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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

im heutigen Blogbeitrag soll es um das Thema ‚Umgang mit Sprachvarietäten im (Fremd-)Sprachenunterricht‘ gehen. Dazu werde ich, wie sonst auch, auf drei Fragestellungen eingehen.

Aufgabe 1 )                                                                                                                                                                                                                                            Wir haben in der Vorlesung eine Reduktion der Varietätenmodelle vor und die diatopische Kategorie (Raum) in den Fokus genommen (vgl. Vorlesungsfolien). Erläutern Sie bitte inwiefern sich weitere der angegebenen Kategorien (diaphasisch oder diastratisch) auch als im Allgemeinen relevant für den Umgang mit Heterogenität im Unterricht (jenseits des Fremdsprachenunterrichts) erweisen können und begründen Sie Ihre Antwort. Sie können dafür sowohl das strukturalistische als auch das soziolinguistische Modell verwenden, gern auch beide in Kombination.

In der Vorlesung vom 18.5. ging es hauptsächlich um den diatopischen Bereich des strukturalistischen Modells von Eugenio Coseriu. Dieser wurde 1973 veröffentlicht und beschreibt den Raum, in dem Sprachen angewandt werden (vgl. Modell von Coseriu, Folie 3 RV06). Dabei wird vor allem auf die Anwendung der unterschiedlichen Sprachen geachtet und auch, wo genau diese auftaucht. Es wird auf zwei unterschiedliche Variationstypen eingegangen. Die diatopische Variation bezieht sich auf die Verschiedenheit einer Sprache in einem Raum. Sie zeigt auch, wie unterschiedlich die Auffassung, samt der Entwicklung, einer Sprache in einem Land sein kann. Die diastratische Variation hingegen, betrachtet die Unterschiede zwischen den soziokulturellen Sprachschichten.  Die diaphasische Variation hängt von dem Formalitätsgrad ab (formell oder informell). Betrachtet man das „ Soziolinguistischen Modell“ von Offord, so fällt auf, dass mehrere Faktoren beobachtet werden können. Nicht nur der Sprecher, sondern auch der Empfänger senden unterschiedliche Signale, während der Kommunikation aus. ( vgl. Folie 4)

Daraus ist abzuleiten, wie wichtig es für eine Lehrperson ist, sich über diese Zusammenhänge im klaren zu sein, um die Heterogenität in seinem Unterricht durchsetzen zu können. Unterschiedliche Schüler aus verschiedenen Verhältnissen, besitzen auch unterschiedliche Varietäten von Sprache. Dabei sollte die Lehrperson möglichst sensibilisiert sein, um möglichen Missverständnissen vorbeugen zu können.

Aufgabe 2)                                                                                                                                                                                                                                              Sie selbst haben bereits Fremdsprachen im institutionellen Kontext gelernt. Ermitteln Sie zunächst, welche Varietät(en) Sie im Rahmen der gelernte(n) Fremdsprache(n) sprechen und worauf dies zurückzuführen ist. Im nächsten Schritt überlegen Sie bitte, ob Sie jemals damit konfrontiert worden sind, dass Sie Sprecher: innen anderer Varietäten dieser Sprachen begegnet sind und inwiefern die Kommunikation dadurch behindert bzw. bereichert oder davon gar nicht tangiert worden ist. Warum könnte es wichtig sein, sich die Existenz verschiedener Varietäten innerhalb einer Sprache zu vergegenwärtigen? Begründen Sie Ihre Antwort unter Einbezug eigener Erfahrungen oder Vorannahmen in diesem Kontext.

Meine, im institutionellen Kontext, gelernte Sprache war Englisch. Da Englisch eine Sprache ist, welche fast auf der ganzen Welt gesprochen wird, bin ich nicht drum herum gekommen, über das Internet, viele verschiedene Varietäten zu erfahren. Auch andere Schüler meines Kurses ging es damals so, wodurch oft ein Austausch über die eigenen Erfahrungen in der Schule entstanden. Dabei hatte ich oft mit regionalen Varietäten zu tun, bei denen unterschiedliche kulturelle Hintergründe in die Verarbeitung einer Fremdsprache beitrugen. Auch professionelle Varietäten wurde uns von Seiten der Lehrperson oft nahe gelegt und diskutiert. Beispielsweise, wie man sich auf einer Fremdsprache am ‚ordentlichsten‘ Ausdrückt und kleine Fehler vermeidet.

Da Bremen im Sommer regelmäßig von Touristen besucht wird, war ich schon oft in der Position eines spontanen Reisebegleiters, der ahnungslosen Besuchern den Weg durch die Straßen der Stadt zeigen musste. Dabei konnte ich die eben angesprochene kulturelle Varietäten oft miterleben. Beispielsweise sprachen verschiedene Menschen, aus unterschiedlichen Teilen der Welt, Englisch in ihrem eigenen Stil. Die Kommunikation wurde dabei allerdings nie nennenswert beeinträchtigt, sondern führte eher zu einer lockeren Atmosphäre, auch wenn die fragende Person es eilig hatte.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Aufklärung, über die Existenz verschiedener sprachlicher Varietäten, ausschlaggebend für ein offenes Verständnis verschiedener Menschengruppen sein kann. Wenn man bereits sensibilisiert ist, wie sich Menschen aus verschiedenen Kulturen in der Muttersprache unterhalten, dann kann man sich auf ein ähnliches Redeverhalten im Englischen einstellen und sich daran anpassen. Generell kann es helfen, Missverständnissen entgegenzuwirken, was zu einem verbesserten Austausch mit anderen Völkergruppen führt.

Aufgabe 3)                                                                                                                                                                                                                                                Schauen Sie sich das folgende englischsprachige Video auf YouTube an: https://www.youtube.com/watch?v=e2SCWjKYR-w– Language as a mirror of society / Francisco Moreno Fernández (2020).

Identifizieren Sie drei Elemente aus dem Video heraus, die auf die Existenz von Varietäten hinweisen und erläutern Sie, welche Begründung Prof. Moreno Fernández für Existenz und Relevanz von Varietäten (in diesem Fall des Spanischen) anführt.

In dem in der Aufgabenstellung genanntem Video, trifft man Prof. Moreno Fernández, einen Linguisten, der in den Straßen von Chile über seine Erfahrungen mit dem Thema ‚Sprache‘ spricht. Dabei lässt sich beispielsweise die regionale Varietät beobachten. Es wird darüber  erzählt, wie verschiedene Menschen aus diversen Kulturen zusammenkommen und über die Zeit, durch Kommunikation, neue Begriffe entwickeln oder bereits existierende Wörter neu definieren. Auch erzählt Herr Fernández über die historische Entwicklung bestimmter ‚Slangs‘, die ihren eigentlichen Sinn völlig verlieren und von der Gesellschaft von Grund auf neu definiert werden. Dies wird durch bestimmte politische und kulturelle Ereignisse ausgelöst und lässt sich in den meisten südamerikanischen Ländern genau beobachten. Auch die erhöhte Migration, die in den letzten Jahrhunderten zugenommen hat, sorgt für einen Aufschwung in Sachen Veränderung der Sprache (Min. 4:43).

Ich bedanke mich sehr fürs Durchlesen meines Blogbeitrags!

Beste Grüße, Alexander