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RV N°9 – Gendersensible Pädagogik

Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.

Das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung entsteht leider viel zu schnell und häufig. Die Inszenierung, also die Selbstdarstellung der einzelnen Personen, wird durch bereits im Vorfeld vorhandene Zuschreibungen zum Teil irrelevant, da man sehr voreingenommen ist. Eine Person aus der Klasse kann sehr intelligent sein und gute Beiträge leisten wollen, wenn jedoch aus vorherigen Unterrichtseinheiten bekannt ist, dass eben diese Person dafür bekannt ist, den Unterricht zu stören, nimmt man sie eventuell nicht so ernst wie die Mitschüler*innen. Um dies in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule zu setzen, fällt auf, dass es häufig die Jungs sind, denen die Rolle des Störenden zugeschrieben wird, ihnen wird die männliche Inkompetenz zugeschrieben (vgl. Kaiser, 195). Das ist sehr allgemein und stimmt auf keinen Fall immer, jedoch muss ich selbst zugeben, dass ich dies in meiner Schulzeit ebenfalls so gesehen habe. Wenn ein Junge im Unterricht gestört hat, wurde oftmals eher gehandelt, als wenn ein Mädchen den Unterricht unterbrochen hat. Die Mädchen wurden und werden bestimmt noch heute von vielen Lehrkräften als „ruhiger, disziplinierter, aufmerksamer…“ (Stalmann, 54) gesehen und dementsprechend behandelt. Die mündliche Notenvergabe könnte unter solchen Zuschreibungen stark leiden, eventuell wird auch in Klassenarbeiten von im Unterricht störenden Jungs verschärft nach Fehlern und Wissenslücken gesucht.

Die Aufgabe der Lehrkraft muss also in jedem Fall sein, objektiv zu bleiben und die Schüler*innen entsprechend ihrer Leistung und ihres Verhaltens, der Inszenierung, zu behandeln und zu bewerten.

Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion.

Wie bereits kurz in Aufgabe 1 angeschnitten, ist mir in meiner Schulzeit oft aufgefallen, dass Jungs strenger bewertet wurden als Mädchen. Die Unterteilung in von uns sogenannte Mädchen- und Jungsfächer war ebenfalls enorm, so wurden beispielsweise Jungs in Sport grundsätzlich mehr unterstützt als Mädchen, andersherum in Fächern wie Musik und Kunst. Es gab natürlich Ausnahmefälle, jedoch haben die meisten Lehrkräfte sich an diesem Verhalten orientiert. Die Leistungsbewertung hat darunter dementsprechend stark gelitten, gerade weil, wie oben beschrieben, bei Jungs viel mehr nach Fehlern gesucht wurde, denn es konnte ja nicht sein, dass ein Junge die beste Arbeit der Klasse hat. Diese Verhaltensweisen der Lehrkräfte aber zum Teil auch die der Schüler*innen, änderten sich zum Glück in der Oberstufe. Den Jungs, die vorher für den „schlechten Ruf“ gesorgt haben, weil sie tatsächlich öfter gestört haben oder nicht so viel gelernt haben wie die anderen, wurde nun auch bewusst, dass jede erbrachte Leistung für die Abschlussnote zählt. Die Lehrkräfte könnten ähnlich gedacht haben, sodass auch sie mehr auf die Leistung als auf schlechtes Verhalten in vorherigen Schuljahren geachtet haben.

Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst.

Als Beobachtungsaufgaben kann ich mir Gruppen- oder Partnerarbeiten vorstellen. Die Schüler*innen dürfen sich selbstständig ihre Arbeitspartner*innen aussuchen. Lassen sich Tendenzen bezüglich Gender, sozialer Herkunft oder Leistungsdifferenzen ausmachen?

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RV08 – Heterogenität und Inklusion im Deutschunterricht

Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehmen Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

Autonomiedilemma: Hierbei geht es darum, dass von Schüler*innen verstärkt erwartet wird, autonom zu arbeiten. Denjenigen, die sowieso im entsprechenden Fach stärker sind, fällt dies deutlich leichter, wohingegen die etwas schwächeren Schüler*innen nicht weiterkommen. Der Unterschied im Lernerfolg wird also noch größer, als er evtl. sowieso schon war. Es sollte also immer mehrere Möglichkeiten geben, die Autonomie je nach Leistungsstand und bereits vorhandener Selbstregulationsfähigkeit zu fördern, sodass alle Schüler*innen davon profitieren.

Differenzierungsdilemma: Alle Schüler*innen sind unterschiedlich und bringen verschiedenes Vorwissen und Kenntnisse mit in den Unterricht. Auch das Verhalten der Schüler*innen ist deutlich zu unterscheiden. Einige brauchen im Unterricht also mehr Unterstützung als andere. Zwar ist es möglich, zusätzliche Hilfestellungen zu geben und individuelle Förderung umzusetzen, jedoch könnte eben diese bei einigen Schüler*innen ein Gefühl der Beschämung und/oder Abwertung führen, weil sie eine Extrabehandlung brauchen um dem Unterricht zu folgen. Meiner Meinung nach bringt genau das die beiden Schülergruppen noch mehr auseinander, weswegen die Lehrkraft diese Sonderbehandlung nie in den Vordergrund stellen sollte. Die Schüler*innen, die schneller arbeiten könnten sich zusätzliche Aufgaben abholen oder es könnten Lerntandems organisiert werden, sodass die Schüler*innen sich eventuell auch gegenseitig unterstützen.

Kategorisierungsdilemma: Hier sollen Schüler*innen zwar individuell gefördert werden, eine Etikettierung der einzelnen Personen soll jedoch verhindert werden. Dies gestaltet sich insofern schwierig, als dass die Beurteilung der Schüler*innen nach ihren individuellen Bedürfnissen eigentlich schon etikettierend ist. Lehrkräfte sind auch nur Menschen und es ist oft schwierig, alles objektiv zu beurteilen. Unterbewusst kann es also trotzdem schnell passieren, dass die Schüler*innen nur nach der Leistung beurteilt und dementsprechend in Schubladen gesteckt werden.

Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache ist nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (ggf. zweiten) Fach Möglichkeiten

Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen:

Meine Fächer sind Französisch und Biologie. In Französisch kann die Vielsprachigkeit natürlich deutlich besser als Ressource genutzt werden. Man lernt über die französische Sprache hinaus auch die Kulturen in französischsprachlichen Ländern kennen und setzt sich mit der Geschichte auseinander. Es können Unterschiede zur deutschen Sprache und Kultur hergeleitet werden und die Schüler*innen lernen somit, wie vielfältig die deutsche aber auch die französische Sprache sein können.

Auch in Biologie kann man in gewisser Weise von Vielsprachigkeit sprechen. Es werden, gerade in der Oberstufe, viele Fachbegriffe benötigt, die von unserem Alltagsdeutsch abweichen. Zum Teil sind auch Begriffe von Bedeutung, die aus anderen Sprachen übernommen wurden. Der Unterschied zwischen unserer Alltagssprache und der Fachsprache in den Naturwissenschaften kann hier konkret herausgearbeitet werden.

gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren. (ACHTUNG! Ein * genügt dafür nicht!):

Ich denke, dies ist bei manchen Unterrichtsfächern einfacher als bei anderen. In Französisch oder generell in Fremdsprachen halte ich es für sinnvoll, über die Geschichte des jeweiligen Landes zu sprechen. So lassen sich die Geschlechterrollen von damals mit denen von heute vergleichen und interpretieren.

In den Naturwissenschaften ist vor allem zu betrachten, inwiefern Männer und Frauen damals sowie heute dafür bekannt sind, Entdeckungen und Forschungen getätigt zu haben. Die jeweiligen Ergebnisse sollten dann in Verbindung mit der Rolle der Frau damals im Gegensatz zu der Rolle der Frau heute in der Gesellschaft betrachtet werden.