Fazit

Die Frage, die sich zu Anfang stellte war welche Rolle der Nationalismus in diesem Konflikt gespielt hat und bis zum heutigen Tag immer noch spielt. Mit einer erstmaligen Einordnung in den Kontext durch eine kurze Übersicht über den Konflikt und die Parteien, war es möglich die Situation erstmals einzustufen. Der Konflikt erstreckt sich schon über ein Jahrhundert, welches heraushebt wie festgefahren die Problematik eigentlich ist. Durch das Hinzuziehen der anthropologischen und sozialwissenschaftlichen Theorien über Nationalismus war es möglich zu erkennen, dass zum Einen der Nationalismus nicht unbedingt als bestimmender Faktor in dem Konflikt gesehen werden kann, sondern die nun sehr stark vorhandenen nationalistischen Strukturen eher durch den Konflikt entstanden sind. Obwohl der in Ansätzen schon vorhandene nationalistische Gedanke in den Anfängen in beiden Ländern unterdrückt wurde, keimte dieser in der Folge von der Auflösung der Sowjetunion sofort auf und führte sogar zur Eskalation in eine kriegerische Auseinandersetzung der beiden Länder, sowie Pogrome, die auch in Aylisli’s Werk thematisiert werden. Zum Anderen ist gleichzeitig zu erkennen, dass die Politik die nationalistische Bewegung vorantreibt, auch um die eigenen innenpolitischen Situation zu bewältigen. Als Konsequenz dieser Bewegung ist die Strategie herauszuheben, welche gegen Minderheiten eingesetzt wird, die diese aus der Gesellschaft entfremden und letztendlich vertreiben soll. Um einen genaueren Einblick in diese Verhältnisse zu bekommen wurde das Werk „Steinträume“ von Akram Aylisli näher durchleuchtet. Dabei sind konkrete Situationen herausgehoben worden, die das armenische Feindbild erkennbar machen, die starke Identifizierung mit der Nation beschreiben und die Konsequenzen dieser Politik aufzeigen, welche meist die Vertreibung der Armenier*innen ist. Die „Nachbeben“ der Veröffentlichung von dem Werk und die Einstellung des Autors gegenüber diesem Nationalismus zeigen auch nochmal wie stark dieser Konflikt durch die politischen Anstrengungen verinnerlicht wurde. Demnach kann letztendlich ausgesagt werden, dass der Nationalismus in diesem Konflikt eine übergeordnete und allgegenwärtige Stellung inne hat. Ohne die starke Identifizierung der Bevölkerung mit ihrer nationalen Identität und der Nation als solches, würde der Konflikt an Brisanz und Emotionalität verlieren können, welcher diesen immer noch befeuert. Werke wie die von Aylisli und Theorien, die uns das Konzept von Nationalismus nochmal verdeutlichen, könnten ihren Beitrag dazu leisten die vorhandenen Strukturen nochmal zu überdenken. Um jedoch eine genauere und umfassender Antwort auf diese Frage bekommen zu können, wäre eine Feldforschung notwendig gewesen, die auch in beiden Ländern stattfinden müsste. So hätte man einen tieferen Einblick in die Perspektive beider Bevölkerungsgruppen und würde sich nicht nur auf eine beschränken müssen, welche natürlich nur die eine Seite aufzeigt. Diese Analyse soll somit eher ein Ansatz sein, welcher im Nachhinein nochmal aufgegriffen werden könnte.