Aufgabe zum 3. Vorlesungstermin am 06.05.2014 – Prof. Dr. Sabine Doff


1. Skizzieren Sie für eines Ihrer Unterrichtsfächer ein Beispiel für innere Differenzierung genauer, das Sie auf drei (von Ihnen zu wählende) Felder von Thaler anwenden. Diskutieren Sie im Anschluss, welchen Arten von Heterogenität durch die gewählten Felder der Differenzierung auf welche Weise in besonderem Maße Rechnung getragen wird.

Im Musikunterricht in der Schule sollte meiner Meinung nach auf innere Differenzierung besonders Wert gelegt werden.

An aller erster Stelle denke ich da an die Differenzierung des Schwierigkeitsgrades, denn besonders im Fach Musik sind die Vorkenntnisse der SchülerInnen sehr unterschiedlich. Einige hatten vielleicht das Glück, Instrumentalunterricht zu erhalten, ein Instrument und das Lesen von Noten erlernen zu können. Andere haben sich dagegen wahrscheinlich noch nie mit Noten beschäftigt und können für sich selber keinen Bezug dazu herstellen. Da das Beherrschen der Notenschrift nicht vorausgesetzt werden kann, fängt die Lehrkraft natürlich mit den Grundlagen an, wobei sich diejenigen langweilen, die diese schon kennen. Der Schwierigkeitsgrad müsste an dieser Stelle entsprechend individuell angepasst werden (können), um der Heterogenität der Schulklasse im Hinblick auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse gerecht werden zu können. Dies beziehe ich besonders auch auf die (Haus-) Aufgaben, die gestellt werden. Ich bin der Meinung, dass eine Differenzierung jedoch auch bei den Leistungsprüfungen erfolgen sollte, entweder in der Leistungsbewertung oder aber der Aufgabenstellung, das heißt dem Wissen, das erwartet und geprüft wird.

Die Hilfsmittel sind ebenfalls eines von Thalers Feldern, deren Differenzierung ich im Musikunterricht für wichtig halte, denn ich denke dabei an die Instrumente. SchülerInnen, die kein Instrument beherrschen, sollten nicht gleich zu Anfang mit dem Spielen einer Violine oder ähnlich schweren Instrumenten betraut werden, um hier mal ein Extrembeispiel zu statuieren. Ein Instrument zu bedienen, das leichter zu spielen ist, heißt ja nicht, weniger zur Musik beitragen zu können. SchülerInnen, die bereits ein Instrument spielen können, sollten entweder mit diesem eingebunden und darauf gefordert werden oder aber ein für sie neues Instrument spielen, wie ich finde.

 

2. Fassen Sie in Ihren eigenen Worten kurz zentrale Unterschiede zwischen den Konzepten des interkulturellen und des transkulturellen Lernens. Setzen Sie diese in Bezug zum Konzept der Interkulturellen Bildung. Diskutieren Sie im Anschluss, welche Implikationen diese Unterschiede für den im Zusammenhang mit beiden Konzepten zentralen
Heterogenitätsbegriff haben.

„Inter“ ist Latein und bedeutet „zwischen“. „Interkulturell“ lässt sich also mit „zwischen den Kulturen“ übersetzen. Interkulturalität hat folglich mit den Verbindungen zwischen den verschiedenen Kulturen zu tun, man könnte auch sagen, dass sie die Verbindung zwischen den Kulturen bezeichnet. Dies setzt jedoch voraus, dass es verschiedene, klar voneinander abgrenzbare Kulturen gibt, welche oft mit der nationalen Zugehörigkeit gleichgesetzt werden. Auf diese Weise können beim interkulturellen Lernen Stereotypen verstärkt werden. Interkulturelle Bildung möchte also zwischen den Kulturen vermitteln und diese sich gegenseitig näher bringen, ohne diese jedoch miteinander zu vereinen.

„Trans“ ist Latein und bedeutet „jenseits“. „Transkulturell“ lässt sich also mit „jenseits der Kultur(en)“ übersetzen. Transkulturalität nimmt folglich an, dass wir uns jenseits von Eigen- und Fremdkultur bewegen und viele Mischformen koexistieren, von denen jede einzelne nicht nur Differenzen zu den anderen aufweist, sondern auch Gemeinsamkeiten. Beim transkulturellen Lernen ließen sich also nur Teilaspekte ermitteln, welche zusammen so viele verschiedene Kulturen ergeben können, wie es auf dieser Erde Menschen gibt.

Interkulturalität impliziert eine begrenzte kulturelle Heterogenität, da sie von klar abgrenzbaren Kulturen ausgeht, denen Menschen zugeordnet werden können. Transkulturalität dagegen steht im Zusammenhang mit einem sehr viel weiteren, quasi unbegrenzten Heterogenitätsbegriff, der ausdrücken möchte, dass jeder einzelne Mensch eine eigene (Misch-) Kultur entwickelt hat.

 

  1. #1 von Nadine am 8. Mai 2014 - 8:00

    Hallo,
    ich finde du hast deinen Beitrag sehr gut gegliedert.

    In der ersten Aufgabe beziehst du die innere Differenzierung auf den Musikunterricht, dabei nennst du auch verschiedene Themenfelder von Thaler.
    Ich sehe das auch so, dass die Schüler mit unterschiedlichen Kenntnissen in den Musikunterricht kommen. Ich stelle es mir schwierig vor den Schwierigkeitsgrad individuell anzupassen. Denn, wie du schon sagst wird die Lehrkraft erst einmal bemüht sein, eine gemeinsame Basis zu schaffen. Deine Meinung zur Differenzierung bei der Leistungsprüfung kann ich nicht recht teilen. In meinen Augen wäre dies dem Schüler der das „Glück“ hatte schon Kenntnisse in der Musik zusammeln unter Umständen unfair, wenn dieser eine schwierigere Prüfung ablegen mus, nur weil er mehr kann. Ebenso denke ich, dass ein Schüler durchaus auch gleich das Violine spielen erlernen kann, auch ohne vorher Blockflöte oder Keyboard spielen gelernt zu haben. Wichtig ist es doch, dass ein Schüler ein Instrument findet an dem er Spaß und Freude hat und nicht wie talentiert er ist oder ob er bereits schon ein Instrument beherrscht.

    In der zweiten Aufgabe hast du sehr gut die einzelnen Begriffe definiert und den Zusammenhang zu dem Heterogenitätsbegriff dargestellt.

    LG Nadine

  2. #2 von Johanna am 21. Mai 2014 - 21:21

    Natürlich ist eine innere Differenzierung bezüglich des Schwierigkeitsgrades im Musikunterricht keine leichte Sache, deswegen scheitert sie ja (nach meiner persönlichen Erfahrung) auch regelmäßig. Während die Einführungen in ein Thema, die die Klasse gemeinsam, zum Beispiel an der Tafel, erhält, schwer zu differenzieren sind, lässt sich jedoch vor allem der Schwierigkeitsgrad der (Haus-) Aufgaben gut variieren, denke ich. Ich selber gehörte zu den vorgebildeten Musikschülerinnen und langweilte mich daher oft, was Musik für mich nicht gerade zu meinem Lieblingsschulfach machte und meine Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenkte. Einige meiner MitschülerInnen verstanden den behandelten Stoff dagegen nicht, weil sie kein Vorwissen hatten und unsere Lehrkraft die Grundlagen ab einer gewissen Klassenstufe möglichst schnell und mit dem Gedanken, zu den Fortgeschrittenen aufzuholen, durchnahm. Schließlich hatten beide Parteien davon nicht viel.
    Die Differenzierung in der Leistungsprüfung ist dagegen nicht ganz so leicht. Mittlerweile gibt es diese zum Beispiel in Gesamtschulen schon. Die SchülerInnen dürfen selber zwischen Aufgaben auf verschiedenen Niveaus wählen. Auch in den Klassenarbeiten ist dies meines Wissens nach der Fall.
    Anscheinend habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, als ich mich zu Instrumenten als Hilfsmittel im Musikunterricht äußerte. Ich wollte auf gar keinen Fall die Aussage stützen, ein Schüler oder eine Schülerin könne bzw. solle nicht das Spielen einer Violine erlernen ohne vorher ein „leichteres“ Instrument zu beherrschen. Tatsache ist einfach, und das wollte ich sagen, dass man in einer aus dreißig SchülerInnen bestehenden Klasse nicht einem Schüler oder einer Schülerin das Geigespielen neu beibringen kann. Das würde den Rahmen des Musikunterrichts sprengen, zumal Geigen teure Instrumente sind, der Musiklehrer dieses Instrument vielleicht selber nicht beherrscht und, am entscheidendsten wie ich finde, es Jahre dauern kann, bis man auf der Geige die Töne trifft. Die Freude an der Musik und somit am Instrument steht jedoch ganz klar, wie du ja auch schon gesagt hast, im Vordergrund. Im Musikunterricht in der Schule kann man einige Instrumente intensiver, andere weniger intensiv, kennenlernen.

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