1. Fokussierung des Vorlesungsthemas – Aspekte zum Spannungsfeld von Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Gender(-pädagogik) in der Schule; theoriegeleitete Reflexion
Um das Spannungsfeld der Sonder(-pädagogik) in der Schule genauer untersuchen zu können, müssen wir zunächst beleuchten, wie die Gesellschaft Geschlechterrollen in der Schule bereits „in Stein meißelt“.
So fand Faustich-Wieland 1988 heraus, dass Jungen Nachteile bei sprachlichen Fächern haben. Demgegenüber stehe eine systematische Benachteiligung der Mädchen durch Lehrkörper und ihrer Lehrmittel insbesondere bei den sogenannten MINT-Fächern. Des weiteren sei eine strukturelle Benachteiligung von weiblichen Lehrkräften vorhanden. Genauer gesagt seien ihre Aufstiegschancen geringer als die ihrer männlichen Kollegen.
Sowohl auf sozial-gesellschaftlicher als auch auf kultureller Strukturebene seien also geschlechtsspezifische Spannungen vorhanden, die sich bis auf den Klassenraum übertrugen. So gebe es eine sogenannte „Männliche Sozialinkompetenz“, die die „kleinen Helden in Not“ wohl geschlechtsbedingt besitzen. Die Mädchen hingegen seien gut angepasst, ruhiger, disziplinierter und aufmerksamer. Doch ihnen fehle das Selbstvertrauen.
2. Reflexion bisheriger Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä..
Auch ich habe während meiner Schulzeit am eigenen Leib erfahren dürfen, wie sehr der schulische Alltag von Klischees in Bezug auf Geschlechter aufgeladen ist. Als ich mich in der achten Klasse an Fasching als Frau verkleidete, war dies in doppelter Hinsicht für meine Mitschüler*innen und Lehrkörper abstoßend und anziehend zu gleich: Ich verkleidete mich, weil ich es liebte, ihn eine andere Rolle zu schlüpfen und „jemand anderes“ zu sein. Als äußerst „unmännlich“ von allen Parteien verschrien, war dies das letzte Jahr, in dem mich jemals an Fasching verkleidete.
In Bezug auf den Unterricht wurden Mädchen insbesondere im Fach Textilarbeit bevorzugt. Während ich noch mit Schwierigkeiten der technischen Handhabung von Nähmaschinen hatte, ließ sich meine Lehrerin nicht davon abbringen, den Mädchen zunächst noch zu erklären, wie sie noch schönere Muster in ihre Stiche integrieren konnten.
3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung o.ä..
In meinem Orientierungspraktikum im August würde ich gerne beobachten, inwiefern Lehrkräfte sich selbst darüber bewusst sind, wie sie sehr sie geschlechtsspezifische Klischees bewusst und auch unbewusst bestärken, unterstützen oder auch verneinen.
Mich interessiert hierbei vor allem, wie sehr im Unterrichtsablauf Lehrer*innen auf die verschiedenen Bedürfnisse von Schülern und Schülerinnen eingehen und befriedigen können. Hierbei muss den Lehrkörpern immer bewusst sein, dass sich keiner der zu unterrichtenden SuS dem oder der anderen gleicht und stets individuell und jenseits von geschlechtlichen Stereotypen behandelt und akzeptiert werden muss.