Sprachliche Heterogenität

  1. In einer Konferenz in meinem Fachbereich würde ich zwei wichtige Maßnahmen im Umgang mit Heterogenität ansprechen: Eine leichte Änderung des Inhalts des Unterrichts im Bereich Naturwissenschaft sowie ein gleiches Niveau der Kurse für alle Schüler. Besonders im naturwissenschaftlichen Unterricht werden die Jungen vom Lehrer favorisiert. Es ist nicht nur mehr Aufmerksamkeit, die im Vergleich zu Mädchen Jungen bekommen, sondern auch der Inhalt des Unterrichts, der den Interessen der Jungen mehr entspricht. Berücksichtigung der Themen im Naturwissenschaftsunterricht, die besonders für Mädchen interessant sind (wie z.B. in der Folie genannte „erstaunliche Phänomene“ oder „menschlicher Körper“), würde das Lehren Mädchen- und Jungenorientierter gestalten. Die zweite Maßnahme im Umgang mit Heterogenität wäre die Begrenzung des Kursangebotes auf ein Niveau, das dem Durchschnittsniveau aller Schüler entspricht. Die in der Folie zitierten Studien beweisen, dass die Leistungsstarken sehr gering von homogenen Kursen profitieren. Für die Leistungsschwachen wirken in drei Schwierigkeitsstufen geteilte Kurse sogar negativ. Viel erfolgreicher und motivierender für die Leistungsschwachen ist ein leistungsstarker Gesamtkurs.
  2.  Aus meiner persönlichen Erfahrung kenne ich ein Unterrichtsmuster, das sich am Durchschnittsniveau aller Schüler anpasst und den Leistungsstarken Zusatzaufgaben als Lösung für Langeweile bietet. Im Englischunterricht bekam ich sehr oft zusätzliche Aufgabenblätter oder wurde vom Lehrer gefragt, ob ich den schwächeren Schülern beim Aufgabenlösen helfen könnte. Ich fand es sehr interessant, den neuen Inhalt des Unterrichts den Kommilitonen zu erklären und gleichzeitig mein Wissen aktiv umzusetzen. Ich kann es mir jedoch vorstellen, dass diese innere Differenzierung des Kurses nicht gut von allen Kommilitonen angenommen wurde. Andere haben zwar starke Unterstützung des Lehrers bekommen, doch meine vom Lehrer gut gemeinte Zusatzaufgabe könnte als „Streberakt“ angesehen werden.
  3. Um ein Musikstück meinen Schülern im Musikunterricht näher zu bringen, schlage ich eine in drei Schwierigkeitsstufen geteilte Aufgabe vor. Das Ziel der Aufgabe ist die Form des Musikstückes auf einfache Art zu analysieren. Speziell gesagt, wann fängt der schnelle Abschnitt an. Erstmal würden alle Schüler zum Takt des Stückes im Raum spazieren, dann gäbe es drei Möglichkeiten: Aufhören zu spazieren im dem Moment, in dem das schnelle Tempo erkannt wird. Mitlaufen in dem neuen Tempo und als letztes mitlaufen und klatschen in dem neuen Tempo. Selbst die Schüler, die sehr wenig musikalisch begabt sind, werden irgendwann merken, dass die Schritte, die sie bis zu der Tempoänderung machten, nicht mehr zu dem schnellen Tempo passen. Die etwas schwerere Aufgabe besteht aus Erkennung des neuen Tempos und Anpassung daran. Hier wird eine körperliche Synchronisation benötigt. In der schwersten Aufgabe geht es um die Synchronisation und Reproduktion des neuen Tempos. Um zu erkennen, ob die von mir ausgewählte Aufgabe passend war, könnte ich beobachten, ob alle Schüler während des Hörens des Musikstückes eine von drei vorgegebenen Optionen verkörpern.

     

  4. Meiner Kollegin würde ich darauf antworten, dass zahlreiche Studien, z.B. die in der Folie präsentierte Studien aus USA und England, beweisen, dass leistungsschwache Schüler vom Klima eines gemeinsamen Unterrichtes profitieren. Natürlich wird es immer Fälle geben, in denen sich die einzelnen Schüler überfordert fühlen werden. Dennoch, die meisten leistungsschwachen Schüler werden durch einen Gesamtunterricht stark gefördert und motiviert, was der Aussage meiner Kollegin wiedersprechen würde.   

Soziokulturelle Heterogenität

Aus meiner eigenen Schulzeit kenne ich lediglich die Umgangsmethoden mit Homogenität. Ich habe nämlich Abitur und einen Bachelorabschluss in Polen erworben. Obwohl ich dort auf einer großstädtigen Schule ging, gab es nie wirklich eine breite kulturelle bzw. ethnische Vielfalt.  

Viel erfahrungsreicher war es schon in Deutschland, während der Arbeit in einem mittelgroßen Gymnasium als Dozentin für Ganztagskurse. Dort hat die Schulleitung das Diversity Education Konzept umgesetzt. In fast jeder Klasse gab es mindestens ein Kind mit körperlicher oder sozialer Beeinträchtigung. Diese Kinder, die oft mit einer Betreuung am Unterricht teilnahmen, wurden von den Lehrkräften nicht übertrieben gut behandelt – was für den Fokus auf Gemeinsamkeit und nicht einzelne Schüler im Diversity Education Konzept sprechen würde.  

Intensiv wurde auch daran gearbeitet, dass die vielen zugewanderten Kinder sich mit dem Rest der Schüler schnell integrieren. Die Schulleitung setzte die Variante Swim or Sink um. Außer in dem Kurs Deutsch als Zweitsprache wurden die Kinder in einer Regelklasse aufgenommen. Viele von denen konnten mit dem Niveau der Regelklasse leider nicht mithalten und fühlten sich schlecht. Ihnen fehlte nicht nur die Sprache, sondern das Grundwissen im Bereich Mathe, Englisch sowie Physik. Trotz des offensichtlichen Bedarfs wurden auch diese Kinder von den Lehrkräften im Regelunterricht nicht auf besondere Weise behandelt.  

In dem kommenden Praktikum in einer so „bunten“ Stadt wie Bremen möchte ich beobachten, wie sich das Diversity Education Konzept in einer Schule entwickelt, in welcher es mehrere kulturelle und soziale Unterschiede unter den Schülern gibt. Meine bisherige Erfahrung sammelte ich schließlich in einer mittelgroßen Schule, die nur wenig kulturell und sozial vielfältig ist. In einer Beobachtungsaufgabe für das Orientierungspraktikum wäre zu vergleichen, welche Herausforderungen einen Lehrer in einer großstädtigen Schule erwarten, unter anderem -Wie, kulturell bezogen, gemischt sind die Klassen. Wie viele beeinträchtigte bzw. zugewanderte Kinder werden in einer Klasse aufgenommen – und wie gehen die Lehrkräfte im Unterricht damit um. Wie wird die religiöse Freiheit der Schüler von der Schulleitung und Lehrkräften respektiert.  

Die Methoden der Pädagogik seit den 1980er Jahren entwickeln sich in eine positive Richtung. Die Pädagogen und Erziehungswissenschaftler haben erkannt, dass die Unterschiede unter den Schülern das schulische Feld nicht trennen, sondern bereichern. Wichtig für die Weiterentwicklung der Methoden wäre die Schüler weiter darauf aufmerksam machen, dass die Vielfalt oder Unterschiede keine negative Bedeutung tragen.

In den bisher eingeführten interkulturellen und antirassistischen Methoden lag der Schwerpunkt auf der antidiskriminierenden Erziehung „der weißen deutschen Kinder“. Worauf man sich in der Interkulturellen und Antirassistischen Pädagogik weiter konzentrieren könnte, wäre Rassismus gegen den weißen Schüler.  Es sind nämlich nicht nur die deutschen Kinder diejenige, die von anderen Abstand halten, sondern auch die bestimmten ethnischen Gruppen, die nicht viel Kontakt mit anderen Schülern haben möchten. 

Was man als Lehrer leider nicht stark beeinflussen kann, ist die Erziehung des Kindes zu Hause. Vielleicht – idealistisch gemeint – wäre es in Zukunft möglich, gerade die Eltern im Umgang mit Heterogenität zu trainieren, sodass sie als Vorbild ihren Kindern dienen und ihnen im Alltag beibringen könnten, dass es keine „Anderen“ gibt.