dem SuS mit und ohne Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden sollen, um eine heterogene und inklusive Gemeinschaft zu schaffen.

Außerdem das Modell „two track approach“, bei dem die Eltern die Wahl haben sollen, ob ihr Kind eine Regelschule oder eine Förderschule besuchen soll.

Und zuletzt das „twin track approach“, bei dem erreicht werden soll, dass auf die speziellen Bedürfnisse der SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf eingegangen wird. Dies ist also sozusagen eine Erweiterung des ersten Ansatzes.

Ich persönlich halte das letzte Modell für sehr sinnvoll. Dies sieht allerdings eine Reform unseres Schulsystems vor. Es ist wichtig, dass auf die einzelnen Bedürfnisse der SuS mit unterschiedlichen Förderbedürfnissen Rücksicht genommen wird. Dies ist jedoch nicht möglich, wenn wir nicht genügend Fachpersonal oder geeignete Räume und Ausstattung haben. Um das Problem zu lösen ist es jedoch unumgänglich, Gelder bereitzustellen und das ist einer der Punkte, an denen angesetzt werden muss, um das Modell zu ermöglichen und den SuS gerecht zu werden.

 

2) In meiner Schulzeit auf dem Gymnasium von Klasse 5-9 hatte ich einen Autisten in der Klasse.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die LehrerInnen seinem Förderbedarf gerecht wurden, im Gegenteil. Da ihm sein Autismus erst in der achten Klasse diagnostiziert wurde, kam es zuvor immer wieder zu Situationen, in denen er von einigen Lehrkräften schlecht behandelt wurde. Er wurde manchmal sogar vor der gesamten Klasse bloßgestellt.

Einige Lehrkräfte haben das vielleicht gar nicht mit Absicht gemacht, aber ich denke, dass einigen auch einfach das Wissen fehlt, mit Kindern mit besonderem Förderbedarf umzugehen. Natürlich gab es auch LehrerInnen, die wussten, wie sie mit ihm umgehen müssen, aber dennoch denke ich, dass das ein wichtiger Punkt ist, am dem wir in Zukunft arbeiten müssen, um die Inklusion besser umzusetzen.

 

3) Mich würde interessieren, wie der Umgang mit den SuS ist, die einen speziellen Förderbedarf haben und auch, wie der Umgang der SuS untereinander ist. Wie der spezielle Förderbedarf aussieht und ob sie auch Betreuungskräfte zugewiesen bekommen, die sie im Schulalltag unterstützen. Auch, wie die Lehrkräfte es umsetzen, gleichzeitig auch den SuS ohne Förderbedarf gerecht zu werden, die ggf. ein schnelleres Lerntempo haben.
Auch würden mich die Meinungen der Lehrkräfte interessieren und ob sie die Umsetzung für gelungen halten oder welche Verbesserungsvorschläge sie selber haben.