Mai 19 2019

Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen

Posted at 11:00 under Allgemein

Leistungen sind nie nur von einem Faktor abhängig. Immer sind mehrere Umstände beteiligt, die beeinflussen, wie gut unsere Voraussetzungen sind, in einem gewissen Bereich eine gute oder eben weniger gute Leistung zu erzielen.

Innerhalb der Schule sind hier die Lehrpersonen, aber ebenso das soziale Umfeld zuhause, die Lerngruppe und die Lernbereitschaft des Schülers/der Schülerin ausschlaggebend. Die Lehrkraft beeinflusst hierbei nur etwa 20-25% des Lernerfolges der eigenen SuS (Vgl. Helmke, Lipowsky et al., 2007). Dennoch ist die Haltung dieser Lehrperson von hoher Relevanz. Es ist wichtig, dass sie den SuS Möglichkeiten bietet, den Unterricht mitzugestalten, Erwartungen an die SuS transparent hält und außerdem Heterogenitäten wahrnimmt und den Unterricht dementsprechend zugänglich für jede Schülerin und jeden Schüler gestaltet.

In meinen Praktika erfolgte eine erste Leistungsbeurteilung durch eine mündliche Rückmeldung. Oft wurde auch im Arbeitsheft ein kleiner Kommentar zum Geleisteten verfasst oder ein Stempel, der eine entsprechende Emotion (fröhlich = gut gemacht usw.) zur erbrachten Leistung darstellte, auf der Seite platziert. In einer anderen Klasse gab es das sogenannte „Smileyrennen“, bei dem Verhalten und Leistung jedes einzelnen der Klasse am Ende des Schultages einmal von der ganzen Klasse reflektiert wurden. Anschließend wurde von Klasse und Lehrkraft beschlossen, ob der jeweilige Schüler/die jeweilige Schülerin im „Rennen“ vor oder doch zurück rücken musste. Zudem habe ich in meinen Praktika aber oft festgestellt, dass die Leistungserfolge leistungsschwächerer Schüler und Schülerinnen oft kaum registriert werden und somit der Lernerfolg von diesen Kindern gar nicht mehr so positiv wahrgenommen wird, da kaum positive Rückmeldung stattfindet, weil die anderen Klassenkameraden/kameradinnen ja schon so viel weiter sind.

Mit Blick auf das KompoLei-Modell wäre es in kommenden Praktika interessant, das Augenmerk auf die Fragestellung zu legen inwiefern individuelle Erfolge im Lernprozess jedes einzelnen Kindes von der Lehrperson berücksichtigt werden können aber auch, inwiefern die Schüler und Schülerinnen im Stande sind, ihre eigene Leistung selbst zu beurteilen.

Auch heute ist die Leistungsbeurteilung ein Prinzip, das Ungleichheiten, Stärken und Schwächen der SuS stark hervorhebt, was schnell zu Frustration der Leistungsschwächeren führen kann.

An dieser Stelle erlaube ich mir, die Frage zu stellen, ob eine Beurteilung anhand festgelegter Standards bei einer solchen Vielfalt in den heterogenen Lerngruppen an heutigen Grundschulen überhaupt noch sinnvoll und zielführend ist.

 

Literatur: – Trostmann, Sven: Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ – Leistungen wahrnehmen, rückmelden und beurteilen! Ein pädagogischer Diskurs zur Leistungsheterogenität im Spannungsfeld von Standardisierung und Individualisierung, 2019

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