(Welt-) Gesellschaftliche Veränderungen und die Reaktion von Schule – ein Blick auf Strukturen und Konzepte

  1. Was ist gemeint mit einer ´nationalen Orientierung des Bildungssystems´? Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)

 

 Es ist damit gemeint, dass sich die „nationale Orientierung des Bildungssystems“ auf den Fokus der verschiedenen Fächer bezieht. Im Vordergrund stehen zum Beispiel deutsche Politik und Geschichte, etc.

In jedem Land ist der zu lernende Stoff abhängig von der „nationalen Orientierung des Bildungssystems“.

Da ich nicht in Deutschland zur Schule gegangen bin, beziehe ich mich im Folgenden auf das syrische Bildungssystem: Wir als kurdisch stämmige Schüler/innen haben uns beispielsweise immer  über den Politikunterricht beschwert, denn es ging in Syrien nur um das Assad-Regime.

Auch der Religionsunterricht ist ein gutes Beispiel für die „nationale Orientierung des Bildungssystems“. Viele nicht religiöse Schulkameraden/innen mussten trotzdem über den Islam lernen und sich darin prüfen lassen. Zusätzlich haben wir im Musikunterricht in Syrien nicht nur syrische Künstler, sondern auch internationale Künstler behandelt, wie Beethoven und Mozart.

 

  1. ‚Migration als Herausforderung für die Schule‘ und sog. ‚Schüler mit Migrationshintergrund‘

Umgang mit neu zugewanderte Schüler/innen in deutschen Schulen ist schon eine große Herausforderung für die Lehrkraft  und es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, das Thema „Migration“ zu berücksichtigen, weil, wenn sie Deutsch lernen und in Zukunft hier arbeiten und leben, heißt das bereits, dass sie ein Teil von diesem Land sind. Die Vorlesung war für mich sehr sinnvoll, auch wenn es keine neuen Aspekte gab, da ich als erwachsen nach Deutschland zugewandert bin und mich täglich mit diesem Them beschäftige.

 

3- Das Beispiel von Batül

„Doing Culture“ ist scheinbar eine Praxis, die bei der Lehrkraft häufiger vorkommt. Das Fallbeispiel Betül zeigt, dass die Lehrerin die türkischstämmige Betül nur auf ihre Wurzeln reduziert, indem sie es normal findet, dass Betül die ihr zugeschriebenen Überzeugungen besitze und diese weiterhin absichtlich in ihrem Aufsatz teilen möchte. Aber Betül sieht sich als Europerin und grenzt sich von den Überzeugungen ab, indem sie das Aussuchen eine Partners als typisch turkisch abwertet. Dadurch versucht sie die Vorurteile, die um sie herrschen, aufzubrechen. So gelangt sie in eine Situation, die vielen Menschen jeden Tag passiert. Hinsichtlich diese traurigen Vorfälle denke ich, dass ich auf positive Weise zunehmend unterschiedlicher Identitäten und Individuen bilden, die man nicht irgendwo zuordnen muss und die so akzeptiert werden, wie sie sich präsentieren wollen.

 

Sipan Abbas 

 

Heterogenität als Merkmal der Gesellschaft und Herausforderung für die Schule

 In einer Schulklasse von heute sitzen für gewöhnlich 20 bis 25 Schüler/innen, von denen in Bundesländern wie Bremen und Berlin mindestens die Hälfte der Schüler/innen einen Migrationshintergrund hat. Aber auch körperlich und geistig eingeschränkte Schüler/innen werden längst nicht nur in diesen beiden Bundesländern in die normale Schulklasse integriert. Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass die Schulklassen in Deutschland nicht homogen, sondern heterogen sind. Das bedeutet, dass die Lehrkraft nicht mehr nur auf ein und dieselbe Weise routiniert unterrichten kann. Sie muss sich vielmehr den zunehmend heterogenen Klassen anpassen, sei es bezüglich der unterschiedlichen Kulturen und Religionen, sei es in Bezug auf mögliche körperliche Einschränkungen, die es den Betroffenen schwerer machen, dem Unterricht zu folgen.

 

Man spricht vom Konstruktionscharakter der Heterogenität, weil Heterogenität von dem gesellschaftlichen Denken und Handeln abhängt und sich je nach Zeit verändern kann. Das heißt, Heterogenität wird ständig und je nach Gesellschaft neu „konstruiert, ist also nicht gleich bleibend, sondern muss konstruiert werden.

 

In meiner Schulzeit habe auch ich Erfahrungen mit Heterogenität und dem Umgang der Lehrenden damit sammeln können. In meiner Heimat wurde anders als in Deutschland beispielsweise keine Rücksicht auf körperliche Einschränkungen genommen. Stattdessen wurden diese Schüler/innen separat unterrichtet.

Auch auf sprachlicher Ebene wurden verschiedene Muttersprachen nicht berücksichtigt. Arabisch war als einzige Sprache vorgeschrieben, was bedeutete, dass alle anderen Sprachen verboten waren. Deshalb fühlte auch ich mich benachteiligt, als ich in die Schule kam und nur Kurdisch sprechen konnte. An dieser Stelle aber förderte die Institution Schule, die kurdisch stämmigen Schüler/innen nicht extra, sondern überließ es ihnen privat und selbstständig, die offizielle Schulsprache „Arabisch“ zu lernen.

 

 

Sipan Abbas