Wilfried Bos stellt in der Begleituntersuchung zu IGLU 2003 fest, dass Jungen sich in der Tendenz – im Vergleich mit der weiblichen Gleichaltrigengruppe – signifikant weniger sicher in Schule fühlen, deutlich weniger gerne zur Schule gehen und eindeutig häufiger das Gefühl haben, dass sich die Lehrkräfte nicht/wenig um sie kümmern. Wie erklären Sie sich diese Ergebnisse und wie könnte man diese Situation verbessern?
Ich denke, dass diese Untersuchungsergebnisse Folgen eines Unterrichts- bzw. Schulkonzepts sein könnten, das für Mädchen eher als für gleichaltrige Jungen geeignet ist.
Ich wage zu behaupten, dass zum Beispiel Mädchen besser damit umgehen können,den ganzen Schultag hindurch zu sitzen und Aufgaben, schreibend, malend und in kleinen Gruppen diskutierend zu bearbeiten, während Jungen eher den Drang dazu haben, sich zu bewegen. Dies kann eine mögliche Erklärung dafür sein, weshalb Jungen auch weniger Spaß in der Schule haben, vielleicht auch weniger aus dem Unterricht mitnehmen können oder das Interesse daran verlieren.
Mich in die Rolle der Lehrkraft hineinversetzend, könnte ich zumindest nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen, dass diese mehr auf den Teil der Klasse eingeht, der sich aktiv am Unterrichtsgeschehen beteiligt und auf die Lernmethoden anspringt. Verstärken könnte sich dies vermutlich noch weiter, wenn es sich bei der Lehrerin, wie in vielen Grundschulen fast ausschließlich der Fall, um eine Frau handelt.
Die Tatsache, dass viele Jungen sich nicht sicher in der Schule fühlen, finde ich persönlich sehr erschreckend. Dies kann an der Lehrkraft oder aber an den MitschülerInnen liegen, auf den ersten Blick erscheint mir letzteres fast plausibler, da Jungen oft etwas gröber untereinander sind.
Einen Lösungsansatz finde ich schwierig, zumal schon die Erklärung mich nicht ganz zufrieden stellt.
Lehrkräfte werden eben immer Frauen und Männer sein und sich dementsprechend wahrscheinlich auch unterschiedlich verhalten, anderen Unterricht gestalten usw.
Gut einbauen kann man in den Unterricht Elemente, wie zum Beispiel mehr Bewegung, die auch Jungen stärker ansprechen, um auf diese Weise ihren Spaß am Unterricht und damit die Lust auf Schule zu fördern.
Am Zusammenhalt der Klasse zu arbeiten, kann helfen, Gewalt zwischen SchülerInnen vorzubeugen und die gegenseitige Rücksichtnahme zu fördern
#1 von Tarik am 16. Juni 2014 - 16:59
Da sehe ich genau wie du. Das Unwohlsein der Jungen im Unterricht beziehungsweise der offenbar messbare Unterschied zu den Mädchen liegt wahrscheinlich einfach im grundsätzlichen Unterschied der beiden, gleichaltrigen Gruppen selbst. Meiner Meinung nach lässt es sich jedoch nicht auf eine der genannten Eigenschaften zurück führen, sondern die Mischung jeder sorgt für die schlechte Beziehung von Jungen und Schule. Aufgrund der schon erwähnten unterschiedlichen Vorlieben lässt sich logischerweise kein für beide Gruppen gleichmäßig zufriedenstellender Unterricht schaffen. Ich denke die einfachste Methode die männlichen Schüler effektiv anzusprechen besteht durch alternative Unterrichtsmethoden, insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern kann durch Experimente eher ein Spaß an Schule initialisiert werden. Die Lehrer müssen unabhängig vom Fach die Schüler mit Hilfe moderner Medien einfach ansprechen.
Zusätzlich denke ich, dass man das Problem nicht auf die Lehrkraft zurück führen kann. In dieser Art von Studie kann das Problem sich nicht auf einzelne sich falsch verhaltene Lehrer beziehen, einfach weil dabei zu viele von Unterschiedlichen betreute Schüler ihre Situation dargestellt haben.