Vermittlungsschwierigkeiten

Tierheim Bremen

Wenn man sich auf die Internetseite des Tierschutzvereines Bremen begibt, fallen einem etwas geübteren Auge sofort die vielen Bilder der Listenhunde, -Mixen auf die ein neues Zuhause suchen. Wenn man dann den beschreibenden Text ließt fallen die Vermittlungsschwierigkeiten bereits auf….

© Bremer Tierschutzverein e.V. (Stand: 01.02.2022)

„[…] ist ein American-Staffordshire-Terrier-Mix […]. Aufgrund ihrer Rasse vermitteln wir sie nur nach Niedersachsen und Schleswig-Holstein.“

(„Ice“ – Bremer Tierschutzverein e.V. (bremer-tierschutzverein.de)

„Der Pitbull[mix]rüde […] sucht aufgrund seiner Rasse ein Zuhause in Niedersachsen oder Schleswig Holstein“

(„Oskar“ – Bremer Tierschutzverein e.V. (bremer-tierschutzverein.de)

„Da Paul eine Kreuzung mit einem Listenhund ist, wird er nur nach Schleswig-Holstein oder nach Niedersachsen vermittelt.“

(„Paul“ – Bremer Tierschutzverein e.V. (bremer-tierschutzverein.de)

„Aufgrund der Rasse wird [der Hund] nur nach Niedersachen und Schleswig-Holstein vermittelt“ ->  Ergo in die Bundesländer mit den wenigsten Auflagen für Listenhunde. Nach Bremen können diese Hunde nicht vermittelt werden, da dort ein Haltungsverbot herrscht (unter gewissen Auflagen ist eine Haltung möglich).

Tierheimhunde haben es ohnehin meist schwer eine neue Familie zu finden. Doch wenn die Wohnorte der potenziellen neuen Familien auch noch auf zwei Bundesländer eingeschränkt werden, sinken die Chancen für einen Listenhund auf ein neues Zuhause enorm. Auch im Tierheim in Hamburg befinden sich einige Listenhunde die teilweise seit Jahren auf ein neues Zuhause warten. Denn potentielle Besitzer schrecken die vielen Auflagen ,die sie erfüllen müssen vor/nach einen Kauf eines Listenhundes, ab. Maulkorbpflicht, Führungszeugnis, Hundehalterschein, Haftpflichtversicherung, Wesenstest… Die Liste der erforderlichen Dinge ist lang, wodurch viele Menschen sich lieber einen „einfachen“ Hund holen den sie am gleichen Tag mit Nachhause nehmen können und sich nicht weiter mit Bürokratie und Infomaterialien herumschlagen müssen. Natürlich könnte man jetzt die Faulheit vieler Menschen kritisieren, doch gehen wir wohl fast alle wie Wasser den Weg des geringsten Widerstandes. Dementsprechend ist es verständlich sich nicht mit all den Auflagen beschäftigen zu wollen, Selbst wenn man sich in einen Listenhund aus dem Tierheim verliebt haben sollte.

Das Reisen wird mit einem Listenhund meist schwerer als mit einer anderen Rasse. Viele, Hundefreundliche, Hotels verbieten Listenhunde den Zutritt. Manche ÖPV lassen Listenhunde nicht ohne Maulkorb- und Leinenpflicht mitfahren und selbst einige Hundeparks, -wiesen verbieten Listenhunden den Spaß. Auch die Medien sind häufig nicht gerade förderlich um ein neutrales Bild über Listenhunde zu verstärken. Wenn über Beißvorfälle mit unbekannten Hunderassen berichtet wird, so werden häufig Bilder von vermeintlichen aggressiven Listenhunden als Symbolbild abgedruckt. Darüber hat Instagram: @listenhundliebe in ihrem Highlight „Kampfhunde“ einige Beispiele herausgesucht und markiert.

Auch bei der Wohnungssuche mit Haustier gibt es ohnehin bereits Schwierigkeiten, doch bei Listenhunde schrecken viele Vermieter zurück. Durch eine Anonyme Umfrage an Listenhundebesitzer*innen im Bürgerpark, Bremen, habe ich einige fragwürdige Absagen der Vermietern bei ihrer Wohnungssuche erfahren.

„In dem Haus wohnen noch andere Hunde, wir können nicht verantworten das einer davon zu Tode kommt“

„Das kann ich nicht verantwortlichen nicht wenn sich die Nachbarn nicht mehr aus dem Haus trauen“

„Ich hab ja nichts gegen Listenhunde, aber was sollen bloß die Nachbarn denken“

„Sind das nicht die mit der 20.000kg Beißkraft und sie haben gleich zwei von den Kampfmaschinen?“

Kurz gesagt: Einen Listenhund bei sich aufzunehmen wird einem nicht leicht gemacht