„Othering“
1.) Ein zentrales Problem der Begegnungspädagogik, durch das sich „Othering“ regelrecht definiert , ist, dass bei interkulturellen Begegnungen die jeweiligen Parteien mit all ihren zum Teil recht individuellen Eigenschaften als Stellvertreter ihrer Kultur fungieren. So können bei den Schülern auf diesen Eigenschaften basierende kulturelle Vorurteile entstehen und einer großen Gruppe von Menschen mit hoher Diversität sehr spezifische Eigenschaften zugeschrieben werden. Wirklich umgehbar ist dieses Problem des „Othering“, der Eigenschaftenzuschreibung von Gruppen bei der Begenungspädagogik, bei der einzelne Menschen ganze Kulturen oder Religionen repräsentieren, nicht, denn bei der allgemein herrschenden kulturellen Heterogenität kann ein Mensch sich nur selbst (kuturell/religiös) repräsentieren; Er entspricht meist nicht dem Durchschnitt der jeweiligen Gruppe, und selbst wenn wird man so den Randbereichen der Diversität innerhalb dieser Gruppe nicht gerecht. Der Schüler bekommt ein viel zu klares Bild von einem sehr unscharf definierten Kulturkreis, z.B. der islamischen Kultur, die, wie ich im Seminar gesehen habe, noch wesentlich vielseitiger ist als man allgemein annimmt. Ähnliches lässt sich wohl von allen Kulturen/Religionen behaupten. Außerdem fördert diese Herangehensweise an das Thema interkulturelle Bildung das sog. Schubladendenken, was wiederum zu Segregation im Klassenzimmer führen kann. Um diese Trennung aufzuheben hilft, gegen eine Identifizierung der Kinder mit ihrer Kultur anzugehen, sie nurmehr als interessantes Attribut und nicht mehr als identitätstiftendes Merkmal anzusehen. Dieser Prozess erfordert auch eine große Anstrengung der Selbstreflektion der Schüler.
Es mangelt mir an (Schul-)Erfahrung mit begegnungspädagogischen Konzepten, die Bildung von Vorurteilen war bei mir nicht institutionalisiert. Relevantes Wissen über Kulturen und Religionen wurde Lehrbüchern entnommen, die teilweise einen ähnlich polarisierenden, jedoch weniger menschlichen Einblick vermittelten.
Beispiel: Ein Lehrer versucht, um in das Thema Islam eizuführen, den Schülern durch den Besuch eines Imams ein authentischen Einblick in die Kultur zu geben. Dieser Mann hat zufällig einen Langen, dunklen Bart, lächelt freundlich und ist kompetent und weltoffen genug mit der Kultur der Schüler tolerant und unwertend umzugehen. Dadurch erweckt er einen positiven Eindruck und nimmt ein Stück weit die Angst vor Kontakt mit fremden Kulturen generell. Aber er erweckt auch den Anschein, alle männlichen Muslime müssten Bartträger sein, was definitiv falsch ist. Auch kann der positive Gesamteindruck zu Verwirrung führen wenn (Achtung Extrembeispiel!) ein Kind nicht mit einem anderen Kind muslimischen Hintergrundes spielen darf, da dessen Eltern im den näheren Umgang mit „Ungläubigen“ verbieten.