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Jul 12 2019

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Abschlussreflexion

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Im Rahmen der Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ im Bezug auf die Grundschule des Moduls E/P-Baumhet ging es um Fragen rund um die Förderung der Heterogenität von Lerngruppen und wie man diese als Lehrkraft möglichst effektiv fördern und im Unterricht präsent machen kann.

Erschreckend fand ich – beispielsweise in Bezug auf das Fach Deutsch – wie leistungsorientiert wir heute alle denken. So wird bei Kindern und Jugendlichen, die Deutsch als Zweitsprache oft erst erlernen müssen, ein Übertrag zwischen der Sprachfähigkeit und der Leistungsqualität vorgenommen. Man geht also davon aus, dass jemand, der die jeweilige Sprache (in diesem Fall Deutsch) nicht sicher beherrscht auch nicht imstande ist, die gleichen schulischen Leistungen zu erbringen wie jemand, dessen Deutsch fließend und gut ist.

Wenn jedoch immer mehr Kinder mit DaZ- (Deutsch als Fremdsprache) oder DaF- (Deutsch als Fremdsprache) Hintergründen an unsere deutschen Schulen kommen, ist es weder fair noch sinnvoll, die Qualität der Leistung von dem Beherrschen der Sprache abhängig zu machen.

Viel mehr sollte der Fokus noch stärker auf die intensive Förderung von DaZ- und DaF-Kindern – sowie im als auch außerhalb des Unterrichts – liegen. Im Unterricht sollte achtsam und bewusst mit der Einführung von Fachwörtern gearbeitet werden, sodass alle gut mitkommen und nicht aufgrund sprachlicher Unsicherheiten nicht gut am Unterricht teilnehmen können.

Zudem ist eine starke Zusammenarbeit mit den Eltern der Schüler und Schülerinnen notwendig, um auch im außerschulischen Umfeld des Kindes Bewusstsein für die Relevanz von Sprache im (Bildungs-)Alltag hervorzurufen. Teilweise kann dies mit Schwierigkeiten verbunden sein, da die Bezugspersonen selbst kaum/nicht gut Deutsch sprechen. Der Miteinbezug eines Dolmetschers/einer Dolmetscherin wäre hier durchaus angebracht.

Auch im Mathematikunterricht ist die Bedeutsamkeit der Sprache nicht außer Acht zu lassen. Hier ist die Sprachförderung ebenso von Relevanz wie auch im Unterrichtsfach Deutsch und eine Zusammenarbeit mit den Eltern unabdingbar.

Zudem bietet es sich im Mathematikunterricht in der Grundschule an, den Schülern und Schülerinnen spielerische Einstiege in eine neue Thematik zu bieten. Auch hier muss der Austausch mit der Elternschaft gewahrt bleiben, sodass nachvollzogen werden kann, dass „das Spiel“ auch im Unterricht durchaus sinnvoll und lehrreich sein kann. Findet dieser Austausch nicht statt, so könnte es zu Beschwerden aus der Elternschaft kommen, ihr Kind sei nicht in der Schule um zu spielen, das könne es schließlich nach der Schule noch genug.

Unterrichtsinhalte sollten also nicht nur für die Schüler und Schülerinnen, sondern auch für deren Bezugspersonen transparent gestaltet werden, um das Eingehen auf Heterogenitäten im Unterricht gewährleisten zu können.

Bei aller Berücksichtigung der Vielfalt jedes einzelnen Schülers, jeder einzelnen Schülerin sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, auch die Homogenität der Klasse zu fördern, also das Einheitsgefühl der Klasse genauso wichtig ist wie die Erkenntnis, dass jedes Kind für sich wichtig und besonders ist – eben auch für die Homogenität/die Einheit „Klasse“.

Ob es nun um religiöse oder kulturelle Unterschiede geht – um nur ein Bruchteil von Heterogenitätskriterien zu nennen – ein offenes Ohr und Interesse für die Andersartigkeit der Anderen ist der Grundstein der Arbeit mit Heterogenität in der Grundschule.

Mit einem Blick auf die Schulen und Unterrichtspraktiken, die ich bisher kennenlernen durfte, ist mir mittlerweile sehr klar, dass eine positive Haltung gegenüber der Vielfalt anderer nur durch Kommunikation und Interesse für den Anderen entsteht. Das bewusste Einbauen von in der Klasse vertretenen Kulturen in den Unterricht finde ich daher äußerst sinnvoll, da die Kinder durch ihre eigenen Erfahrungen kulturelle Unterschiede für ihre MitschülerInnen greifbarer machen können.

Um auf den Aspekt der Leistungsorientierung – welche ich schon im Bezug aus das Fach Deutsch erläutert habe – zurück zu kommen, so spielt diese allgemein im Feld Schule eine große Rolle.

Hier sei die Frage gestellt, ob dieses System, so wie es jetzt ist, überhaupt noch für die Grundschule geeignet ist. Leistungsbewertungen dramatisieren die Heterogenität der Schüler und Schülerinnen sehr stark. Unterschiedlichkeiten werden bewertend und nicht immer im positiven Kontext hervorgehoben.

Dabei sind Leistungen nie nur von einem Faktor abhängig. Immer sind mehrere Umstände beteiligt, die beeinflussen, wie gut unsere Voraussetzungen sind, in einem gewissen Bereich eine gute oder eben weniger gute Leistung zu erzielen.

Wenn ich an meine Schulzeit zurück denke, in der ich eine Waldorfschule besuchte, war der Heterogenitätsaspekt immer sehr präsent. In meiner Erinnerung hatte ich immer das Gefühl, dass es im Unterricht viel darum ging, dass jedes Schulkind auf seine eigene Weise und in seinem eigenen Tempo lernt, was gut ist. Zudem war die Schule, die ich besuchte, nur einzügig und sowohl SchülerInnen und LehrerInnen als auch die SchülerInnen untereinander kannten sich alle.

Der Unterricht war oft interaktiv gestaltet, später gab es aber auch viel Frontalunterricht. Im handwerklichen und künstlerischen Unterricht wurde oft individuell oder in Kleingruppen gearbeitet, aber auch die Förderung des Einheitsgefühls der Klasse wurde durch Projekte wie das gemeinsame Bauens eines Hühnerstalls und Tagesausflüge immer wieder gefördert – vielleicht ist dieser Aspekt in der Waldorfschule noch etwas relevanter als in der Grundschule, da eine Klassengemeinschaft meist vom Schulbeginn bis zum Abschluss besteht.

Wenn ich zwischen regulärer Grundschul- und Oberschulzeit differenzieren müsste, so würde ich sagen, dass sowohl Homogenität und Heterogenität vor allem in den ersten Schuljahren sehr stark im Fokus standen. Homogenität gefordert durch gemeinsame Aktionen und zur Verdeutlichung und Wertschätzung der Heterogenität der Klasse bestimmte Rituale. Zu einem dieser Rituale fallen mir dir Zeugnissprüche ein – jedes Kind bekam zu Beginn des neuen Schuljahres ein Gedicht zugeteilt, welches es jedes Woche am Tag seiner Geburt vor der Klasse vortrug. Jedes Kind der Klasse tat dies, aber jedes auf seine Weise und mit seinem ganz eigenen Spruch.

Zudem wurden sowohl Homogenität als auch Heterogenität in Klassenprojekten wie die Aufführung von Theaterstücken präsent. Die ganze Klasse arbeitete hier gemeinsam an einem Projekt, in dem jeder gebraucht wurde, aber in der auch jedes Kind seine Rolle verkörperte und ihr einen individuellen Charakter gab.

Rückblickend habe ich meiner Meinung nach eine sehr gute Förderung im Bereich Heterogenität erhalten, die mir heute oft zu Empathie und dem Interesse am „Anderssein“ des Gegenübers verhilft.

In Praktika an Grundschulen erlebte ich oft Ansätze, die Heterogenität der Lerngruppe möglichst gut zu fördern. Diese gerieten aber teilweise an Grenzen, gerade dann, wenn SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf die Klasse im Unterrichtsablauf „aufhielten“ oder ablenkten. Dies führte meist zu Genervtheit und auch Ratlosigkeit sowohl bei Lehrkraft als auch den MitschülerInnen, was oft zum Ausschluss des Kindes, welche die „Störquelle“ darstellte, führte. Hier wurde die Heterogenität eben dieses Schulkindes also eher abwertend betrachtet, da es aus der Klasse quasi ausgeschlossen wurde – wenn auch nur zeitweise.

Sehr oft jedoch wurden kulturelle Unterschiede innerhalb einer Klasse als Chance der Förderung von Interessen für Heterogenität genutzt.

In Sachkunde wurde auf unterschiedliche Essensrituale eingegangen oder wenn ein Kind aufgrund einer kulturellen Festlichkeit fehlte, so erzählte es am nächsten Tag seinen MitschülerInnen davon, sodass ein direkter Austausch zwischen den Kindern mit kulturellen Unterschieden stattfinden konnte.

Sehr positiv empfand ich auch immer das Prinzip der Leistungsrückmeldung von Schulkind zu Schulkind. In meinem Orientierungspraktikum dieses Studiums ist mir ganz besonders positiv das Klassenritual der „warmen Dusche“ in Erinnerung geblieben. Dabei wurde jede Woche ein Schüler, eine Schülerin ausgewählt, die am Ende der Woche die warme Dusche bekam, bei der alle MitschülerInnen etwas nennen sollten, was sie an dem-/derjenigen besonders mögen oder lobenswert fanden. Eine sehr schöne Übung zur Wertschätzung jedes einzelnen, wie ich finde.

Im Bereich der Forschung würde ich mich im weiteren Verlauf des Studiums sehr dafür interessieren, noch mehr über den Aspekt der Leistungsheterogenität zu erfahren. Also wie die Rückmeldung und Bewertung erfolgen sollte, ohne Heterogenitäten jedes Schulkindes zu vernachlässigen und welche Wege es gäbe, den Fokus etwas vom Leistungsergebnis weg zu bewegen – vielleicht hin zum Blick auf den Lernprozess jedes individuellen Schülers, jeder individuellen Schülerin.

Zudem fände ich es sehr interessant, wenn Möglichkeiten aufgezeigt werden würden, in der die Leistungsbeurteilung nicht so stark an der Sprache orientiert ist, da ich weiß, dass ich in der späteren Praxis sehr viel mit Kindern mit DaZ- oder DaF-Hintergrund zu tun haben werde und diesen gerne ein genauso positives Lernerlebnis bieten will wie den Kindern mit Deutsch als Muttersprache.

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Jun 04 2019

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Schule für alle?

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Zum Thema Inklusion im Studium fiel mir oft auf, dass fast überall von differenziertem Unterricht für alle gesprochen wird, dies aber eher selten weiter thematisiert oder erläutert wurde. Wenn ich nach anschlussfähigen Inhalten im bisherigen Studium denke, kommt mir besonders die Vorlesung zu Erziehungswissenschaften von Dr. Prof. Baar im ersten Semester in den Sinn. Unterschiedlichkeiten wurden hier von Anfang an als etwas viel mehr Natürliches als etwas Ungewöhnliches behandelt und ein Blick auf verschiedene Aspekte der Heterogenität geworden. Der inklusiven Pädagogik war eine ganze Veranstaltung gewidmet, in der Phillip Neumann die „Bielefelder Längsschnittstudie zum Lernen in inklusiven und exklusiven Förderarrangements – BiLieF“ vorstellte, eine Studie, in der das Augenmerk auf der Frage lag, wie sich die Form der Lerninstitution auf die schulische Entwicklung der SuS auswirkt.

Mittlerweile frage ich mich, wieso die Thematik des inklusiven Unterrichts im Studium nicht noch stärker beleuchtet wird. Gerade heute – in einer Zeit, in der die Inklusion so gut wie alle Lehrkräfte betrifft – sollten die angehenden LehrerInnen sich innerhalb Ihrer Ausbildung hinreichend und intensiv mit dem Thema der Inklusion beschäftigen können, um dieses Wissen anschließend auf Ihre Praxis zu übertragen.

In meinen Praktika wurde vor allem die Relevanz von multifunktionalen Teams deutlich. Es gab nicht nur den Klassenlehrer/die Klassenlehrerin, sondern auch eine Sonderpädagogin – die gleichzeitig die „Streitschlichterin“ an der Schule war, die Kinder sollten also in der Gruppe, in der der Konflikt stattfand, zu ihr kommen, damit der Unterricht in der Klasse weiter gehen konnte. Zudem waren oft noch pädagogische Fachkräfte in den Klassen vertreten und viele Klassen hatten einen Lesepaten, der sie ca. einmal in der Woche besuchte. Hier wurde mir wieder klar, aus wie viel Teamarbeit die Tätigkeit eines/einer Lehrers/Lehrerin besteht.

Ich würde sehr gerne in kommenden Unterrichtseinheiten das Augenmerk darauf legen, inwiefern ich den SuS entgegen kommen kann und eine Beteiligung der Kinder an der Gestaltung des Unterrichts möglich werden kann. So könnte man gut einzelne Förderbereiche herauslesen und auch den Unterricht noch stärker entsprechend der Interessen der Klasse gestalten.

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Mai 30 2019

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Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

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Da ich als ehemalige Waldorfschülerin nie den Bruch zwischen dem Grundschulunterricht und jenem an weiterführenden Schulen erlebt habe, fällt es mir etwas schwer, meinen anfänglichen Englischunterricht vom weiterführenden Englischunterricht zu unterscheiden, da der eine nahtlos in den anderen überging.

Meine Schulklasse hatte ab dem ersten Schuljahr Englischunterricht, der noch sehr spielerisch gestaltet wurde und somit die funktionalen Aspekte, also das erste „Antasten“ an die Sprache in den Vordergrund stellte. Es wurde vor allem mit gemeinsamem Gesang und Aufsagen von Reimen gearbeitet, um den Klang und das „Sprachgefühl“ des Englischen kennen zu lernen. Oft wurde dies mit spielerischen und rhythmischen Elementen verbunden.

Ich erinnere mich, dass wir mit dem Buch „Polar Bear, Polar Bear, what do you hear?“ die ersten Tiernamen kennen lernten und dies gleich mit dem dazugehörigen Geräusch verknüpfen konnten.

Wie schon erwähnt fand der Einstieg in die Grammatik des Englischen als langsam aufbauender Anschluss an die funktionalen Aspekte statt. Ich würde sagen, dies fing langsam ab dem fünften Schuljahr an und steigerte sich dann immer mehr.

In meiner Erfahrung zeichnen sich gute SprachlehrerInnen meist durch ihre hohe Fehlertoleranz aus. Wer seine SchülerInnen ermutigt, zu sprechen und Fehler zu machen, legt die beste Basis für einen möglichst freien und selbstsicheren Umgang mit der jeweiligen Sprache. Ich erinnere mich auch, dass mein Interesse für die Sprache immer stark durch persönliche Erfahrungen der Lehrkraft, welche mit der Sprache zusammenhingen, gesteigert wurde. Mein erster Englischlehrer kam aus Australien und die ganze Klasse lauschte stets gespannt, wenn er – auf Deutsch sowie auf Englisch – von all den besonderen Tieren, die es dort gab, berichtete.

Um auf das Thema von Inklusion und den Umgang mit Heterogenität zurückzukommen, möchte ich beispielhaft das Verhalten eines Schülers in einer 4. Klasse – nennen wir ihn Felix – beleuchten.

Felix wurde bereits kurz nach seinem fünften Geburtstag eingeschult, da die Eltern – welche gerade aus Großbritannien nach Deutschland gezogen waren – ihr Kind zu früh angemeldet hatten, ohne zu wissen, dass man diese Anmeldung nicht zurückziehen kann. Felix war mit dem Ganzen von Anfang an stark überfordert, wie mir seine Klassenlehrerin erzählte. Dies ist absolut verständlich, wenn man bedenkt, dass er zum Zeitpunkt seiner Einschulung erst ein paar Monate im fremden Deutschland war. Während der ersten zwei Schuljahre sprach er kaum ein Wort und verweigerte die Teilnahme am Unterricht gänzlich.

Als ich Felix in meinem Praktikum kennen lernte, hatte er sich zwar in die Klassengemeinschaft eingefunden und verstand sich gut mit vielen von seinen MitschülerInnen, aber im Unterricht konnte er sich nie lange Konzentrieren und auch Wortmeldungen kamen kaum vor – alles andere war spannender als das, was der Lehrer/die Lehrerin erzählte. Dabei war Felix ein unglaublich schlaues Kind, was ich bemerkte, als ich in Einzelarbeitszeiten mit ihm zusammenarbeitete. Nicht nur die gestellten Aufgaben konnte er schnell lösen, sondern oft dachte er noch weiter und kam so auf Unterrichtsinhalte, die noch gar nicht behandelt worden waren. Ich fragte mich mehr als einmal, wieso auf das Potenzial von Felix nicht eingegangen wurde, bis ich selbst eine Unterrichtseinheit vor der Klasse hielt/gestaltete. Sein unruhiges, unkonzentriertes Verhalten war so prägnant, dass man froh war, wenn er einfach einmal für einen kurzen Moment still saß. So versuchte auch ich, dass Felix möglich ruhig blieb und man so dem Rest der Klasse ein ruhiges und konzentriertes Arbeiten ermöglichen konnte, ohne dass Felix ständig für eine neue Unruhe sorgte.

In diesem Bezug wären meine Fragen, wie es mir gelingen kann, solche SchülerInnen wie Felix zu fördern, ohne dass die anderen SchülerInnen oder ein ruhiges Klassenklima zerstört werden, als auch, wie ich den Eltern nahebringen kann, dass ihr Kind außerhalb der Schule noch Einzelförderung benötigt bzw. wie ich erkenne, ab wann dies nötig ist.

Literatur: Giesler, Dr. Tim: Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ – Englischunterricht zwischen Selektion und Inklusion

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Mai 21 2019

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Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

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Aufgrund von Sprachfertigkeiten auf eine Gymnasialempfehlung zu verzichten, halte ich für sehr schwierig. Zudem liefert die Aussage „ein Schüler, der vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen ist“ keinerlei Informationen über die tatsächlichen sprachlichen Defizite, die dieser Schüler möglicherweise in der deutschen Sprache aufweist. Sollte er vor allem Probleme mit der Bildungssprache Schwierigkeiten haben, wäre das meiner Meinung nach auch kein Grund, auf die Empfehlung zu verzichten, da die Aspekte der Bildungssprache ja vor allem im Feld der Schule erlernt werden und dies durch wenig sprachlichen Input im Alltag ersetzt werden kann. Hier werden also die Sprachfertigkeiten auf die Leistungsfähigkeiten des Schülers übertragen, was gerade im Hinblick auf Heterogenität bei Schülern ein Problem darstellt.

Mehrsprachigkeit im Kontext Schule hab ich in meinem Praktikum vor allem in Spielzeiten bzw. der Pause erlebt. Oft wurde hier zwischen Sprachanfängern und deutschsprachigen Mitschülern oder auch Betreuern durch ältere Schüler, welche die gleiche Sprache sprechen, vermittelt. Aber auch innerhalb des Unterrichts wurde in Ansätzen auf die Mehrsprachigkeit eingegangen, zum Beispiel, wenn ein Wort in der Muttersprache von einem Schüler/einer Schülerin mit Migrationshintergrund gesagt wurde, wurde oft versucht, ihn/sie zum Umschreiben eben jenes Wortes mit bekannten deutschen Worten zu ermutigen. Zudem gab es Förderstunden für Sprachanfänger.

Spannend wäre in diesem Zusammenhang zu beobachten, inwiefern es Lehrkräften möglich ist, Leistungen weitestgehend unabhängig von der Sprachfertigkeit zu beurteilen bzw. ob es überhaupt möglich ist. Hierzu müsste man die Ansätze kennen, um sie beobachten und beurteilen zu können.

Um innerhalb des Schulsystems unserer mehrsprachigen Gesellschaft gerecht zu werden, sollte der Fokus meiner Meinung nach noch stärker auf „Deutsch als Zweitsprache“ gelegt werden. Die Bildungssprache müsste stärker thematisiert werden und zwar so, dass nicht nur die Lehrkraft, sondern auch die SuS sie weitestgehend in dem entsprechenden Fach gebrauchen. Zudem ist ein Einbezug des Elternhauses extrem wichtig – auch wenn die Kommunikation hier eventuell Umwege gehen muss, da die Eltern des Kindes selbst kein gutes Deutsch sprechen. Zuletzt wäre ein Basiswissen über den syntaktischen Aufbau der in der Klasse vertretenen Sprachen sehr hilfreich, sodass man Probleme, die im deutschen Sprachgebrauch der Schülerin/des Schülers auftauchen, erst einmal verstehen und dann dementsprechend mit dem Kind zusammen angehen kann.

 

Literatur: Daase, Dr. Prof. Andrea – „Ringvorlesung Heterogenität“: Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

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Mai 19 2019

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Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen

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Leistungen sind nie nur von einem Faktor abhängig. Immer sind mehrere Umstände beteiligt, die beeinflussen, wie gut unsere Voraussetzungen sind, in einem gewissen Bereich eine gute oder eben weniger gute Leistung zu erzielen.

Innerhalb der Schule sind hier die Lehrpersonen, aber ebenso das soziale Umfeld zuhause, die Lerngruppe und die Lernbereitschaft des Schülers/der Schülerin ausschlaggebend. Die Lehrkraft beeinflusst hierbei nur etwa 20-25% des Lernerfolges der eigenen SuS (Vgl. Helmke, Lipowsky et al., 2007). Dennoch ist die Haltung dieser Lehrperson von hoher Relevanz. Es ist wichtig, dass sie den SuS Möglichkeiten bietet, den Unterricht mitzugestalten, Erwartungen an die SuS transparent hält und außerdem Heterogenitäten wahrnimmt und den Unterricht dementsprechend zugänglich für jede Schülerin und jeden Schüler gestaltet.

In meinen Praktika erfolgte eine erste Leistungsbeurteilung durch eine mündliche Rückmeldung. Oft wurde auch im Arbeitsheft ein kleiner Kommentar zum Geleisteten verfasst oder ein Stempel, der eine entsprechende Emotion (fröhlich = gut gemacht usw.) zur erbrachten Leistung darstellte, auf der Seite platziert. In einer anderen Klasse gab es das sogenannte „Smileyrennen“, bei dem Verhalten und Leistung jedes einzelnen der Klasse am Ende des Schultages einmal von der ganzen Klasse reflektiert wurden. Anschließend wurde von Klasse und Lehrkraft beschlossen, ob der jeweilige Schüler/die jeweilige Schülerin im „Rennen“ vor oder doch zurück rücken musste. Zudem habe ich in meinen Praktika aber oft festgestellt, dass die Leistungserfolge leistungsschwächerer Schüler und Schülerinnen oft kaum registriert werden und somit der Lernerfolg von diesen Kindern gar nicht mehr so positiv wahrgenommen wird, da kaum positive Rückmeldung stattfindet, weil die anderen Klassenkameraden/kameradinnen ja schon so viel weiter sind.

Mit Blick auf das KompoLei-Modell wäre es in kommenden Praktika interessant, das Augenmerk auf die Fragestellung zu legen inwiefern individuelle Erfolge im Lernprozess jedes einzelnen Kindes von der Lehrperson berücksichtigt werden können aber auch, inwiefern die Schüler und Schülerinnen im Stande sind, ihre eigene Leistung selbst zu beurteilen.

Auch heute ist die Leistungsbeurteilung ein Prinzip, das Ungleichheiten, Stärken und Schwächen der SuS stark hervorhebt, was schnell zu Frustration der Leistungsschwächeren führen kann.

An dieser Stelle erlaube ich mir, die Frage zu stellen, ob eine Beurteilung anhand festgelegter Standards bei einer solchen Vielfalt in den heterogenen Lerngruppen an heutigen Grundschulen überhaupt noch sinnvoll und zielführend ist.

 

Literatur: – Trostmann, Sven: Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ – Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen! Ein pädagogischer Diskurs zur Leistungsheterogenität im Spannungsfeld von Standardisierung und Individualisierung, 2019

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Mai 10 2019

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Integrierte Förderung von Sprache im Rahmen des Unterrichts an der Grundschule

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Dieser Blogbeitrag beschäftigt sich mit dem Aspekt der Integrierten Frühförderung von Sprache und Mathematik im Rahmen des Kita-Projektes „Entdecken & Erzählen“ nach Enter, und inwiefern sich dies auch in der Grundschule mit einbringen lässt.

Auch in Bezug auf die Sprachförderung stellt die Zusammenarbeit mit den Eltern oder Bezugspersonen der Schüler eine bedeutend große Rolle. Die Eltern/Bezugspersonen sollten aus diesem Grund unbedingt in das Projekt miteinbezogen werden, sodass auch im familiären Umfeld auf die individuellen Förderbedürfnisse des Schulkindes eingegangen werden kann.

Gegebenenfalls müssen die Vorteile des Projekts – zum Beispiel bei der Projektvorstellung auf einem Elternabend – erläutert werden, da es gut möglich ist, dass die Eltern/Bezugspersonen den Sinn des „Spielens“ innerhalb des Unterrichts nicht mit dem Lernen in der Grundschule in Verbindung bringen.

Die Materialien müssten auf das Alter und Leistungsniveau der Klasse angepasst werden, sodass sich die SchülerInnen nicht unterfordert fühlen und das Projekt nicht den gewünschten Effekt hat.

Unter diesen Voraussetzungen ist das Projekt von Enter auch im Grundschulunterricht einsetzbar.

Im Mathematikunterricht kann die Durchführung dieses Projektes äußerst hilfreich sein, um Fremd- und Fachbegriffe in Textaufgaben verstehen zu können. Außerdem kann man spielerisch einen guten Einstieg in ein neues Thema schaffen. Die Kinder lernen das neue Themenfeld spielend kennen, während die Lehrkraft so erkennt, welches Kind in diesem Bereich schon einiges kann und wer noch Förderung braucht.

Im Fach Deutsch würde sich offener Unterricht mit Stationsarbeit durchaus anbieten, da auch hier individuell auf die Förderbedürfnisse der SchülerInnen eingegangen werden kann.

In meinem Praktikum wurde mehrfach die Methode angewendet, dass unbekannte Wörter in einem Text von jedem Kind markiert und dann anschließend im Plenum von anderen erklärt oder gemeinsam erarbeitet wurden. Auch hier könnte man – verbunden mit dem spielerischen Aspekt – die Sprache/den Umgang mit fremden Wörtern klären.

Ein spannender Forschungsaspekt im Hinblick auf die Integrierte Förderung von Sprache wäre, regelmäßig auftauchende Schwierigkeiten in der Sprache im Unterricht zu prüfen und untersuchen, aber auch, herauszufinden, welchen Einfluss die bilinguale Zweisprachigkeit auf das Lernen und den Förderbedarf der eigenen Sprachlichkeit nimmt.

Literatur:

    • Böning, Dagmar – Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ – Integrierte (Früh-)Förderung von Sprache und Mathematik, 2019

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Apr 10 2019

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Soziokulturelle Heterogenitäten im schulischen Bereich

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Im Bereich der Pädagogik gibt es unterschiedliche Modelle, die sich auf den Umgang mit soziokultureller Heterogenität beziehen.

Die Ausländerpädagogik legt den Fokus auf das homogenisieren einer Lerngruppe, bei dem die Kinder mit soziokultureller ´Andersartigkeit´ speziell gefördert werden, beispielsweise durch Sprachförderung oder in Sonderklassen.

Das pädagogische Konzept der interkulturellen Bildung findet seinen Schwerpunkt in der Heterogenität der Klasse, es geht darum, Klassengemeinschaften trotz oder eher aufgrund ihrer Unterschiedlichkeiten innerhalb der Gruppe zu fördern und das Anderssein der Anderen schätzen zu lernen.

Eine Konstruktion der Merkmale der (sozialen) Wirklichkeit bewirkt die antirassistische Pädagogik durch ihre Differenzierung und auch Betonung von Selbst- und Fremdenwahrnehmung (Vgl. Hausmann, R. – Wege und Ziele antirassistischer Pädagogik).

Das vierte Modell stellt die „Diversity Education“ dar, die nicht nur Heterogenitäten auf soziokultureller, sondern auch auf gendertheoretischer und milieubedingter Ebene betrachtet.

In meinem Orientierungspraktikum wurden innerhalb einer Klasse alle vier Ansätze teilweise durchgeführt. Es gab spezielle Sprachförderungs-Stunden für Kinder mit deutsch als Zweitsprache, aber auch immer wieder Situationen, in denen SchülerInnen ihre/n Klassenkameraden/Klassenkameradin mit anderem soziokulturellem Hintergrund baten, doch einmal etwas von den eigenen Traditionen zu erzählen. Dies fand auch des öfteren von der Lehrkraft angeleitet statt. Ebenso war es, wenn an manchen Tagen aus kulturellen oder religiösen Gründen fehlten. Die Lehrkraft erläuterte dies und bat am nächsten Tag die Schülerin/den Schüler, doch einmal ein bisschen davon zu erzählen.

Zudem gab es für die ganze Klasse einen Lesepaten, der einmal die Woche kam und mit jedem einzelnen Schüler/jeder einzelnen Schülerin der Reihe nach Beziehungsarbeit in einer halben Stunde des Vorlesens und der Leseförderung zu leisten.

Für mich wäre in diesem Kontext besonders interessant, wie diese pädagogischen Konzepte je nach Klassenbeschaffenheit angewandt und kombiniert werden müssen, um das höchstmögliche Bewusstsein und eine Akzeptanz von soziokulturellen Heterogenitäten bei Kindern in der Grundschule zu schaffen.

Mit einem Blick auf die Schulen und Unterrichtspraktiken, die ich bisher kennenlernen durfte, ist mir mittlerweile sehr klar, dass eine positive Haltung gegenüber der Vielfalt anderer nur durch Kommunikation und Interesse für den Anderen entsteht. Das bewusste Einbauen von in der Klasse vertretenen Kulturen in den Unterricht finde ich daher äußerst sinnvoll, da die Kinder durch ihre eigenen Erfahrungen kulturelle Unterschiede für ihre MitschülerInnen greifbarer machen können.

 

Literatur:

-Fantini, Christoph. 2019: Folien zur Vorlesung „Soziokulturelle Heterogenität –
Erziehungswissenschaftliche Perspektiven“

-Hausmann, Rüdiger: Wege und Ziele antirassistischer Pädagogik – eine diskurstheoretische Studie mit exemplarischen Fallanalysen (Zugriff: 10.04.10, 10:30)

 

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Apr 06 2019

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Einblick in das Spannungsfeld zwischen Heterogenität und Homogenität

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Unterschiedlichkeit oder Vielfalt von Charakteren ist eine Realität unseres Alltags und wird somit auch zur Realität des Schulalltags. Diese Vielfalt wird als Heterogenität bezeichnet. Es geht also um die Individualität jedes Einzelnen in unterschiedlichen Bereichen.

Um Heterogenitäten zu erkennen beziehungsweise mit ihnen umgehen zu können, müssen jedoch zunächst die Gegebenheiten einer homogenen Gruppe geschaffen werden.

Damit meine ich, das die Einzigartigkeit, die Stärken und Schwächen einer Person meist erst in einer Gruppe deutlich werden.

Stellen wir uns eine Schulklasse vor, so ist diese ganz oberflächlich betrachtet eine homogene Gruppe. Kinder der etwa gleichen Altersstufe besuchen alle die gleiche Klasse, haben alle die gleichen Schulzeiten und müssen das Gleiche lernen.

Doch sobald man anfängt, innerhalb dieser Gruppe zu differenzieren, wird schnell klar, wie vielfältig jeder einzelne Charakter in der Gruppe ist. Ganz oberflächlich beginnt dies bei der Unterscheidung in männlich und weiblich, in brünett, blond oder rothaarig, groß oder eher klein.

In einer Schulklasse tragen vor allem die Leistungsunterschiede jedes einzelnen Kindes maßgeblich dazu bei, dass man von einer heterogenen Gruppe spricht. Auch fächerübergreifend kann dies betrachtet werden. So hat Kind x ein sehr gutes mathematisches Verständnis, tut sich jedoch mit dem Lesen und Schreiben sehr schwer, während Kind y sehr gut im Lesen und Schreiben ist, sich aber mit dem Rechnen sehr schwer tut.

Ich habe bisher an Schulen die Erfahrung gemacht, dass die Heterogenität vor allem in freien Arbeitszeiten oder in Gruppen mit Kindern unterschiedlicher Leistungsniveaus gefördert werden kann. Kinder, die etwas verstanden haben, erklären den anderen meist gerne, wie das funktioniert. Auch in den freien Arbeitszeiten kann vielleicht der Sitznachbar helfen oder sonst die Lehrkraft auf die individuellen Förderbedarfe jedes Schülers im Ansatz eingehen.

Schwierig ist das Thema Heterogenität vor allem beim Frontalunterricht oder aber dem Austausch von Schülern im Plenum. Hier gehen die leistungsschwachen SchülerInnen oft unter, da die leistungsstarken so präsent sind.

Gleichzeitig darf aber auch die Homogenität der Klasse als ganze, zusammengehörige Gruppe nicht außer Acht gelassen werden.

Eine spannende Frage wäre es, wie man es im Schulalltag schafft, das Gleichgewicht zwischen der Klasse als heterogene und gleichzeitig als homogene Gruppe zu erhalten.

Literatur:
Fantini, Christoph. 2019: Folien zur Vorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule. Einführung in die Thematik und Systematik der Ringvorlesung“

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