Heterogenität in der Schule

Beitrag zur Ringvorlesung 7

1.  Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung zum Themenfeld sonderpädagogischer Förderbedarf bzw. Behinderung sowie Inklusion und diskutieren diese kritisch vor dem Hintergrund der angeführten Diskussionslinien.

Der sonderpädadagogische Förderbedarf des einzelnen SuS wird ärztlich diagnostiziert bzw. festgestellt. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Eigenschaft der SuS sondern lediglich um eine administrative Vereinbarung.  Dieser Förderbedarf regelt die vorläufige Schullaufbahn des Einzelnen Bedarfsfalles und führt in einigen Bundesländern zu einem Besuch der Sonder- bzw. Förderschule. In der Vorlesung lernten wir sowohl das medizinische, als auch das soziale Modell von Behinderung kennen. Beim medizinischen Modell, geht man von einer Schädigung der SuS aus und stellt letztendlich fest, dass der SuS behindert ist. Das soziale Modell von Behinderung beschreibt ein anderes Phänomen. Barrieren in der Umwelt sorgen letztendlich dafür, das die SuS behindert werden. Dieser kleine grammatische Unterschied bedeutet hier aber eine Gratwanderung: Es macht einen erheblichen Unterschied, ob ein Mensch geistig oder physisch beeinträchtig ist, oder ob ein z.B. verhaltensauffälliger SuS in seiner weiteren Schullaufbahn gehindert wird, den bestmöglichen Schulabschluss zu erzielen, weil es nicht leicht ist, ihn zu unterrichten.
Im Verlauf der Vorlesung kamen wir auch auf das Thema „Inklusive Pädagogik“ zu sprechen. Diese spezielle Form der Pädagogik stellt ihre Fragen nach der Inklusion und Exklusion auf unterschiedlichen Ebenen des heterogenen Klassenverbands. Aber auch die Fragen nach Partizipation und Zugehörigkeit, die Entfaltung von Potenzialen und dem Aufbau von förderlichen Lern- und Entwicklungsumgebungen.
In Bezug auf die inklusive Pädagogik lernten wir auch die sogenannte Doppelstruktur von Hillenbrand, Melzer & Sung kennen, die nach einem Wahlangebot bzw. Elternwahlrecht fordert. Sie besagt, dass es keine empirische Überlegenheit einer Organisationsform gibt, deshalb sind eher verschiedene Angebote hilfreich.

Eine neuere Form der inklusiven Pädagogik ist die sogenannte „Twin track approach“ von Lindmeier. Diese relativ neue Form der inklusiven Pädagogik erklärt den Systemwandel für problematisch und definiert Inklusion als Prozess. Es soll kein Parallelsystem entstehen und die Bedürfnisse der SuS seien zu berücksichtigen.

Meiner Meinung nach halte ich das „Twin track approach“ für sehr sinnvoll. Inklusion muss als Prozess gesehen, weniger als ein System, dass dem bestehenden System aufgezwungen wird.

2.  Gleichen Sie bitte die theoretischen Erkenntnisse aus der Vorlesung mit Ihren praktischen Erfahrungen an Schulen/im Alltag ab:
– Welches Modell von Behinderung ist Ihnen bisher begegnet?
– Inwieweit entsprechen die Rahmenbedingungen an Bremer Schulen den Bedarfen der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf?
– Welche Auffassungen von Inklusion (Diskussionslinien) haben Sie an den Schulen/im Praktikum kennengelernt?
– Welche Auffassung vertreten Sie selbst?

Da ich selbst Schüler am Gymnasium Vegesack war und ich von der fünften bis zur neunten Klasse Schüler einer Kooperationsklasse war, kann ich hierzu mit eigenen Erfahrungen angeben, wie ich Inklusion erlebt habe. Ab der fünften Klasse gliederte sich unser Klassenverband in eine Klasse ohne SuS mit Förderbedarf und wir hatten gemeinsamen Unterricht in den Fächern Sport, Kunst und Musik. Meiner Meinung nach habe ich so in jungen Jahren schon kennengelernt, wie Inklusion an Bremer Schulen gelebt und gelehrt wird. Schwierig waren z.B. unsere gemeinsamen Klassenfahrten, weil wir uns nicht weiter als 50 km von Bremen entfernen durften, aufgrund einiger SuS. Gemeinsame Werke wie in Kunst oder auch Theaterprojekte in Deutsch werde ich jedoch niemals vergessen. Ich bin stolz darauf, Teil einer Kooperationsklasse gewesen zu sein.

3. Formulieren Sie eine Beobachtungaufgabe für zukünftige Praktika zur Frage der schulischen Inklusion von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.

Meiner Meinung nach ist es wichtig Lehrer*innen dafür zu sensibilisieren, SuS mit Förderbedarf nicht vom Regelunterricht „auszuschließen“. Meinen Erfahrungen nach hilft es sowohl SuS mit als auch ohne Förderbedarf, gemeinsam Lernziele zu erreichen und Erfolgserlebnisse zu feiern. Für mich wäre im Praktikum deshalb wichtig zu sehen, ob Lehrer*innen gezielt zwischen SuS mit Förderbedarf und ohne selektieren, ihren Unterricht dementsprechend gestalten und inwieweit sie selbst inklusive Pädagogik im Studium kennengelernt haben und wie sie sie umsetzen. Hierbei gibt es meiner Meinung nach verschiedene kreative Möglichkeiten, Inklusion in der Schule möglich zu machen und keinen Schüler*in auf der Strecke zu lassen.

1 Kommentar

  1. Jessica

    Hey Rune,
    ich stimme dir zu, dass Inklusion mehr als Prozess, anstatt als Sytem angesehen werden muss. Ich war zwar in keiner Kooperationsklasse, jedoch hatten wir eine Klasse mit Beeinträchtigten SuS an unserer Schule. Wie du auch schon erwähnt hast, haben wir auch einige Sachen mit ihnen zusammen gemacht, wie zum Beispiel ein Theaterprojekt. An Sommerfesten haben wir auch Stände mit ihnen aufgebaut und geführt. Zu deinem dritten Punkt: Ich höre immer wieder, dass die etwas „älteren“ Lehrer/innen nicht genug ausgebildet sind, um diesen Förderbedarf abzudecken. Dies finde ich sehr schade und bin ebenfalls in diesem Thema gespannt, was uns im Praktikum erwartet.
    Viele Grüße
    Jessica

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert