- Wie würden sie jemanden, der nicht an der Ringvorlesung (rv02) teilgenommen hat, die Unterschiede zwischen Diskriminierung und Rassismus erklären?
Gomolla definiert Diskriminierung als „Praktiken der Herabsetzung, Benachteiligung und
Ausgrenzung bezeichnet, die gegen Angehörige bestimmter Gruppen bzw. Gruppen
gerichtet sind“ (2016, S.73), Rassismus ist das Kategorisieren, Exkludieren und Hierarchisieren von Menschen aufgrund einer Vorstellung von „Menschenrassen“ als biologischem Merkmal. Menschen werden aufgrund ihnen zugeschriebener Eigenschaften, die zumeist als minderwertig im Vergleich zu anderen „Gruppen“ herabgesetzt werden, als fremd und unzugehörig ausgegrenzt. Rassistische Diskriminierung ist eine Form von Diskriminierung; diskriminiert werden kann auch anhand anderer, (auch) zugeschriebener Merkmale, intersektional werden die „Verwobenheiten und Überkreuzungen mehrerer (sozialer) Kategorien – sprich Intersektionen – “ (Bronner/Paulus 2017, S.12)als Aspekt der sozialen Ungleichheit betrachtet.
2. In der Ringvorlesung (rv02) wurde die Frage „Woher kommst du eigentlich?“ hinsichtlich ihrer Rassismusrelevanz diskutiert. Wie empfinden Sie die Frage nach der Herkunft? Inwiefern ist diese Frage rassismusrelevant? Welche Umstände sind zur Beantwortung dieser Frage relevant?
Die Frage nach der Herkunft einer Person ist rassismusrelevant, sofern durch die Frage der/die Gefragte als „Fremde:r“ charakterisiert werden soll. Insbesondere, wenn die Frage weitergestellt wird, bis das, in eben diesen Fällen, erwünschte Resultat erreicht wird, die Rückverfolgung des Stammbaums bis zur Feststellung, dass die gefragte Person „fremd“ sei.
3. Lesen Sie das folgende Beispiel „Hakan Yilmaz“ (siehe unten) aufmerksam durch. Als dritte*r Kolleg*in haben Sie die Situation, die Hakan Yilmaz schildert beobachtet. Wie würden Sie die Aussage des anderen Lehrers einordnen (mit Bezug auf die Inhalte der Vorlesung)? Was wären Ihre nächsten Schritte als Lehrer*in und Kolleg*in?
Der andere Lehrer bezeichnet Yilmaz als „Kameltreiber“, eine abwertend gemeinte Beleidigung für Araber (DWDS). Die Beleidigung scheint durch nichts anderes provoziert zu sein als durch die Anwesenheit Yilmazs, der andere Lehrer scheint sich an der von ihm wahrgenommenen „Fremdheit“ (Exklusion) so sehr zu stören, dass er ihm und der anwesenden Schülerin dies mitteilen will. Die zugeschriebene „Fremdheit“ sieht er als Malus an, er exkludiert Yilmaz, die Beleidigung soll nicht allein das als niedere Tätigkeit angesehene Tierehüten beinhalten, wichtig ist auch die „Fremdheit“ (er nennt ihn nicht „Schäfer“)(Ausgrenzung), sie soll ihn abwerten (Hierarchisierung).
In einer solchen Situation sollte auf den rassistischen Gehalt der Aussage hingewiesen werden, insbesondere da der Kollege als Lehrer eine Autoritätsperson ist. Das konkrete Vorgehen sollte mit dem Betroffenen abgestimmt werden, es ist unbedingt zu vermeiden, dass die Schülerin den Eindruck erhält, Aussagen dieser Art seien korrekt.
Bronner, Kerstin/Paulus Stefan (2017): Intersektionalität: Geschichte, Theorie und Praxis. Eine Einführung für das Studium der Sozialen Arbeit und der Erziehungswissenschaft. Opladen & Toronto: Verlag Barbara Budrich
Gomolla, Mechtild (2016): Diskriminierung. In: Paul Mecheril (Hg.): Handbuch Migrationspädagogik. Weinheim und Basel: Beltz Verlag, S.73-89
Schreibe einen Kommentar