Mehrsprachigkeit und Deutschunterricht

1.

Wie jeder im statistischen Bundesamt nachrecherchieren kann, ist die Migration in Deutschland im Mittel in den letzten Jahrzehnt stets angestiegen. In diesem Zuge kommen auch viele Menschen, die nach deutschem Recht Schulpflichtig sind und noch kein Deutsch sprechen können. Dementsprechend haben diese Personen besonderen förderbedarf. Sie werden in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion als ‚Seiteneinsteiger‘ bezeichnet. Um zu den anderen Schülern aufzuschließen, werden diese Personen in Vorklassen eingeteilt, in denen sie gesonderten Sprachunterricht bekommen um diese Defiziete abzubauen. Dabei werden die Schüler nach verschiedenen Kriterien (Alter, Nationalität, Muttersprache, schulische Sozialisation) nach einer im Einzelfall singebenden Ordnung auf die Kurse aufgeteilt. Wie allgemein bekannt besteht für diese Vorkurse eine Lehrerknappheit bei steigendem Bedarf.

Wenn die migrierten Schüler dann auf einem sprachlichen Niveau mit den deutsch sprechenden Schülern angelangt sein sollten. Nehmen sie auch normal an dem Untericht teil. Bis dahin ist es aber ein schwierieger Weg, auf dem die Vorkursschüler nur teilweise an dem Regelunterricht teilnehmen bzw. nur in weniger ’sprachintensiven‘ Fächern, wie z.B. Sport, teilnehmen.

2.

Da ich noch kein Praktikum in einer Schule absolviert habe, habe ich auch wenig Ahnung von der Sprachförderung von Seiteneinsteigern und deren Übergang in den Regelunterricht.

Gerade binnendifferenzierte Maßnahmen sind denke ich mir besonders in den Vorkursen selber von nöten, da ja zwischen einem Geflüchteten aus Damaskus oder aus einer ländlichen Gegend des Hindukushes erherbliche Unterschieden vorhergegangener kultureller Bildung bestehen. Der eine hätte vielleicht schon ein ‚relativ‘ differenziertes Schulsystem kennengelernt haben können, während der andere aus einem subsistenzwirtschaftlichen Kontext überhaupt noch nicht einmal vollständig alphabetisiert wurde. Dementsprechend könnten sich schon erhebliche Schwierigkeiten aus der allgemeinen Sozialisierung mit Bildung ergeben. Dementsprechend denke ich, dass es in vielen Fällen schwierig ist, grundlegende Kompetenzen, die oft schon in der Grundschule bei Deutsch sprechenden Schülern mehr oder minder ausgebildet werden.

3.

Wenn man eine Lehrkraft zu ihren Erfahrungen im Regelunterricht mit zugewanderten Schülern interviewt, wird diese natürlich je nach Bundesland, der sozioökonomischen Sitaution der Schülerschaft, etc. unterschiedlich antworten. Im Allgemeinen kann man aber natürlich erwarten, dass im allgemeinen die Lesekompetenz sich mit der Zeit in der Schule verbessert. Die Erfahrungen werden deke ich aber doch eher negativ geprägt sein, da es generell schwierig ist, Schüler im unterricht zu motivieren. Mit einer Sprachbarriere und der sozial stressigen Situation in der Klasse denke ich, wird es schwierig sein sich in den laufenden Unterricht zu integrieren. Allerdings wie in der vorherigen Frage auch schon angemerkt, kommen die Seiteneinsteiger aus mehr oder minder zivilisierten Gesellschaften und werden deswegen wohl auch einen sehr divergent Förderbedarf aufweisen. So könnte ein sechzenjähriger Seiteneinsteiger, der eigentlich in eine zehte Klasse gehen würde, nur auf dem Niveau einer fünften Klasse sein. Natürlich kann nicht eine sechzehnjährige Person in eine fünfte Klasse gehen, aber wenn er doch in die zehnte Klasse ginge würde er seine Sprachkompetenzen schlechter weitergebildet werden, da in einer zehnten Klasse natürlich komplexere Sachverhalte bearbeitet werden. Demnach ist die Sache sehr verzwickt.