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RV14 – Abschlussreflexion

1a. Bàrbara Rovirós Vortrag zu interkulturellen Kompetenzen aus RV3 hat mich besonders angesprochen, da ich mit Englisch selber eine Fremdsprache unterrichten werde. Diese sind, im Gegensatz zu anderen Kompetenzen, die im Fremdsprachenunterricht vermittelt werden, von hoher Wichtigkeit im sozialen Leben und dort auch für jede/n SuS erfahrbar. Ein anderer Aspekt, der ebenfalls mit diesem Thema zu tun hat, berührt auch stark mein zweites Fach, Politik. Die von Dr. Karakaşoğlu aufgezeigte Problematik, dass das deutsche Bildungssystem nicht der Migration und der damit verbundenen Integration angepasst ist, ist vor Allem ein (bildungs)politisches. Hier ist auf die vergleichende Funktion der Politikwissenschaft hinzuweisen, die Gegenüberstellungen mit anderen Bildungssystemen sowie deren politischer Implementierung ermöglicht. Im Unterrichtskontext ist es wichtig, ein Bewusstsein für Schule und den Umgang mit Integration in vergleichbaren Industriestaaten zu gewinnen, wie es in der RV2 auch mit dem Vergleich mit Kanada geschah. Zudem ist auf Grund der steigenden Globalisierung ein rein nationaler Blick sowieso ein zu enger, auch mit Hinblick darauf, zukünftigen Generation ein Vorantreiben der europäischen Integration zu ermöglichen. Des Weiteren geben aktuelle politische Entwicklungen dringenden Anlass, SuS Toleranz, ein menschenfreundliches Wertesystem und Offenheit für andere Kulturen nahezubringen. Vor allem letztgenannter Punkt ist nur mit einer Abkehr von nationaler Orientierung überhaupt erreichbar. Ein weiteres Fach, in dem ebendiese Orientierung zu beobachten ist, ist der Religionsunterricht. Allein die Tatsache, dass dieser immernoch auf die beiden in Deutschland vorherrschenden Konfessionen des Christentums aufgebaut ist, ist in einem säkularen Staat nicht zeitgemäß. Andere Religionsgruppen werden dadurch auf eine niedrigere Stufe gestellt, da Sie in der Regel keinen „eigenen“ Religionsunterricht haben. Der Anteil an Katholiken und Protestanten an der deutschen Gesamtbevölkerung ist auf unter 50% gesunken, diese duale Einteiligung des Fachs Religion erweckt den Eindruck, die Gesamtheit der Religionen in Deutschland zu repräsentieren.

1b. Als allgemeines Konzept fand ich die sechs Dilemmata nach Greiner (2019), die in RV8 von Prof. Dr. Matthis Kepser vorgestellt wurden, besonders bemerkenswert für angehende Lehrkräfte. Diese Dilemmata zeigen Problemfelder der Integration an Schulen auf. Beispielsweise das Kategoriesierungdilemma, welches beschreibt dass Kategorisierungen grundsätzlich abgelehnt werden, gleichzeitig für die Diagnostik von Förderbedarf unabdingbar sind. Zudem ist mir die von Hannelore Faulstich-Wieland beschriebene Dichotomie zwischen Inszenierung des Selbst und Zuschreibung durch Andere im Gedächtnis geblieben. Hierbei geht es um das Dilemma des Handelns eines Indivuums/SuS, dass der eigenen Inszenierung sowie der Zuschreibung von Eigenschaften von anderen SuS folgt. (Faulstich-Wieland 1991)

2. Wenn ich meine eigene Schulzeit mit Hinblick auf den Umgang mit Heterogenität reflektiere, fällt mir auf dass ebendieser Umgang sehr unterschiedlich auch innerhalb einer Schule sein kann. Die zentrale Rolle spielt hier die jeweilige Lehrkraft, die in ihrem Unterricht nun einmal die Personifizierung des Konzepts Schule für die SuS darstellt. Dementsprechend groß ist ihr Einfluss und ihre Haltung gegenüber Heterogenität. Das wohl am meisten verbreitete Beispiel dafür ist der unterschiedliche Umgang von Lehrkräften mit unterschiedlichen Leistungsniveaus. Als jemand, der in einigen Fächern sehr gut und in anderen sehr schlecht war, habe ich beide Seiten persönlich erlebt. Während einige Lehrkräfte zum Beispiel leistungsstarken SuS mehr Aufgaben geben oder ihnen Verantwortung übertragen, beispielsweise schwächeren SuS zu helfen, wissen andere mit ihnen nichts anzufangen. So saß ich zum Beispiel im Englischunterricht in der Oberstufe oft gelangweilt rum, bis alle die Aufgaben fertiggestellt hatten, was sicherlich nicht förderlich war. Auf der anderen Seite gibt es beim Umgang mit leistungsschwachen SuS auch Probleme und diese sind deutlich gravierender. Statt diese zu fördern, werden sie oft abgehängt, da andere Dinge, zum Beispiel den Stoff des Schuljahres durchzuziehen, als wichtiger angesehen werden. Zudem ist es mir selbst passiert, dass ich in Fächern wie Mathe direkt als einer der „schlechten“ abgestempelt wurde, unabhängig davon wie viel Mühe ich mir gegeben habe. Dies hat sich dann wiederum negativ auf die Motivation ausgewirkt, sodass es zu einem Teufelskreis schlechter Leistungen kam. Ebensolches Schubladendenken fand auch in anderen Heterogenitätskontexten immer wieder statt, beispielsweise wenn es um Geschlechtervorurteile oder kulturellen Hintergrund ging. Wenn diese Denkmuster von der Lehrkraft vorgelebt werden, wirken sie sich oft auch auf das Selbstbild der betroffenen SuS oder das Verhältnis der SuS untereinander aus.Natürlich gibt es auch positive Umgangsformen mit Heterogenität, die mir in meiner eigenen Schulzeit begegnet sind. Beispielsweise wurde in einigen Fächern viel in Gruppen gearbeitet, was oftmals leistungsschwächeren SuS zu Gute kam. Einige Lehrkräfte achteten bewusst darauf, dass die SuS sich gegenseitig in ihren Stärken ergänzen und sich gegenseitig helfen. Zudem fielen mir, in den Fächern, in denen ich schwächer war, diejenigen Lehrkräfte positiv auf, die auch schwachen SuS Gelegenheit zur mündlichen Beteiligung boten. Zuletzt möchte ich positiv hervorheben, dass sich während meiner Schulzeit, die Inklusionsmöglichkeiten für SuS mit körperlichen Einschränkungen deutlich verbessert hat. Eingangsbereiche wurden erreichbarer gemacht und vergrößert, zudem wurde ein Fahrstuhl eingebaut, um jedem den Zugang zu den oberen Stockwerken zu ermöglichen.

3. Zum einen empfand ich das Thema Migration und damit einhergehende gesellschaftliche Veränderungen in RV02 sehr interessant, besonders vor dem Hintergrund, dass dies während meiner eigenen Schulzeit kaum ein Faktor war. Hierbei würde ich gern mehr darüber erfahren, wie die wachsende kulturelle Vielfalt gewinnbringend in den Kontext Schule integriert werden kann und welche Kompetenzen dafür notwendig sind.

Zudem würden mich weiterführende Inhalte zu den verschiedenen Schulsystemen in Deutschland, mit Fokus auf Bremen, interessierten, zumal es in diesem Bereich ja ständig Veränderungen gibt.

Ein Aspekt, dessen Beleuchtung mir als angehender Politiklehrer gefehlt hat, ist der Umgang mit unterschiedlichen und vor allem radikalen politischen Ansichten innerhalb der Schülerschaft. Vor allem in der heutigen Situation (AfD, Verschwörungstheorien) sehe ich hier ein relevantes Spannungsfeld der Heterogenität.

Literaturverzeichnis:
Dilemmata nach Greiner (2019): Ringvorlesung 08 „Heterogenität und Inklusion im
Deutschunterricht“ von Prof. Dr. Matthis Kepser.
Faulstich-Wieland, Hannelore (1991): Koedukation – Enttäuschte Hoffnungen?.
Darmstadt