Mai 21 2019

Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

Posted at 22:36 under Allgemein

Aufgrund von Sprachfertigkeiten auf eine Gymnasialempfehlung zu verzichten, halte ich für sehr schwierig. Zudem liefert die Aussage „ein Schüler, der vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen ist“ keinerlei Informationen über die tatsächlichen sprachlichen Defizite, die dieser Schüler möglicherweise in der deutschen Sprache aufweist. Sollte er vor allem Probleme mit der Bildungssprache Schwierigkeiten haben, wäre das meiner Meinung nach auch kein Grund, auf die Empfehlung zu verzichten, da die Aspekte der Bildungssprache ja vor allem im Feld der Schule erlernt werden und dies durch wenig sprachlichen Input im Alltag ersetzt werden kann. Hier werden also die Sprachfertigkeiten auf die Leistungsfähigkeiten des Schülers übertragen, was gerade im Hinblick auf Heterogenität bei Schülern ein Problem darstellt.

Mehrsprachigkeit im Kontext Schule hab ich in meinem Praktikum vor allem in Spielzeiten bzw. der Pause erlebt. Oft wurde hier zwischen Sprachanfängern und deutschsprachigen Mitschülern oder auch Betreuern durch ältere Schüler, welche die gleiche Sprache sprechen, vermittelt. Aber auch innerhalb des Unterrichts wurde in Ansätzen auf die Mehrsprachigkeit eingegangen, zum Beispiel, wenn ein Wort in der Muttersprache von einem Schüler/einer Schülerin mit Migrationshintergrund gesagt wurde, wurde oft versucht, ihn/sie zum Umschreiben eben jenes Wortes mit bekannten deutschen Worten zu ermutigen. Zudem gab es Förderstunden für Sprachanfänger.

Spannend wäre in diesem Zusammenhang zu beobachten, inwiefern es Lehrkräften möglich ist, Leistungen weitestgehend unabhängig von der Sprachfertigkeit zu beurteilen bzw. ob es überhaupt möglich ist. Hierzu müsste man die Ansätze kennen, um sie beobachten und beurteilen zu können.

Um innerhalb des Schulsystems unserer mehrsprachigen Gesellschaft gerecht zu werden, sollte der Fokus meiner Meinung nach noch stärker auf „Deutsch als Zweitsprache“ gelegt werden. Die Bildungssprache müsste stärker thematisiert werden und zwar so, dass nicht nur die Lehrkraft, sondern auch die SuS sie weitestgehend in dem entsprechenden Fach gebrauchen. Zudem ist ein Einbezug des Elternhauses extrem wichtig – auch wenn die Kommunikation hier eventuell Umwege gehen muss, da die Eltern des Kindes selbst kein gutes Deutsch sprechen. Zuletzt wäre ein Basiswissen über den syntaktischen Aufbau der in der Klasse vertretenen Sprachen sehr hilfreich, sodass man Probleme, die im deutschen Sprachgebrauch der Schülerin/des Schülers auftauchen, erst einmal verstehen und dann dementsprechend mit dem Kind zusammen angehen kann.

 

Literatur: Daase, Dr. Prof. Andrea – „Ringvorlesung Heterogenität“: Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

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