Abschlussreflexion
- Zentrale Erkenntnisse
Eine Erkenntnis, die ich in der Ringvorlesung und anderen EW-Kursen erlangt habe, betrifft den Umgang mit Heterogenität. In den Vorträgen ist mir klar geworden, dass Unterschiede zwischen Schüler*innen nicht nur eine Herausforderung darstellen, sondern auch ein enormes Potenzial für das gemeinsame Lernen bieten können. Heterogenität soll nicht als Störfaktor, sondern als Chance gesehen werden, unterschiedliche Zugänge und Sichtweisen in den Unterricht einzubringen (Budde, 2018). Das hat mich zum Nachdenken angeregt. Ich denke nämlich, dass das gar nicht so einfach umzusetzen ist.
Für meinen eigenen Unterricht bedeutet das, dass ich verschiedene Lernwege fördern muss. Differenzierte Aufgaben sind, denke ich, eine Möglichkeit, die individuellen Stärken der Schüler*innen zu berücksichtigen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, 2020) betont in diesem Zusammenhang, dass Chancengleichheit nur dann entstehen kann, wenn wir die Verschiedenheit der Lernenden anerkennen und passende Unterstützungsangebote bereitstellen. In einigen EW-Kursen haben wir uns angeschaut, wie man differenzierte Aufgaben und Material erstellen kann, das hat mir sehr geholfen.
Eine weitere Erkenntnis, die ich aus der Ringvorlesung mitgenommen habe, ist die enge Verbindung zwischen der Sprachbildung und dem Fachlernen. Gerade im Mathematikunterricht, den ich aus meiner eigenen Grundschulzeit nur mit Zahlen und Symbolen verbinde, spielen Begriffe, Erklärungen und Begründungen eine zentrale Rolle (Bönig und Thöne, 2017). Schüler*innen sollten sprachliche Mittel besitzen, um ihre Gedanken und Lösungswege ausdrücken zu können.
Das hat mich ins Nachdenken gebracht, weil ich aus meiner eigenen Schulzeit den Eindruck hatte, dass Sprache und Fachinhalte oft strikt getrennt behandelt wurden. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man Kindern Raum gibt, ihre Lösungswege zu erklären, sodass man mögliche Fehler in ihren Rechenschritten erkennen und, insbesondere, nachvollziehen kann und dass man ihnen dabei hilft, diese Formulierungen zu lernen. In einer heterogenen Gruppe sehe ich besonders eine Chance, denn so werden Fachaufgaben gleichzeitig zu Sprachaufgaben.
- Eigene Praxiserfahrungen
Ich habe bereits ein paar persönliche Aspekte in Punkt 1 einfließen lassen, möchte hier aber nochmal auf ein paar Aspekte eingehen.
In einem meiner Praktika, sowie in meinem Bundesfreiwilligendienst, ist mir die Heterogenität in Klassen schon aufgefallen. Während einige Schüler*innen es schafften, schnell eigene Lösungswege zu entwickeln, waren andere überfordert und brauchten Unterstützung. Dabei kann man auf verschiedene Herangehensweisen und Lösungswege eingehen und anschließend im Verband der gesamten Klasse zu verstehen geben, dass es nicht nur eine richtige Lösung geben muss.
Jedoch haben nicht alle Lehrkräfte die Zeit oder die Materialien, um differenzierte Zugänge anzubieten. Manchmal wirkte der Unterricht so, als ob die „Regelschüler*innen“ die Norm darstellten und für alle anderen anschließend gesorgt werden musste. Ich als Praktikantin wurde dann oft dafür genutzt, mit den „schwächeren“ Kindern zu lernen, anstatt dass sie in den Unterricht integriert wurden. In meinem Bundesfreiwilligendienst habe ich eine Lehrkraft beobachtet, die viel differenziertes Unterrichtsmaterial vorbereitet hat, sodass alle Kinder bei ihr im Unterricht mitmachen und sich einbringen konnten, ohne dass sie aus dem Unterricht exkludiert wurden. Das fand ich gut.
- Fragestellungen
Ich fand es sehr spannend, etwas über Eltern-Kind-Projekte zu erfahren. Ich denke, dass die Zusammenarbeit mit den Eltern oder Erziehungsberechtigten der Schüler*innen sehr wichtig ist. Ich würde darüber gerne noch mehr erfahren, besonders, wie man diese Kooperation gut umsetzen kann. Dabei interessiert mich vor allem, welche konkreten Methoden oder Beispiele es gibt, um Eltern oder Erziehungsberechtigte aktiv einzubeziehen, ohne sie zu überfordern. Außerdem würde ich gerne mehr darüber lernen, welche positiven Effekte solche Projekte auf die Kinder haben – sowohl in Bezug auf ihre Lernmotivation als auch auf ihre persönliche Entwicklung, auch wenn wir uns dies schon zum Teil angeschaut haben.
Außerdem möchte ich mehr darüber lernen, wie ich als Lehrkraft Lernprozesse in einer heterogenen Gruppe gestalten kann. Gerade in der Grundschule finde ich es sehr spannend, dass die Kinder mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Interessen und Fähigkeiten zusammenkommen. Ich stelle mir die Frage, wie man es schafft, jedes Kind individuell zu fördern und gleichzeitig ein gemeinsames Lernen zu ermöglichen. Ich möchte mehr darüber lernen, wie ich differenzierte Materialien erstellen kann, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht werden.
Literatur
Bönig, D. & Thöne, B. (2017): Integrierte Förderung von Mathematik und Sprache in Kita und Familie. In Schuler, S., Streit, C. & Wipmann, G. (Hrsg.). Perspektiven mathematischer Bildung im Übergang vom Kindergarten zur Grundschule. (S. 27-40). Wiesbaden: Springer
Budde, Jürgen. (2018). Heterogenität in Schule und Unterricht. Bundeszentrale für politische Bildung. Abrufbar über: https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/266110/heterogenitaet-in-schule-und-unterricht/ (letzter Zugriff: 20.08.2025)
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, 2020): Chancengleichheit durch Bildung.