RV07 – Dr. Eileen Schwarzenberg: „Meint Inklusive wirklich alle?“

I.

Zum Themenfeld pädagogischer Förderbedarf gibt es verschiedene theoretische Positionen. Es muss festgelegt werden, wer überhaupt Förderbedarf braucht und um dies festzulegen, arbeitet man mit verschiedenen Begriffen und Modellen von Behinderung. Sehr populär ist zum Beispiel der Behinderungsbegriff der UN:

„Menschen die langfristige körperliche, seelische oder geistige Sinnesbeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.“ (UN-BRK 2009, Art. 1, Satz 2)

Selbstverständlich ist hiermit die Begriffsarbeit nicht getan, denn hier wird nicht klar, mit welchem Seelenbegriff hier gearbeitet wird. Desweiteren könnte man fragen, ob mit der Referenz auf die Seele eine Person essenzialisiert wird und man somit wiederum soziale Rollen und Stigmata reproduziert. Desweiteren könnte die Trennschärfe zwischen einer seelischen und einer geistigen Beinträchtigung diskutiert werden. Andererseits könnte hier der Begriff der Seele doch auch relativ nützlich sein, da es  ziemlich schwierig ist, aufgrund multibler Behinderungen, und auch fraglich Behinderung genau zu klassifizieren und somit das Individuum vor allzu genauer „Sortierung“ schützt.

Desweiteren wird in der theoretischen Debatte mit dem medizinischen Modell und dem sozialen Modell von Behinderung gearbeitet. Wobei heute das medizinische Modell immer mehr durch das soziale Modell abgelöst wird. Das mdeizinische Modell setzt die Behinderung als körperliche Vorraussetzung. Es liegt der Fokus auf dem Individuum und seinen Beinträchtigungen in der Gesellschaft zu agieren. Dementsprechend handelt man nach dem medizinischen Modell, imdem versucht wird die Beeinträchtigungen zu „heilen“ (auch durch Chirugie, Orthesen und klinischer Physiotherapie), um die „behinderten“ Individuen an die Gesellschft anzugleichen. Dagegen steht das soziale Modell von Behinderung, welches seinen Fokus auf die Gesellschaft und die Partizipationsmöglichkeiten für behinderte Menschen in ihr legt; laut diesem Modell „werden Personen behindert“. Somit will das soziale Modell (s.M.) auf Missstände, die durch das medizinische Modell verursacht sein sollen reagieren. Laut ihm werden Menschen durch das medizinische Modell (m.M.) degradiert, da eine vollkommene Genesung, was ja das Ziel des m.M. ist, in fast allen Fällen nicht möglich ist. Um diese Degradierung und ähnliches abzubauen soll nach dem s.M. die Barrieren für behinderte Menschen abgebaut werden.

II.

-Das medizinische Modell.

-Seit der Schulreform von 2009 in Bremen sollen die Förderzentren abgebaut werden und die behinderten Kinder in den Regelunterricht integriert werden.

-Man unterscheidet drei Disskussionslinien in bezug zur Inklusion:

  • Die Inklusoin als Systemwandel: In diesem Fall sollen Kinder mit und ohne Förderbedarf zusammen in einer Schule unterrichtet werden. Diese Argumentaion kann an das s.M. von Behinderung angeschlossen werden. Es geht darum die Gesellschaft, in diesem Fall die Schulen für die behinderten Kinder und Jungenlichen zu öffnen und so die Barrrieren für diese in der Gesellschaft abzubauen. Es soll also das gesamte Bildungssystem ummodeliert werden.
  • Doppelstruktur und Parallelsystem: Laut dieser Argumentation soll das Nebeneinander von Förder-  und Regelschule weiterbestehen, den es gäbe keinen Beweis, dass die „whole school“ eine empirische Besserung bringe.
  • Inklusion unter Berücksichtigung der Förderbedarfe: Diese Argumentation problematisiert die beiden vorgegangenen Diskussionslinien und da ich diesen Punkt nicht genau ausführen kann, werde ich ein wenig meine eigenen Gedanke auf ihn projezieren:

Ich denke eine partieller Systemwandel, wie der des Bildungssystremes, kann nicht „einfach so“ funktionieren. Es müssten erstmal Grundlegende Probleme in der Schule gelöst werden, bevor man diese Aufgabe noch weiter verkompliziert. Die Schule ist ein zerbrechendes Konstrukt in einer sich zerlaufenden bürgerlichen Gesellschaft und in diesen Morast sollten man gewiss niemanden (der davor beschützt werden kann) hineinziehen. In Zeiten der Subjektauflösung haben es die Individuuen, die von uns behindert genannt werden, besser wenn sie in einer geschützten Umgebung aufwachsen können, als sie der umgreifenden Kälte der Gesellschaft auszusetzen.

III.

Beobachte, ob du Elemente eines struklurellen Wandels vom medizinischen Modell zum sozialen Modell in deinem Praktikum feststellen kannst.

Mehrsprachigkeit und Deutschunterricht

1.

Wie jeder im statistischen Bundesamt nachrecherchieren kann, ist die Migration in Deutschland im Mittel in den letzten Jahrzehnt stets angestiegen. In diesem Zuge kommen auch viele Menschen, die nach deutschem Recht Schulpflichtig sind und noch kein Deutsch sprechen können. Dementsprechend haben diese Personen besonderen förderbedarf. Sie werden in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion als ‚Seiteneinsteiger‘ bezeichnet. Um zu den anderen Schülern aufzuschließen, werden diese Personen in Vorklassen eingeteilt, in denen sie gesonderten Sprachunterricht bekommen um diese Defiziete abzubauen. Dabei werden die Schüler nach verschiedenen Kriterien (Alter, Nationalität, Muttersprache, schulische Sozialisation) nach einer im Einzelfall singebenden Ordnung auf die Kurse aufgeteilt. Wie allgemein bekannt besteht für diese Vorkurse eine Lehrerknappheit bei steigendem Bedarf.

Wenn die migrierten Schüler dann auf einem sprachlichen Niveau mit den deutsch sprechenden Schülern angelangt sein sollten. Nehmen sie auch normal an dem Untericht teil. Bis dahin ist es aber ein schwierieger Weg, auf dem die Vorkursschüler nur teilweise an dem Regelunterricht teilnehmen bzw. nur in weniger ’sprachintensiven‘ Fächern, wie z.B. Sport, teilnehmen.

2.

Da ich noch kein Praktikum in einer Schule absolviert habe, habe ich auch wenig Ahnung von der Sprachförderung von Seiteneinsteigern und deren Übergang in den Regelunterricht.

Gerade binnendifferenzierte Maßnahmen sind denke ich mir besonders in den Vorkursen selber von nöten, da ja zwischen einem Geflüchteten aus Damaskus oder aus einer ländlichen Gegend des Hindukushes erherbliche Unterschieden vorhergegangener kultureller Bildung bestehen. Der eine hätte vielleicht schon ein ‚relativ‘ differenziertes Schulsystem kennengelernt haben können, während der andere aus einem subsistenzwirtschaftlichen Kontext überhaupt noch nicht einmal vollständig alphabetisiert wurde. Dementsprechend könnten sich schon erhebliche Schwierigkeiten aus der allgemeinen Sozialisierung mit Bildung ergeben. Dementsprechend denke ich, dass es in vielen Fällen schwierig ist, grundlegende Kompetenzen, die oft schon in der Grundschule bei Deutsch sprechenden Schülern mehr oder minder ausgebildet werden.

3.

Wenn man eine Lehrkraft zu ihren Erfahrungen im Regelunterricht mit zugewanderten Schülern interviewt, wird diese natürlich je nach Bundesland, der sozioökonomischen Sitaution der Schülerschaft, etc. unterschiedlich antworten. Im Allgemeinen kann man aber natürlich erwarten, dass im allgemeinen die Lesekompetenz sich mit der Zeit in der Schule verbessert. Die Erfahrungen werden deke ich aber doch eher negativ geprägt sein, da es generell schwierig ist, Schüler im unterricht zu motivieren. Mit einer Sprachbarriere und der sozial stressigen Situation in der Klasse denke ich, wird es schwierig sein sich in den laufenden Unterricht zu integrieren. Allerdings wie in der vorherigen Frage auch schon angemerkt, kommen die Seiteneinsteiger aus mehr oder minder zivilisierten Gesellschaften und werden deswegen wohl auch einen sehr divergent Förderbedarf aufweisen. So könnte ein sechzenjähriger Seiteneinsteiger, der eigentlich in eine zehte Klasse gehen würde, nur auf dem Niveau einer fünften Klasse sein. Natürlich kann nicht eine sechzehnjährige Person in eine fünfte Klasse gehen, aber wenn er doch in die zehnte Klasse ginge würde er seine Sprachkompetenzen schlechter weitergebildet werden, da in einer zehnten Klasse natürlich komplexere Sachverhalte bearbeitet werden. Demnach ist die Sache sehr verzwickt.