Die zehnte Vorlesung, vorgetragen von Bàrbara Roviró, beschäftigte sich mit dem Thema der genderspezifischen Motivation im Fremdsprachenunterricht.
Wenn ich auf meine Schulzeit zurückblicke, fällt mir auf, dass ich in den ganzen Jahren, in denen ich eine Fremdsprache in der Schule erlernt habe, ausschließlich weibliche Lehrkräfte in diesen Fächern hatte.
Auch entschieden sich, als in der sechsten Klasse die Wahl zwischen einer Fremdsprache oder einem anderen Wahlpflichtfach anstand, viele Mädchen für eine Fremdsprache, sodass unser Spanischkurs letztendlich mit überproportional vielen Mädchen besetzt war.
In der Oberstufe gab ich das weitere Erlernen von Spanisch zwar auf, aber von dem, was ich von meinen Mitschülern und Mitschülerinnen mitbekam, gab es auch hier eine große Mehrheit von Mädchen in den Kursen, die Spanisch oder Französisch lernten.
Ein bekanntes Modell, welches das Fremdsprachenlernen von Schülerinnen und Schülern – genderunabhängig – fördert, ist das sogenannte „Rubikonmodell der Handlungsphasen“. Dieses Modell gliedert sich in vier Phasen:
Die erste Phase ist die Phase des Abwägens. Hierbei werden eventuelle Handlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen und sich letztendlich für eine davon entschieden.
Daran schließt sich die Phase des Planens an, bei der die vorher getroffene Entscheidung, zuerst einmal theoretisch, umgesetzt wird, ehe sie in der Phase des Handelns auch konkret umgesetzt wird. In der vierten Phase schließlich, der des Bewertens, wird das eigene Handeln wertend beurteilt, selbstreflexiv ausgewertet und so die eigene Leistung, in diesem Fall im Fremdsprachenunterricht, bewusst gemacht .
Wenn ich auf meine eigenen Fremdsprachenlehrwerke zurückblicke, fällt mir auf, dass den dort dargestellten Charakteren die „typischen“ genderspezifischen Merkmale zugeschrieben wurden. Die Jungen spielten Fußball oder Computerspiele, während die Mädchen mit ihren Freundinnen einen gemütlichen Nachmittag verbrachten oder etwas einkauften.
Um gendersensible Stereotypen in Schulbüchern zu ermitteln, könnte man gezielt auf die Darstellung von Mädchen und Jungen achten und diese gegebenenfalls im Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern besprechen, sodass auch sie auf diese Problematik hingewiesen würden.
Monat: Juni 2018
Rv09 – Dr. Christoph Fantini: Genderperspektiven
Die neunte Vorlesung, vorgetragen von Dr. Christoph Fantini, beschäftigte sich mit dem Thema der Genderperspektiven und dessen Relevanz im Schulalltag.
In seinem Vortrag erläuterte Herr Dr. Fantini, dass den beiden Geschlechtern, also dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht, spezifische Rollen zugeschrieben werden. So gelten Jungen als stark, allerdings auch als „sozial inkompetent“. Auch sollen sie, laut den bestehenden Klischees, in sprachlichen Fächern deutliche Defizite aufzeigen, jedoch in Fächern wie Sport, welches natürlich ihrer „Stärke“ zugute kommt, entsprechend gute Leistungen zeigen.
Bei Mädchen gilt die Annahme, dass sie sehr diszipliniert, anpassungsfähig und aufmerksam seien. Außerdem gelten sie als schlau, weswegen sie in Fächern wie Deutsch oder English stets besser als ihre männlichen Mitschüler seien und bewertet würden.
Diese geschlechterspezifischen Vorurteile und Klischees bergen viele Risiken. So werden, wie uns Herr Dr. Fantini vorstellte, Mädchen in den MINT-Fächern häufig ungerechtfertigt schlechter bewertet, da diese Fächer und deren Inhalte nicht als Stärke der Schülerinnen angesehen werden und so wenig Chance besteht, sich durch die bestehenden genderspezifischen Klischees zu verbessern bzw. auf ein Leistungsniveau, welches auch vom Lehrer oder von der Lehrerin genauso wahrgenommen wird, zu kommen. Wie oben schon beschrieben, haben auch Jungen mit Stigmatisierung und Vorurteilen zu kämpfen.
Dieses Phänomen der Genderperspektiven jedoch, so stellte uns Herr Dr. Fantini vor, existiere nicht nur im Bezug auf die Beurteilung der Verhaltensweisen und Leistungen von Schülerinnen und Schülern durch Lehrkräfte, sondern bereits, wie eine Gruppenforschung feststellte, bei Grundschulkindern selbst. Im Zuge der eben genannten Untersuchung,, die sich mit dem Mangel von männlichen Grundschullehrern und der Sichtweise der SuS diesbezüglich beschäftigte, antworteten Schülerinnen und Schüler mit Sätzen wie: „…weil die Frauen einfach schlauer als die Männer sind.“ Oder „Frauen sind klug und Männer sind stark.“.
Auf diese Sichtweisen, so lässt sich vermuten, sind die SuS nicht von alleine gekommen. Vielmehr scheint es eine Reproduktion der Meinungen und Einstellungen in der Gesellschaft, ihrer Eltern oder auch Großeltern zu sein.
Ich selber bin in meiner Schulzeit, besonders in der Mittelstufe, mit den „typischen Klischees“ von störenden Jungen und „strebsamen und ruhigen“ Mädchen in Berührung gekommen. So waren es meist meine männlichen Mitschüler, die den Unterricht durch Zwischenrufe oder Ähnliches störten. Auch war der Großteil der Jungen besser im Fach Sport. Dort war es ziemlich häufig der Fall, dass Jungen im 1er bis 2er Bereich lagen, während Mädchen auch gerne mal eine Vier oder sogar Schlechteres als Note bekamen.
In anderen Fächern, wie beispielsweise Deutsch, Englisch oder auch Mathe gab es allerdings eine umgekehrte Notenverteilung, sodass in diesen Fächern oft die Mädchen die „besseren“ waren.
Die These, dass Schülerinnen in MINT-Fächern benachteiligt und schlechter benotet werden, kann ich aus meinen eigenen Erfahrungen jedoch nicht bestätigen.
Eine Beobachtungsaufgabe für das kommende Praktikum könnte beispielsweise wie folgt aussehen:
Da ich die Fächer Englisch und Biologie studiere, komme ich sowohl mit einem sprachlichen als auch mit einem sogenannten MINT-Fach in Berührung.
Um die These, dass Jungen in sprachlichen Fächern „schlechter“ sind als Mädchen, Mädchen dafür aber in MINT-Fächern benachteiligt werden bzw. leistungsschwächer als ihre männlichen Klassenkameraden seien, zu überprüfen, fände ich es spannend, besonders das Verhalten der SuS als auch der Lehrkraft in diesen beiden Fächern zu beobachten und so herauszufinden, ob diese Klischees stimmen oder eben nicht.