In der letzten Vorlesung handelte es sich um Inklusion von SuS mit Förderbedarf oder Behinderung. Förderbedarf besteht bei den Kindern, die u.a. Lernschwäche aufweisen, die motorisch oder geistig beeinträchtigt sowie taubstumm oder blind sind. Allgemein gesagt, gibt es zwei Umgangsweisen mit dem Thema Inklusion. Entweder werden förderbedürftige SuS vom Schulsystem berechtigt, damit sie den gestrebten Schulabschluss in einer regulären Schule erreichen, oder werden die entrechtigt, in dem sie auf einer homogenen Sonderschule geschickt oder von zu Hause unterrichtet werden.
Was wahrscheinlich viele von uns Studenten falsch behaupten, wäre dass bei der Inklusion es meistens von körperlich oder geistig beeinträchtigten SuS gesprochen wird. Dennoch mehr als 40% (Daten aus dem Jahr 2012/13) von dem Förderbedarf aller SuS bezieht sich auf Lernschwäche! Nicht die Mehrheit, sondern knappe 16% von den SuS sind geistig und nur 7% motorisch schwächer entwickelt.
Was wir als zukünftige Lehrer nicht vergessen dürfen, ist die Tatsache, dass diese besondere Gruppe SuS auch sehr binnendifferenziert ist. Wie alle anderen Kinder, auch die förderbedürftige SuS kommen aus zahlreichen Kulturen, bekennen sich zu verschiedenen Glauben, leben in heterogenen Bedingungen.
Mein Abitur habe ich in Polen gemacht. In zwölf Jahren meiner schulischen Ausbildung hatte ich keinen förderbedürftigen Kommilitonen kennengelernt. Doch meine Mutter, die als Gymnasiumlehrerin in Polen tätig ist, hatte mehrmals von dem Sondernunterrichtsmodell erzählt. Jedes geistig oder körperlich schwächer entwickelte Kind wurde leider vom Regelunterricht ausgeschlossen. Doch nicht wie in dem aus der Vorlesung besprochenem Beispiel aus Gymnasium an der Hamburgerstraße, wurde dem Kind ausschließlich Videounterricht angeboten. Denn in der Schule meiner Mutter wurden die förderbedürftige SuS von den Lehrern besucht, sodass der Regelunterricht von zu Hause stattfinden könnte und der Lehrer einer Art Beziehung mit dem Schüler aufbauen dürfte. Natürlich, so wie in dem Beispiel aus der Vorlesung, fehlte auch hier der alltägliche Kontakt mit den Kommilitonen.
In Praktikum in einem neu gebauten mittelstätigen Gymnasium konnte ich gut beobachten, wie die Inklusion aller SuS funktioniert. Das Gebäude und Klassen wurden barrierefrei gebaut, sodass jedes Kind auf dem Rollstuhl sich ohne Hilfe bewegen durfte. In einer von mir besuchten Kursen gab es eine Schülerin, die unter Asperger-Syndrom leidet. Sodass sie an dem Regelunterricht teilnehmen dürfte, bekam sie Unterstützung von einer Assistentin, die ihr in jedem Unterricht und in dem Kontakt mit anderen Kommilitonen half. Ein anderes Kind mit Schreibschwächen hatte auch einen Assistenten, der für ihn alles notiert hatte. Das waren sehr gute Beispiele von voller Inklusion.
In dem kommenden Orientierungspraktikum möchte ich beobachten, welches Bedinderungsmodell die von mir besuchte Schule prägt. Mit dem aus der Vorlesung erworbenem Wissen wird es desto intressanter zu analysieren, welcher Art Hilfe den förderbedürftigen SuS angeboten wird. Nach dem neusten, leicht schockierenden Geschehen in Gymnasium Horn in Bremen, in der Stadt wo mehr als 80% aller Sonderschüler in Regelklassen geschult werden und die Inklusion wirklich stark geprägt wird, werde ich gespannt beobachten, ob die Inklusion wirklich für alle ist.