Abschlussreflexion von Jan

 

Aufgabe 1)

Zum Abschluss der Ringvorlesung lässt sich festhalten, dass viele spannende Themen behandelt wurden. Jedes einzelne Thema thematisierte neue oder vertiefendere Erkenntnisse.

Eine Erkenntnis, die ich in der Ringvorlesung vertieft habe ist, dass die Heterogenität an Schulen als positiver Wert verstanden werden muss (vgl. Trautmann/ Wischer 2011, S.17-18). So war mir vorher bereits klar, dass die Schulen die Kinder und Jugendlichen als Individuum ins Zentrum stellen sollten, nicht jedoch, dass die Praxis im Umgang mit Heterogenität verbesserungswürdig ist (vgl. Trautmann/ Wischer 2011, S.17-18). Auch nach der Ringvorlesung bin ich der Meinung, dass Heterogenität an Schulen durch verschiedene Strukturen und Gegebenheiten nicht so umsetzbar ist, wie in der Theorie gewünscht. So mangelt es meiner Ansicht nach an einem passenden Schulsystem, barrierefreien Gebäuden und qualifiziertem Personal, um den Umgang mit Heterogenität zu normalisieren. Die Erkenntnis, dass der Umgang mit Heterogenität in der Praxis verbesserungswürdig ist, lässt sich auch auf den fachdidaktischen Aspekt des Faches „Inklusive Pädagogik“ übertragen, in welchem die Heterogenität als Norm wahrgenommen wird. So muss meiner Ansicht nach davon ausgegangen werden, dass die Vielfalt die Normalität ist und versucht wird die Unterschiede und Gemeinsamkeiten innerhalb einer Lerngruppe zu erfassen und zu nutzen. 

Eine weitere Erkenntnis, die ich sammeln durfte handelt vom Professionellen Lehrer:innen-handeln. Zu Beginn des Studiums hab ich mir oft die Frage gestellt, ob ich als Lehrkraft meine eigene Meinung haben darf und die auch an der Schule vertreten kann. Auch vor dem Aspekt, wie gehe ich beispielsweise mit Verschwörungstheorien um? Wichtig für mich ist hierbei der Beutelsbacher Konsens und vorallem dabei das Überwältigungsverbot. Dieses sagt aus, dass es nicht erlaubt ist, die erwünschte Meinung zu erzwingen und die Gewinnung eines selbstständigen Urteils zu verhindern (vgl. Wehling 1977, S.179f.). Dieses Überwältigungsverbot lässt sich auch auf die inklusive Pädagogik übertragen, in welcher ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird. So geht es der inklusiven Pädagogik meiner Auffassung nach nicht rein um den Lernerfolg, sondern es sollte zu einem Lernen auch im sozialen und emotionalen Bereich kommen. Für mich als zukünftige Lehrkraft im Bereich der inklusiven Pädagogik bedeutet es hinsichtlich des Überwältigungsverbotes, gemäß des Beutelsbacher Konsens, dass ich den Schüler:innen nicht meine Meinung aufzwingen kann, sondern vielmehr den Bereich des sozialen Lernens durch Diskussionen fördern kann. Bezüglich der Verschwörungstheorien kann ich die Schüler:innen dazu bringen die sozialen Medien bewusst zu nutzen und Nachrichten zu hinterfragen. So fördere ich im Unterricht die soziale und emotionale Entwicklung, wenn die Schüler:innen miteinander agieren und in beispielsweise Diskussionen aufeinander eingehen. 

Hinsichtlich der Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht ist mir die Vorlesung von Prof. Dr. Yasemin Karakasoglu und Dr. Dita Vogel in Erinnerung geblieben, in welcher ich viele Erkenntnisse zur Elternkooperation in Schule gelernt habe. Die Beziehung von Eltern und Schule bezieht sich auf ein Handlungsfeld, in dem Eltern und schulische Professionelle aufeinandertreffen und miteinander kommunizieren und kooperieren (vgl. Karakasoglu/ Vogel 2025, S.203). Um die Beziehungsarbeit besser verstehen zu können ist es meiner Ansicht nach wichtig als Lehrkraft auch die Rechte und Pflichten der Eltern zu kennen und zu wahren. Mit dem akzeptieren und respektieren der Rechte von Eltern kann die Beziehungsarbeit zwischen Eltern und Schule verbessert werden. Vor allem bei Eltern mit Kommunikationsschwierigkeiten ist es wichtig, die Kommunikation aufrechtzuerhalten und auch den Kontakt zu den Eltern zu suchen. So kann eine gute und funktionierende Beziehung zwischen Schule und Eltern gewährleistet werden. 

Diese spannenden Aspekte, welche für mich teils neu und teils Vertiefung waren nehme ich aus der Ringvorlesung mit und strebe an sie in den ersten Praxiserfahrungen umzusetzen oder zu beobachten. 

Aufgabe 2)

Rückblickend auf meine Schulzeit gibt es mehrere Punkte, die den Schulalltag von mir sehr geprägt haben. An dieser Stelle möchte ich jedoch zwei hervorheben, da ich denke, dass diese mich in meiner zukünftigen Berufsbahn begleiten werden. 

Zunächst wäre das Handeln von Lehrer:innen zu erwähnen. Im Laufe meiner Schulbahn erlebte ich häufig, dass die Meinung von Lehrer:innen gesetzt war. Eine andere Meinung war teilweise überhaupt nicht erwünscht. Um ein Beispiel zu nennen, fällt mir der Politik Unterricht ein, wo es nur richtig oder falsch für die Lehrkraft gab. Einen anderen Lösungsweg zu benennen oder eine andere Meinung zu vertreten wurde mit einer schlechteren Note bewertet. Dies ist nicht vertretbar mit dem Beutelsbacher Konsens und dem darin enthaltenen Überwältigungsverbot, sowie dem Gebot, dass die Schüler:innen in die Lage versetzt werden müssen, eine politische Situation zu analysieren und die eigene Interessenlage zu berücksichtigen (vgl. Wehling 1977, S.179f.). Aufgrund der höheren „Machtposition“ war es meiner Politiklehrkraft möglich die eigene Meinung den Schüler:innen aufzuzwingen. 

Eine andere Erfahrung die ich in meiner Schullaufbahn gemacht habe, wäre ein positives Beispiel. Beim Umgang mit Heterogenität war meine Schule früh auf einem guten Weg die Theorie in die Praxis umzusetzen. So gab es verschiedene Arbeitsblätter, die einen stufenförmigen Einstieg in ein neues Thema ermöglichten. Die Arbeitsblätter waren angepasst an die verschiedene Stärken der Schüler:innen. Durch den guten Umgang mit Heterogenität und den ersten Ansätzen die Vielfalt als Normalität wahrzunehmen wurden alle Schüler:innen angemessen gefördert. 

Die verschiedenen Punkte bezogen auf meine Schullaufbahn ergeben für mich ein erstes Bild davon, wie ich in den weiteren Praxiserfahrungen handeln möchte. Begleitet durch die Ringvorlesung habe ich ein ungefähres erstes Bild davon, wie inklusiver und fair gestalteter Unterricht aussehen kann. Einen besonderen Fokus für meine ersten Praxiserfahrungen wird auf der Neutralität liegen. Dies ist mir aufgrund meiner teils schlechteren Erfahrungen ein wichtiges Thema. 

Aufgabe 3)

In den ersten Tagen meines aktuell laufenden Orientierungspraktikums stellte ich mir eine Frage: Was für ein Lehrer möchte ich später werden? Rückblickend betrachtet kann ich zur Ringvorlesung eine bestimmte Sache festhalten. Ich habe viele Erkenntnisse vertiefen können und phasenweise auch neue dazu gewinnen können. So habe ich ein größeres Wissen darüber, wie ich beispielsweise mit Eltern kooperieren kann oder wie ich als Lehrkraft neutral und professionell handeln kann. Eine Grundlage für viele Situationen, die mich in Zukunft begleiten werden. 

Um auf meine Anfangsfrage zurückzukommen. Als Lehrkraft möchte ich für Werte und Prinzipien stehen. Ich möchte den Schüler:innen nicht nur den Weg zum Lernerfolg zeigen, sondern vielmehr den Weg für ein inklusives und gerechtes miteinander. Wie gehen wir als (Klassen-)Gemeinschaft miteinander um und wie fördern wir jede/-n? Wie verhindern wir Diskriminierung? Wie sorgen wir für eine Chancengerechtigkeit? Diese Aspekte möchte ich später in der Schule thematisieren und ansprechen. 

Um mich als Lehrkraft optimal auf die Schule vorbereitet zu fühlen benötige ich weitere Information, über Diskrimierung, vielleicht im Rahmen einer Diskussion mit Betroffenen und/-oder Anlaufstellen. Zudem über die Chancengerechtigkeit und die strukturelle Benachteiligung von Schüler:innen aus sozial schwachen Gegenden. Diese tiefer gehenden Information wünsche ich mir im späteren Verlauf des Studiums, um ein besserer, gerechter und inklusiver Lehrer zu werden, so wie ich es mir in meiner Schule oft gewünscht habe. 

Literaturverzeichnis:

Karakasoglu,Yasemin; Vogel, Dita (2025): Migration bewegt Schule. Transnationalität als Impuls für Schulentwicklung und Lehrkräftebildung. Hrsg. v. Fred Berger, Wilfried Schubarth und Sebastian Wachs. Stuttgart: Kohlhammer (Brennpunkt Schule)

Trautmann, Mathias; Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. VS-Verlag

Wehling, Hans-Georg (1977): Konsens a la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. In: Siegfried Schiele und Herbert Schneider (Hrsg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, S.173-184.

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