Apr 10 2019

Soziokulturelle Heterogenitäten im schulischen Bereich

Posted at 11:01 under Allgemein

Im Bereich der Pädagogik gibt es unterschiedliche Modelle, die sich auf den Umgang mit soziokultureller Heterogenität beziehen.

Die Ausländerpädagogik legt den Fokus auf das homogenisieren einer Lerngruppe, bei dem die Kinder mit soziokultureller ´Andersartigkeit´ speziell gefördert werden, beispielsweise durch Sprachförderung oder in Sonderklassen.

Das pädagogische Konzept der interkulturellen Bildung findet seinen Schwerpunkt in der Heterogenität der Klasse, es geht darum, Klassengemeinschaften trotz oder eher aufgrund ihrer Unterschiedlichkeiten innerhalb der Gruppe zu fördern und das Anderssein der Anderen schätzen zu lernen.

Eine Konstruktion der Merkmale der (sozialen) Wirklichkeit bewirkt die antirassistische Pädagogik durch ihre Differenzierung und auch Betonung von Selbst- und Fremdenwahrnehmung (Vgl. Hausmann, R. – Wege und Ziele antirassistischer Pädagogik).

Das vierte Modell stellt die „Diversity Education“ dar, die nicht nur Heterogenitäten auf soziokultureller, sondern auch auf gendertheoretischer und milieubedingter Ebene betrachtet.

In meinem Orientierungspraktikum wurden innerhalb einer Klasse alle vier Ansätze teilweise durchgeführt. Es gab spezielle Sprachförderungs-Stunden für Kinder mit deutsch als Zweitsprache, aber auch immer wieder Situationen, in denen SchülerInnen ihre/n Klassenkameraden/Klassenkameradin mit anderem soziokulturellem Hintergrund baten, doch einmal etwas von den eigenen Traditionen zu erzählen. Dies fand auch des öfteren von der Lehrkraft angeleitet statt. Ebenso war es, wenn an manchen Tagen aus kulturellen oder religiösen Gründen fehlten. Die Lehrkraft erläuterte dies und bat am nächsten Tag die Schülerin/den Schüler, doch einmal ein bisschen davon zu erzählen.

Zudem gab es für die ganze Klasse einen Lesepaten, der einmal die Woche kam und mit jedem einzelnen Schüler/jeder einzelnen Schülerin der Reihe nach Beziehungsarbeit in einer halben Stunde des Vorlesens und der Leseförderung zu leisten.

Für mich wäre in diesem Kontext besonders interessant, wie diese pädagogischen Konzepte je nach Klassenbeschaffenheit angewandt und kombiniert werden müssen, um das höchstmögliche Bewusstsein und eine Akzeptanz von soziokulturellen Heterogenitäten bei Kindern in der Grundschule zu schaffen.

Mit einem Blick auf die Schulen und Unterrichtspraktiken, die ich bisher kennenlernen durfte, ist mir mittlerweile sehr klar, dass eine positive Haltung gegenüber der Vielfalt anderer nur durch Kommunikation und Interesse für den Anderen entsteht. Das bewusste Einbauen von in der Klasse vertretenen Kulturen in den Unterricht finde ich daher äußerst sinnvoll, da die Kinder durch ihre eigenen Erfahrungen kulturelle Unterschiede für ihre MitschülerInnen greifbarer machen können.

 

Literatur:

-Fantini, Christoph. 2019: Folien zur Vorlesung „Soziokulturelle Heterogenität –
Erziehungswissenschaftliche Perspektiven“

-Hausmann, Rüdiger: Wege und Ziele antirassistischer Pädagogik – eine diskurstheoretische Studie mit exemplarischen Fallanalysen (Zugriff: 10.04.10, 10:30)

 

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