3. Woche: Neue Methoden für digitale Medien – #eTeachr2016KW19
In den letzten zwei Wochen sollte das Thema also „Digitale Methodennutzung“ sein. Zuerst habe ich lange überlegt, für welche Variante ich mich entscheiden soll. Soll ich mich damit beschäftigen, wie ein digitales Werkzeug für die verschiedene Methoden im Unterricht eingesetzt werden kann – oder soll ich mir überlegen, wie ich eine Methode mit verschiedenen Werkzeugen umsetzen kann? Nachdem ich mir den Unterricht in meinen Hospitationsklassen angesehen hatte, war dann für mich ziemlich schnell klar, dass ich mich auf eine Methode konzentrieren und diese ein wenig digitalisieren möchte.
In meiner Neunten, in der ich Politik/GSL unterrichte, ist es üblich, am Anfang der GSL- bzw. Forschendes Lernen-Stunden einen sogenannten Morgenkreis zu machen. Das ist nicht weiter spektakulär, wichtig ist hierbei nur die Praxis, zu einem Impuls eine kurze Diskussion losgelöst vom eigentlichem Unterrichtsthema zu starten. Im Moment sind dies von den Schülern selbst gewählte Impulse, häufig Fragen aus dem täglichen Leben. Davor waren es aktuelle Schlagzeilen aus dem Weserkurier. Das Besondere an diesen Impulsen ist die Tatsache, dass zum einen die Schüler_innen selbst die Themen aussuchen über die sie sprechen wollen, zum anderen sind es auch immer aktuelle Themen, die besprochen werden ohne das die Lehrkraft noch besonders darauf hinweisen oder dahin steuern muss. Beispielsweise war in den letzten Wochen ein Flugblatt des „Revolutionärer Aufbaus Bremen“ sehr präsent bei den Schüler_innen, da diese nicht nur im Einzugsgebiet verteilt wurden, sondern auch im unmittelbaren Umfeld der Schule plakatiert war. Das haben die Schüler_innen dann zum Anlass genommen, im Morgenkreis darüber zu sprechen und dieses Flugblatt zu diskutieren.
Die dazugehörige Methode, der Impuls, dient der Assoziation mit Begriffen und fragt Meinungen, Ansichten und Vorinformationen der Schüler_innen ab und wird häufig als Unterrichtseinstieg zu einem neuen Thema oder als Grundlage für die weitere Bearbeitung des Unterrichtsthemas. In der Regel wird der Impuls von der Lehrkraft vorgegeben und kann damit sehr leicht gesteuert werden. In der hier hospitierten Klasse stellen sowohl die Schüler_innen, als auch die Lehrkraft die Fragen, von denen am Anfang der Diskussion eine Frage blind gezogen wird. Das Problem dabei ist, das die Fragen zwar nah an der Lebenswelt sind (oder sein sollten), da sie von den Schüler_innen selbst gestellt werden, in der Praxis zeigt sich aber, dass die Schüler_innen kaum Fragen gewählt haben, die sie tatsächlich interessieren. Und die Fragen sind kaum aktuell, was gerade durch den Beutelsbacher Konsens und dem darin enthaltenen Aktualitätsgebot, widerspricht. Denn kaum in einer anderen Situation des Unterrichts wird so einfach, aktuell zu arbeiten. Sehr häufig kamen die Schüler_innen von den von ihnen gestellten Fragen abweichen, um sich mit anderen Themen zu beschäftigen, bspw. dem oben erwähnten Flugblatt mit dem Titel „Klassenkampf statt Vaterland“ oder der Böhmermann-Affäre. Diese Methode möchte ich gerne digitalisieren.
Die Böhmermann-Affäre möchte ich hier auch nutzen, um ein Werkzeug näher vorzustellen. Im Laufe der Diskussion kam die Frage auf, was genau eigentlich passiert sei und warum Erdogan so sehr kritisiert wird. Viele der Schüler_innen haben einen türkischen Hintergrund und über den Streit um das Gedicht wird schon länger unter den Schüler_innen diskutiert. Als großer Vorteil erwies sich dabei, dass wir in dieser Stunde sowohl Lautsprecher als auch Beamer zur Verfügung hatten. Ein Netbook habe ich selbst mitgebracht, da ich darauf Dateien für eben diese Stunde gespeichert hatte. Da ich Probleme hatte, auf die Schnelle das Gedicht zu finden, bat ich die Schüler_innen das entsprechende Video -es wurde von einem Video gesprochen – heraus zu suchen, was sie dann auch taten.
Screenshot Youtube mit extra3 Satire
Da das Böhmermann-Gedicht nicht mehr online verfügbar ist und das Gedicht ähnliche Anspielungen enthält, habe ich mich nach kurzer Rücksprache mit der Lehrkraft und den Schüler_innen darauf verständigt, dieses Video zu zeigen. Einige werden sich fragen, warum Youtube? Das ist doch ein alter Hut! Nein, definitiv nicht. Den jüngeren Lehrern ist Youtube vielleicht ein Begriff, aber den älteren ist das Videoportal unbekannt. Zudem eignet es sich gut für den Gebrauch im Unterricht, da es einige Voraussetzungen erfüllt, mit denen Lehrer_innen oftmals zu kämpfen haben:
- Es ist kostenlos. Oftmals liegen GEMA-Beschränkungen vor oder für eine öffentliche Vorführung liegt der Schule keine Erlaubnis vor.
- Es ist aktuell. Durch die Datumsanzeige des Uploads kann ich als Lehrkraft direkt sehen, von wann es ist und kann gegebenenfalls nach aktuellerem Datum filtern.
- Es ist Teil der Lebenswelt der Schüler. Viele Schüler_innen lassen sich dabei beobachten, wie sie in den Pausen oder außerhalb des Unterrichts zusammen Videos bei Youtube schauen.
- Es bietet Zugriff auf weltweite Videos. Die Suche ist nicht auf deutsche Videos beschränkt, sondern es können alle möglichen Videos gesucht werden, auch weltweit. Darin liegt auch einer der Nachteile dieses Portals. Es ist riesig und hat eine ebenso große Auswahl. Um das Richtige zu finden, muss ich genau wissen, was ich finden möchte.
Das zweite digitale Instrument, dass ich vorstellen möchte, ist Facebook. Auch hier wieder die Frage: Warum Facebook? Warum nicht blogsport oder ähnliches? Hier würde ich gerne den Internetauftritt des „Revolutionären Aufbaus Bremen“ vergleichen, da dieser auch im Unterricht thematisiert wurde.
Facebookseite „Revolutionärer Aufbau Bremen“
Blogsportseite „Revolutionärer Aufbau Bremen“
Wie zu sehen ist, halten sich beide Seiten an das Farbschema Rot/Weiß, allerdings ist die Facebookseite für die Schüler_innen einfacher zu lesen und sie können sich dort leichter orientieren. Dies ist einfach näher an ihnen und bereits Teil ihres täglichen Lebens, dass sie gar nicht mehr darüber nachdenken. Aus diesem Grund ist es auch interessant, gerade diese alltäglich wahrgenommenen Dinge ganz bewusst in den Fokus zu rücken und diese Auftritte einmal als Impuls zu nehmen und sie zu diskutieren. Die Blogsportseite bietet zwar die übersichtlicheren Informationen, aber so viel Text auf einmal würde die Schüler_innen meiner hospitierten Klasse nur abschrecken und ihnen die Lust nehmen, sich weiterhin damit zu beschäftigen.
Als Drittes würde ich gerne kurz noch auf Snapchat eingehen. Warum? Whatsapp, Snapchat, Viber und wie sie alle heißen haben doch längst die normale SMS bei der Generation Smartphone abgelöst. Bei uns gibt es nicht nur eine Whatsappgruppe für das Lehrerzimmer, sondern auch Klassenchats. Es werden Infos zu Hausaufgaben, Vertretung und zu Klassenarbeiten weitergegeben und ausgetauscht. Die Lehrkräfte sind bei Problemen schneller ansprechbar und dies wird auch genutzt, wenn der Schüler/die Schülerin Probleme zu Hause oder mit Freunden hat. Elternmitteilungen brauchen nicht mehr tagelang, um über den Briefweg Zuhause anzukommen und unterwegs vielleicht noch verloren zu gehen, sondern es wird eine Whatsapp-Nachricht geschickt und die Reaktion der Eltern kann zeitnah am Abendbrottisch erfolgen. Snapchat ist allerdings neuer, frischer als Whatsapp und wird bereits – zumindest bei unseren Schülern – exzessiv genutzt. Auch mit den Lehrern. Und in Zeiten von NSA, Komplettüberwachung und zugeschnitten, persönliche Werbung kann ein Impuls auch sein einmal über das eigene Snapchat-Verhalten zu reflektieren und zu überlegen, was geschrieben wird, wie es genutzt wird und was dabei eigentlich preisgegeben wird.
How to do Snapchat: Eine Anleitung
Die hier vorgestellten Werkzeuge sind in einem Sinne nicht neu, sie begleiten uns und die Schüler_innen in ihrem Alltag und sind mittlerweile selbstverständlich. Auch wenn oftmals davon gesprochen wird, dass die neuen Medien oder verschiedene Medien eingesetzt werden, ist dies oft nicht der Fall. Es sei denn unter „Neue Medien“ werden Videos oder DVDs bezeichnet, von denen dann oftmals Dokumentationen abgespielt werden. Aus diesem Grund habe ich mich bewusst für diese altbekannten Internetlieblinge entschieden, um zu zeigen, dass auch sie noch Steigerungspotenzial in Bezug auf den Einsatz im Unterricht bieten. Gerade auch, weil ich sie bereits in meinen Stunden ausprobiert habe und die Schüler_innen diese Varianten mit viel Enthusiasmus aufgenommen haben und gleichzeitig verwundert waren, dass eine Lehrerin so interessante und vielleicht auch ansprechende Medien für ihren Unterricht gefunden hat.
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