Abschlussreflektion Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule (GO)

1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Meine späteren Fächer werden Geschichte und Kunst sein und vor allem die Vorlesung „Empirische Forschung zu Heterogenität im Unterricht“ hat mir dies bezüglich, gerade für meine Unterrichtsgestaltung viele neue Informationen geliefert. Zum Beispiel sei es viel effektiver die 4 Lerntypen: auditiv, optisch, haptisch und theoretisch, zu vermischen und so auch die Heterogenität der Klasse nicht zu vernachlässigen. Oftmals sei nicht klar, in welche Gruppe ein Schüler gehöre und so könne es bei einer zu strikten Einteilung der Kategorien, zu einem unoptimaleren Lernerfolg für die SuS führen. Die Vielfältigkeit des Unterrichts und die damit ständige Verbesserung und Abwechslung der Methodik sind somit einer der wichtigsten Grundpfeiler der Unterrichtsplanung, welches mir immer wieder durch die Ringvorlesung klar wurde. Im direkten Bezug auf mein Fach Kunst bedeutet es, dass ich probieren werde, den SuS die Option zu geben, viele verschiedenen Techniken und Medien kennenzulernen, um so neue Talente zu erkennen und zu fördern. Wichtig wird hierbei auch sein, dass SuS die vermeintlich ihr bestes Medium gefunden haben, motiviert werden, dieses weiter auszuleben, aber dennoch immer wieder andere neue Medien auszuprobieren, um so keinen zu einseitigen Unterricht zu führen.
Ein weiterer Punkt der Vorlesung „Empirische Forschung zu Heterogenität im Unterricht“ befasste sich mit der äußeren Differenzierung, also das Einteilen von SuS in Gruppen nach ihrem Leistungsniveau. In diesem Modell würden die SuS nach ihrer Leistung in die Kategorien „Niedrig, Mittel und Hoch“ eingestuft werden, um dann mit den SuS aus ihrer Gruppe die für sie angepassten Aufgaben zu bearbeiten. Nach einer empirischen Forschung hätte dieses insgesamt einen negativen Effekt, da die leistungsstarken SuS nur leicht profitieren würden, während die leistungsschwachen SuS mit einem starken negativen Effekt aus der Gruppenarbeit hinausgehen würden. Daher werde ich darauf achten, leistungsheterogene Gruppen zu bilden, um eine optimale Lernförderung für jeden SuS zu erzielen. In Geschichte könnte dies bedeuten, heterogene Gruppen zum Erlernen und Verwenden von wissenschaftlichen Methodiken zu bilden, in denen den etwas besseren SuS die Aufgabe zuteil wird, den schwächeren SuS zu helfen. So könnten die SuS z.B den Operator „Analysieren“ bekommen und müssten zusammen eine Checkliste erstellen, welche Information dafür gebraucht werden würden und mit diesem Leitfaden über dasselbe Thema eigenständig zu schreiben. Hinterher könnten sie die Texte vergleichen, korrigieren und mit dem selbsterstellten Leitfaden abgleichen. So würde auch die Hemmschwelle gesengt werden, vom Lehrer Kritik zu bekommen, da diese Korrektur nur von vertrauten SuS vorgenommen werden würde.

2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

Vor allem ist mir die Vorlesung „Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität“ in Erinnerung geblieben. Dieses ist mir zwar noch nicht in meiner Praxiserfahrung begegnet, stellt aber für mich ein gleichzeitig fragwürdiges und interessantes Konzept für den schulischen Umgang mit Heterogenität dar und ich möchte es daher an dieser Stelle problematisieren.
Zurzeit erprobt diese Schule ein System, bei dem es keine richtigen Klassengemeinschaften gibt und die Fächer individualisiert nach einer Art Arbeitsplan im eigenen Tempo in gewissen Lernbüros absolviert werden. Interessant finde ich hierbei den Gedanken, jedes Individuum eigenständig dessen Lerntempo bestimmen zulassen, welches vielleicht zu einem angenehmeren Lernen führen könnte. Problematisch empfinde ich jedoch das Aufbrechen von Klassenstrukturen und somit auch mögliche soziale Anbindungen von Schülern. Gewisse soziale Strukturen gibt es zwar noch in Form von Strängen, diese sind aber nach meinem Verständnis von sehr starker Fluktuation betroffen, da jeweils eine Jahrgangsstufe in den nächsten Strang aufsteigt und dafür eine jüngere nachrückt. Die Heterogenität wird zwar durch diese Stränge höher, jedoch führt es für mich zu einer zu großen Vernachlässigung des Schülers. Die Motivation der Kinder lässt sich sehr schwer steuern, da kein direkter Einfluss vorhanden ist. Die SuS mit einem sozialschwachen Umfeld und wenig Unterstützung aus dem Elternhaus könnten so unter ihrem Bedarf gefördert werden. So würde genau der gegenteilige Aspekt entstehen, indem das Individuum vernachlässigt wird. Es ist zwar ein Projekt und eine Schulform um Heterogenität zu fördern, dennoch hat es mich aber nicht voll und ganz überzeugt.
Zu weiteren Praxisbezügen kann ich generell nicht viel sagen, da diese noch nicht passend stattgefunden haben. Mein Orientierungspraktikum liegt noch vor mir und sonst habe ich noch keine weiteren Erfahrungen mit der Schule gemacht, bis auf meine eigene Schulzeit. In dieser Zeit war ich auf dem Gymnasium und kam dadurch wenig in Kontakt mit großer Leistungsheterogenität, wie sie vermutlich an einer Oberschule zu finden ist. Zusätzlich war der Anteil von SuS mit Migrationshintergrund sehr gering und beschränkte sich darauf, dass diese SuS eine zweite Sprache beherrschten, dennoch aber Deutsch ihre Muttersprache war. Auch mit Inklusion kam ich selten in Kontakt, da eine solche gesonderte Klasse erst kurz vor Ende meiner Schulzeit eingeführt wurde.

3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Hauptsächlich bewegt mich die Frage, wie ich mit Mehrsprachigkeit und keinen ausreichenden oder stark eingeschränkten Deutschkenntnissen ohne Begleitperson unterrichten soll, welche durch die Vorlesung „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in Gymnasium und Oberschulen“ aufgeworfen wurde. Bei welchen Problem soll ich hierbei anfangen und wie kann ich mich auf die einzelnen SuS konzentrieren, ohne die anderen zu vernachlässigen? Auch die Benotung wird mir hierbei schwer fallen. Darf ich in meiner Bewertung den persönlichen Hintergrund der SuS mit einfließen lassen oder nicht? Es wäre unfair, den Text eines Schülers, welcher im Rahmen der Flüchtlingskrise nach Deutschland gekommen ist, gleich zu beurteilen, wie den einer Schülerin, die ihr ganzen Leben schon in Deutschland lebt und daher auch Deutsch als Muttersprache spricht. Anderenfalls wäre eine unterschiedliche Benotung ebenfalls unfair gegenüber der Schülerin, da diese z.B einen besseren Text geschrieben hat, aber aufgrund der unterschiedlichen Benotung eine „schlechtere“ Note erzielen würde.
Die Thematik des Bewerten ist dabei generell ein Themenkomplex, der mich beschäftigt und bei dem ich gerne mehr Hilfe bekommen würde. Abgesehen von dem eben erwähnten Dilemma, kann es schon bei nur zwei Schüler/innen mit ähnlichen Vorraussetzungen zu Problemen kommen. Wie viel meiner eigenen Präferenzen, gerade im Bewerten von künstlerischen Projekten, sind in der Bewertung enthalten? Wie soll ich etwas bewerten, für das es vielleicht gar keinen Maßstab oder Leitfaden gibt? Hierbei würde ich mir noch mehr Hilfe aus der Fachdidaktik wünschen.
Auch zu der Vorlesung „Meint Inklusion wirklich alle?“ würde ich mir eine Vertiefung wünschen, da die Inklusion neben der Integration und der oben genannten Problematik der Mehrsprachigkeit, eine der größten Herausforderungen im Lehreralltag darstellen wird.

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