Aufgabe zum 06. Vorlesungstermin am 27.05.2014 – Prof. Dr. Simone Seitz: AUS WELCHEN GRÜNDEN IST INKLUSION IM KONTEXT DER SCHULE BESONDERS UMSTRITTEN UND WIE POSITIONIEREN SIE SICH HIERZU?

Durch die im Jahre 2008 in Kraft getretene und auch von Deutschland ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), dringt das Thema der Inklusion immer mehr in den öffentlichen Diskurs. Die UN-BRK garantiert allen Eltern die Wahl zwischen einer Sonder- und Regelschule. Zuletzt bekam die Diskussion in einer Sendung bei Günther Jauch weiter medialen Aufschwung durch den mittlerweile deutschlandweit-bekannten Fall des am Downsyndrom leidenden „Henri“, dessen Mutter versuchte ihn auf ein Gymnasium einzuschulen, dieses jedoch die Aufnahme ablehnte. (Vgl. DIE ZEIT, N°22, S. 35)

Der Fall ist exemplarisch, wenn es darum geht sich kritisch mit dem Thema der Inklusion auseinander zu setzen. Gerne werden die Argumente beider Seiten recht plakativ vorgetragen. Die BefürworterInnen übersehen dabei gerne, dass die Voraussetzungen für die inkl. Praxis nicht gegeben sind; sei es die fehlende Kompetenz der Lehrkörper, wenn es um die Erfahrung der Zuschreibung oder dem Umgang von Förderbedarf geht, oder dass der Förderbedarf nicht mehr zur Einschulung sonder erst an der Schule von den LeherInnen erkannt werden soll ohne dabei für entsprechende Fortbildungsmaßnahmen für letztere vorzusehen. Weiterhin müssen Schulen auch die nötigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, d. h. sonderpädagogische Unterstützung, mit dem Ziel LehrerInnen sowie die SchülerInnen die Herausforderung, die an inklusiven Unterricht gestellt werden auch als Bereicherung empfinden zu lassen. Ein weiterer Punkt der als Voraussetzung gerne übersehen wird, ist, dass Barrierefreiheit in der schulischen Einrichtung selbst noch nicht gegeben ist.

Die aufgeführten Kritikpunkte machen deutlich, wie wichtig es innerhalb der Diskussion erscheint die Grundlagen, Kriterien und Voraussetzungen für Inklusion zu klären. Denn wird hierüber keine Klarheit erreicht, leiden alle an der Durchsetzung inklusiver Pädagogik Beteiligten (LehrerInnen, Eltern nicht-behinderten und behinderten SchülerInnen, Entscheidungsträger, Behörden), die das eigentliche Ziel die Differenzierung als Bereicherung empfinden sollten. Somit wird Inklusion kontrakariert und könnte den Weg zurück zur „inkludierenden Exklusion“ ebnen.

Ein Gedanke zu „Aufgabe zum 06. Vorlesungstermin am 27.05.2014 – Prof. Dr. Simone Seitz: AUS WELCHEN GRÜNDEN IST INKLUSION IM KONTEXT DER SCHULE BESONDERS UMSTRITTEN UND WIE POSITIONIEREN SIE SICH HIERZU?“

  1. Hallo!
    Danke für diesen Beitrag, ich kann dir nur zustimmen. Auch ich finde, dass Inklusion zwar wichtig ist, aber nicht um jeden Preis umgesetzt werden kann. Letztlich schneidet man sich mit überstürzten Maßnahmen nur ins eigene Fleisch.
    Ich habe die Sendung bei Günther Jauch mit einigen KommilitonInnen geschaut und dabei sagte einer von uns etwas sehr schönes über Inklusion: Inklusion sei der Weg und nicht das Ziel! Was kann er damit gemeint haben? Ich glaube, er wollte darauf aufmerksam machen, dass es nicht Sinn von Inklusion sein kann, auf Biegen und Brechen jedes Sonderschulkind auf eine Regelschule zu schicken. Stattdessen ist es der Sinn von Inklusion, die Schranken und Barrieren in unseren Köpfen abzubauen. Dann kann jeder auf die Schule gehen, die für ihn genau richtig ist. Dieser Punkt klang auch noch in der DIskussion bei Günther Jauch an: Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn jemand auf eine Sonderschule geht, es kommt darauf an, ob es dieser Person dabei gut geht. Schlimm finde ich nur, dass Sonderschulabschlüsse nicht anerkannt werden und AbsolventInnen keine Möglichkeit haben, in ein geregeltes Berufsleben einzusteigen und sich somit als ganz normales Mitglied der Gesellschaft zu etablieren. Stattdessen sind teils völlig selbständige und geistig wie körperlich weitestgehend fitte Menschen gezwungen sich mit Hilfsarbeiten oder in Behindertenwerkstätten rumzuschlagen (womit ich diesen Einrichtungen jedoch nicht die Daseinsberechtigung abstreiten möchte).

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