Genese

Wie entwickelt sich Numeracy?

Die Genese der Numeralität, verstanden als die Fähigkeit, mathematische Informationen und Ideen zugänglich zu machen, zu interpretieren und zu kommunizieren, um mit mathematischen Anforderungen in unterschiedlichen Alltagssituationen umgehen zu können (vgl. Krejcik et al., 2020, 294), ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Die Bedeutung der Numeralität für die Teilhabe an vielen Lebensbereichen, 

 

insbesondere am Arbeitsmarkt, ist unbestritten und wird durch zahlreiche Studien untermauert. Dabei spielt Numeralität nicht nur in hoch qualifizierten Berufsfeldern eine Rolle, sondern beeinflusst auch das Risiko von Arbeitslosigkeit und geringem Einkommen. Trotz dieser anerkannten Bedeutung ist die Forschung zu Numeralitätskompetenzen und deren Auswirkungen auf die Teilhabe am lebenslangen Lernen noch begrenzt (vgl. ebd., 293).

 

Interessanterweise wird Numeralität in der modernen Forschung zunehmend als soziale Praxis begriffen (vgl. Pabst et al., 2019, 379), welche die soziokulturellen, historischen und politischen Kontexte, in denen numerale Praktiken stattfinden, in den Blick nimmt (vgl. Krejcik et al., 2020, 294). Dieser Perspektivwechsel erlaubt es, Numeralität nicht nur als individuelle Kompetenz, sondern auch als Teil gesellschaftlicher Anforderungs- und Machtstrukturen zu verstehen. Ein solches Verständnis lenkt die Aufmerksamkeit auf die individuellen Anwendungen und Bedeutungszuschreibungen von Numeralität und eröffnet damit neue Forschungsperspektiven (vgl. Pabst et al., 2019, 380).

 

Trotz der anerkannten Bedeutung von Numeralität für die gesellschaftliche Teilhabe und die individuelle Lebensgestaltung, zeigt sich, dass Numeralität in der Erwachsenenbildung und in der Praxis der Erwachsenenbildung bisher noch nicht hinreichend berücksichtigt wurde (vgl. Pabst et al., 2019, 379f.). Dies mag unter anderem daran liegen, dass numerale Praktiken oft als selbstverständlich angesehen und daher in ihrer Bedeutung unterschätzt werden (vgl. Grotlüschen et al., 2019, 323). Zudem wird Numeralität von Erwachsenen häufig nicht als solche wahrgenommen, da sie in der Technologie verschwindet, jedoch bleibt sie ein wichtiges Element für politische und berufliche Prozesse (vgl. ebd., 337).

 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Genese der Numeralität ein vielschichtiger Prozess ist, der von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter reicht und sowohl von individuellen Lernprozessen als auch von gesellschaftlichen Anforderungen und Praktiken geprägt wird. Die Forschung steht dabei vor der Herausforderung, Numeralität in ihrer ganzen Breite zu erfassen und zu verstehen, um damit einen Beitrag zur Förderung der Teilhabe und Bildung zu leisten.

Literatur

Grotlüschen, A., Buddeberg, K., & Kaiser, G. (2019). Numeralität – eine unterschätzte Domäne der Grundbildung? Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, 42, 319 – 342.

Krejcik, L., & Grotlüschen, A. (2020). Von der Umkehr des Matthäus-Effekts – Stundenintensive Weiterbildung bei geringen numeralen Kompetenzen. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, 1-22.

Pabst, A., Curdt, W., Benz-Gydat, M., Schreiber-Barsch, S., & Zeuner, C. (2019). Numeralität als soziale Praxis – forschungstheoretische Einordnung und empirische Zugänge. Zeitschrift für Weiterbildungsforschung, 42, 379 – 395.