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Ringvorlesung 14: Abschlussreflexion zur Vorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule“ – Überarbeitung

1.) Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:

a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.
b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Autor*innen, Jahr, Titel).

1.) Es gab viele interessante und spannende Aspekte, welche ich aus der Ringvorlesung mitgenommen habe und welche mir bewusst gemacht haben, dass Heterogenität in der Schule und in der Unterrichtsgestaltung/-planung eine sehr große Rolle spielt. Aufgrund meines Studienfachs „inklusive Pädagogik“ interessierte ich mich vor allem für die Inklusion und die damit verbundenen Ringvorlesungen.  Die zentrale Erkenntnis, die ich aus den Vorträgen der Ringvorlesung „Umgang mit Heterogenität“ mitnehmen konnte, bezieht sich auf die Art und Weise, wie Schüler lernen. Vor allem in der Ringvorlesung 07 von Frank J. Müller, unter dem Oberbegriff der Inklusion. Hier wurde thematisiert, dass sich der soziale Austausch als Lernmöglichkeit positiv auf die Schüler auswirken kann. Als Beispiel führte er auf, dass Gruppentische zu einem besseren Klassenklima beitragen können. Dies lässt sich auch in der entwicklungslogischen Didaktik von G. Feuser wiederfinden, die mir bereits in Verbindung mit meines Studiums Inklusive Pädagogik begegnet ist. Wenn ich die Erkenntnis aus der Ringvorlesung 07 von Frank J. Müller auf meine Schulzeit projiziere, dann fällt mir auf, dass vieles damals nicht so umgesetzt wurde, was mir möglicherweise das Lernen erleichtert und zusätzlich die Motivation etwas neues zu Lernen gestärkt. Diese Methodik sollte man auf alle Unterrichtsfächer anwenden, um die Schüler und Schülerinnen bestmöglich im Lernprozess unterstützen zu können.

Genauso wichtig finde ich die zentrale Erkenntnis aus der Ringvorlesung 06 „Meint Inklusion wirklich alle? – Aktuelle Diskussionslinien und praktische Umsetzung“ von Frau Dr. Eileen Schwarzenberg. Beide Ringvorlesungen sind meiner Meinung nach sehr eng miteinander verknüpft und deshalb habe ich mich für diese beiden Vorlesungen entschieden, um daraus meine wichtigsten Erkenntnisse zu ziehen.

In der Ringvorlesung 06 wird kritisch auf die Umsetzung der Inklusion, wenn überhaupt eine stattfindet, in der aktuellen Zeit geblickt. Für mich machte es den Eindruck, dass die Strukturierung der Schulen momentan eher eine exkludierende Inklusion, als „die Inklusion“ fördern.

Hier findet zwar eine Inklusion durch den gemeinsamen Unterricht, mit oder ohne Förderschwerpunkt, statt, aber es erfolgt weiterhin eine Kategorisierung. Diese entspricht natürlich nicht dem Gedanken der Inklusion, wie A. Textor in Einführung in die Inklusionspädagogik (2015) beschreibt. Das Inklusion im didaktischen Sinne nicht ausgelebt wird, möchte ich gerne anhand des Beispiels aufzeigen, wobei Kinder mit Förderbedarf häufig in seperaten Räumen unterrichtet werden. Dies ist weder im Sinne der Inklusion, noch im Sinne der Lernmöglichkeit des sozialen Austausches.

Um etwas zu ändern, müssen wir an den gesellschaftlichen und schulischen Strukturen rütteln. So können wir möglicherweise noch einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gehen und die Inklusion vorantreiben.

Mein zweites Studienfach neben der inklusiven Pädagogik ist Germanistik. Hier ist mir besonders die 8. Ringvorlesung von Prof. Dr. Kesper in Gedächtnis geblieben, der näher auf die Heteroginität im Deutschunterricht eingeht. Man muss davon ausgehen, dass alle Schüler und Schülerinnen sich in verschiedenen Punkten unterscheiden. Zu berücksichtigen sind Alter, Herkunft, Geschlecht, ihre individuelle Entwicklung und besonders im Fach Deutsch, ihre Sprachkenntnisse. Häufig werden diese Gesichtspunkte außer acht gelassen, Schüler und Schülerinnen durch die Lehrkräfte auf ihre Leistung im Unterricht reduziert und verlieren so die Motivation zu lernen. Deshalb ist es wichtig, dass die Lehrkraft individuelle Ziele für jeden Schüler und Schülerin steckt und sie intensiv dabei begleitet. Durch meine Erfahrung im Praktikum habe ich ein sehr gutes Beispiel kennenlernen dürfen. In dem Unterricht gab es nicht den typischen Frontalunterricht, sondern die Schüler erhielten Deutschbausteine zu verschiedenen Themen, die im Deutschunterricht behandelt werden. Die Themen konnten durch die Schüler frei gewählt werden oder sie konnten sich durch die Lehrkraft beraten lassen, welchen Baustein sie als nächstes wählen sollten, sodass sie in ihrer Entwicklung fortschritte machen. Diese Form von Unterricht erfordert sehr viel Eigenverantwortung und Organisation der Schüler und Schülerinnen. Die Schüler*innen konnten sich so die Sachverhalte eigenständig und in ihrem individuellen Tempo aneignen. Wenn doch Probleme auftreten kann man sich an die Lehrkraft, den/die Sonderpädagogen*in wenden oder an die Mitschüler. Durch dieses System konnte jeder Schüler individuell gefördert werden und  es entstand kein Notendruck, da es beim Abschließen des Bausteins durch einen Test keine Note gab, sondern eine individuelle Rückmeldung durch die Lehrkraft und ein Zertifikat. Ich empfinde, dass hier ein optimales Gleichgewicht zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern*innen gefunden wurde, wo sich keiner benachteiligt oder ausgegrenzt fühlt und dennoch in seiner Individualität gefördert wird. Es ist wichtig, dass sich die Lehrkräfte dieser Aufgabe stellen und so versuchen, dass auf jeden Schüler und jede Schülerin individuell eingegangen werden kann und so optimal in seinen oder ihren Stärken und Schwächen gefördert werden kann.

Die 12. Ringvorlesung von Prof. Dr. Christoph Kulgemeyer hat mir sehr gut gefallen, da es mir einen Einblick in die empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht ermöglicht hat. Die Hindernisse die sich bei Schülern und Schülerinnen ergeben, sind beispielsweise die unterschiedlichen Alltagsvorstellungen, welche sie mitbringen und somit ist es als Lehrkraft schwierig, diese im Nachhinein zu verändern („Conceptual Change“). Ein weiteres großes Problem, welches ich auch in meiner Schulzeit erlebt habe, ist die jeweilige Fachsprache im naturwissenschaftlichen Bereich. Oft führt diese zu Verständnisproblemen zwischen Lehrkraft und den Schülern und Schülerinnen (vgl. Leisen 2005a, mit Bezug auf Merzyn 1994). Doch dieses Problem kann ich auch auf mein Studienfach Germanistik projizieren. Hier ist es wichtig auf Fragen und Fachwörter explizit einzugehen und somit zukünftige Verständnisprobleme zu vermeiden.

2.) Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Rückblickend auf meine Schulzeit, kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir jemals Themen wie Inklusion, Heterogenität oder Gendersensibilität explizit unter diesen Begrifflichkeiten angesprochen haben. Zwar war ich an meiner Schule eine Minderheit, da ich mein Abitur im Ausland absolviert habe, aber auch die einzige. Schüler mit Förderbedarf gab es an meiner Schule keine und ein Kriterium diese Schule besuchen zu dürfen war, dass man Deutsch auf einem Mindestniveau beherrschen musste. So wurde anstatt die deutsche Sprache zu fördern, einige Lehrer gaben sich auch mehr Mühe als andere, direkt aussortiert. Wer das Niveau nicht halten oder im besten Fall steigern konnte, musste die Schule verlassen und so wurden die Klassen zum Abitur hin immer kleiner, die Ansprüche immer höher und die Schule konnte garantieren, dass keiner das Abitur „verhaut“, da man die Wackelkandidaten schon vorher aussortiert hatte.

Diese Schulerfahrung hat mich zuerst abgeschreckt ein Lehramtsstudium anzustreben. Nachdem nun aber der Schwerpunkt Inklusion eingeführt worden ist, wurde mein Interesse geweckt, da ich durch meinen Bundesfreiwilligen Dienst und meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenschwester immer nur die Exklusion von Menschen mit Behinderungen miterlebt habe.

Wie in Ringvorlesung 06 angesprochen und durch meine eigenen Erfahrungen, möchte ich dazu beitragen, dass es „Dekategorisierung und keine gruppenbezogene Ressourcenzuweisung“ (Textor, 2015) mehr gibt.

 

3.    Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Zu den erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die mich besonders interessieren gehört die inklusive Pädagogik, das Thema Gender und die Konstruktion der „geistigen Behinderung“. Diese Schwerpunkte wurden zwar aufgegriffen, dennoch finde ich, dass die Themen in der aktuellen Zeit immer mehr an Aufmerksamkeit und Wichtigkeit für unsere Gesellschaft gewinnen, besonders im Bezug auf Rassismus.

 

 

Literaturverzeichnis:

  • Feuser, Georg (2018): Entwicklungslogische Didaktik in: Müller, Frank J. [Hrsg.]: Blick zurück nach vorn – WegbereiterInnen der Inklusion. Band 2. Originalausgabe. Gießen: Psychosozial-Verlag, S. 147-165
  • Textor, A. (2015). Einführung in die Inklusionspädagogik, UTB Verlag
  • Leisen (2005), mit Bezug auf Merzyn (1994): in den Folien zur RV12 „Empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht. Was wissen wir eigentlich wirklich?“, Prof. Dr. Christoph Kulgemeyer, Ringvorlesung BA-UM-HET, Universität Bremen.