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Gedenkstätte Buchenwald – ein ehemaliges Konzentrations- und Speziallager

Liebe Blogger und Bloggerinnen,

heute möchte ich mit einem schwierigen, aber wichtigem Thema an euch herantreten. Es geht um die Aufarbeitung der deutschen Geschichte und die damit einhergehenden Verbrechen des Nationalsozialismus während des dritten Reiches. Dabei möchte ich euch das Konzentrationslager Buchenwald vorstellen, welches selbst nach der Befreiung zu Kriegsende ein Beispiel für totalitären Machtmissbrauch darstellte.

Nur wenige Kilometer trennen Weimar, die Stadt der „Dichter und Denker“, in welcher Goethe und Schiller zu Hause waren, von dem einstigen Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg. Ein grausames Gegenbild der Klassikerstadt und später der Symbolort der DDR mit ihren antifaschistischen Gründungsdoktrin, entstand.

Am 15. Juli 1937 treffen die ersten 149 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen, Sachsenburg und Lichtenburg ein. Sie werden dazu gezwungen, den Wald zu roden und das neue Konzentrationslager selbst zu errichten.  Hier sollen politische Gegner bekämpft, verfolgte Juden, Sinti und Roma sowie „Gemeinschaftsfremde“, darunter Homosexuelle, Obdachlose, Zeugen Jehovas und Vorbestrafte, dauerhaft aus dem deutschen „Volkskörper“ ausgeschlossen werden (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, 2020). Das Konzentrationslager war in drei voneinander abgesonderte Bereiche unterteilt und unterhielt bis zum Ende des Krieges mehr als 139 ständige Arbeitskommandos und Außenlager in Mittel- und Westdeutschland (ebd., 2020).

Flugaufnahme des KZ Buchenwald nach der Befreiung, Ende April 1945. Foto: U.S. Luftaufklärung. National Archives Washington

Der Ettersberg, als Standort, bot dem SS-Regime einen wertvollen Wirtschaftsfaktor, da es in dieser Gegend ein erhöhtes Ton- und Steinvorkommen gab, welches die Inhaftierten in einem Steinbruch abbauen mussten. Zunehmend wurden diese auch zur Arbeit in der Rüstungsindustrie gezwungen. „So gab es ab 1940 im Lagerbereich eine Produktionsstätte der Deutschen Ausrüstungswerke (DAW) für rund 1.500 Arbeitskräfte. 1943 wurde das Gustloff-Werk II, ein Rüstungsbetrieb mit 4.500 Häftlings-Arbeitern, eröffnet. Zudem wurden Zehntausende Häftlinge in Außenlager geschickt, um dort in Rüstungsbetrieben zu arbeiten“ (MDR-Zeitreise, 2019, o.S.). Schnell wurde Buchenwald zum Synonym des Systems der nationalsozialistischen Konzentrationslager.

Nach Beginn des zweiten Weltkriegs wurden Menschen aus ganz Europa nach Buchenwald verschleppt. Im Konzentrationslager auf dem Ettersberg waren insgesamt fast 280.000 Menschen inhaftiert. „Am Ende des Krieges ist Buchenwald das größte KZ im Deutschen Reich. Über 56.000 Menschen sterben an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. In einer eigens errichteten Tötungsanlage werden über 8000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen“ (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, 2020, o.S.). Als sich am 11. April 1945 die US-Truppen näherten, floh die Großzahl der SS-Angehörigen und überließ das Lager Buchenwald mit seinen noch etwa 21.000 Häftlingen sich selbst. Zuvor wurden Tausende Inhaftierte auf „Todesmärsche“ in andere Konzentrationslager geschickt. Die komplette Evakuierung konnten die Häftlinge jedoch verzögern, da sich Widerstandskämpfer, der Untergrundorganisation im Lager, Schusswechsel mit den noch verbliebenen Wachmännern lieferten. Sie öffneten das Tor des Lagers und besetzten den Lagerturm, wodurch ein Mythos der Selbstbefreiung entstand. Als die ersten US-Soldaten in Buchenwald eintreffen, fanden sie neben den völlig entkräfteten Insassen auch große Leichenberge vor.

http://www.eliewieseltattoo.com/tag/yad-vashem-memorial-museum/

Dwight D. Eisenhower, der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte und späterer Präsident schrieb dazu: „Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick“. Schockiert, von dem was sie vorfanden, zwangen die Amerikaner ca. 1000 Weimarer Bürger, auf den Ettersberg zu laufen, um ihnen das Ausmaß der Gräueltaten aufzuzeigen (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, 2020; MDR-Zeitreise, 2019).

Nach der Befreiung führte der sowjetische Sicherheitsdienst, ab August 1945, die vorhandenen Baulichkeiten des Konzentrationslagers weiter und errichtete hier das Speziallager Nr. 2 Buchenwald. Dies wurde zur Internierung von Deutschen, vorrangig der lokalen Funktionsträger der NSDAP, aber auch Jugendlicher und Denunzierter, genutzt.  Von den 28.000 Insassen starben über 7000 an den Folgen von Hungerkrankheiten im Winter 1946/47. Im Februar 1950, kurz nach der Gründung der DDR, wurde das Lager aufgelöst (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, 2020).

 

Heute ist das ehemalige Konzentrationslager eine Mahn- und Gedenkstätte. Ich selbst habe Buchenwald im Rahmen einer Exkursion im Geschichtsunterricht in der zehnten Klasse besucht und konnte einen, wenn auch nur sehr geringfügigen, Eindruck über die damaligen Umstände gewinnen. Mir hat es vor Augen geführt, welche Gräueltaten Menschen erleben und andere schlicht legitimiert haben. Im schulischen Zusammenhang hat sich diese Exkursion im Geschichtsunterricht als lohnenswert herausgestellt. Ich konnte mich wesentlich besser in das Thema einfinden, wollte mich freiwillig tiefgründiger mit bestimmten Bereichen auseinandersetzen und konnte an Informationen anknüpfen, die nicht aus einem Schulbuch stammen. Auch in Fächern wie Politik und Heimatkunde lässt sich dieser Lernort einbinden, da ein großer Themenbereich abgedeckt wird und eine Vielzahl an Projekten angeregt werden können.

Die Gedenkstätte unterstützt das formale Lernen, da die behandelten Inhalte dem Geschichtsunterricht an weiterführenden Schulen zugeordnet werden können. Buchenwald kann als sekundärer Lernort eingestuft werden, da Lernen nicht das primäre Ziel ist, der Ort jedoch für einen Lernzuwachs aufgesucht wird (Baar & Schönknecht, 2018, S.16). Durch die Erhaltung des Lagers werden die Ziele Aufklärung, Mahnung und Erinnerung sowie Forschung verfolgt. Es ist ein schulkomplementärere Lernort, da er ein Bildungsangebot darstellt, der von einer Schule, in dieser Form, nicht bereit gestellt werden kann.  Die Gedenkstätte hat einen Bildungsauftrag, welchen sie durch ein bereitgestelltes pädagogisch- didaktisches Konzept unterstützt (ebd., 2018, S. 17/ 18).

Das Konzentrationslager kann erst ab einem Alter von 15 Jahren besucht werden, wodurch eine gewisse emotionale Reife und Geschichtskenntnis teilweise gesichert sein soll. Für Menschen mit einer Behinderung im Bereich Sehen, Hören oder Gehen gibt es nach Absprache eine spezielle Führung durch die Museen und das Gelände des Lagers. Ich sehe es jedoch als sehr schwierig ein, Menschen mit einer geistigen Behinderung hierbei nicht zu überfordern. Eine solche Führung benötigt genügend Vorleistung und Nacharbeit. Während des Besuchs sollten eventuell nur ausgewählte Abschnitte besichtigt werden, die genügend Material zu einer Reflexion und Verdeutlichung der Thematik aufbringen. Vor Ort wird eine Betreuung und Begleitung von Mitarbeiter*innen angeboten, welche die Schüler*innen bei der emotionalen und kognitiven Verarbeitung unterstützen sollen.

Erreichen kann man den Ettersberg durch öffentliche Verkehrsmittel, stündliche Busfahrten ab Weimar, oder mit einem PKW bzw. Reisebus. Der Eintritt ist für Einzelpersonen, die keine Führung möchten, frei. Lediglich für Führungen und spezielle Angebote mit größeren Gruppen (maximal 30- 40 Personen) ist eine Gebühr notwendig. Diese liegt je nach Gruppenart zwischen 30€ und 40€. Die Angebote umfassen neben Rundgängen auch Projekttage oder mehrtägige Seminare.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick und Einblick in das ehemalige Konzentrations- und Speziallager geben. Wenn ihr noch mehr Informationen zur Gedenkstätte sucht, findet ihr sie hier: https://www.buchenwald.de/69/.

 

Literaturverzeichnis:

Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. (2020). Verfügbar unter: https://www.buchenwald.de/de/72/ [25.05.20].

MDR-Zeitreise. (2019). Buchenwald- Geschichte des KZ. Verfügbar unter: https://www.mdr.de/zeitreise/ns-zeit/kz-buchenwald-geschichte100.html [25.05.20].

Baar, R. & Schönknecht, G. (2018). Außerschulische Lernorte: didaktische und methodische Grundlagen. Weinheim: Beltz Verlag.