Mai 26 2020

Trisomie 21: Sichtweise einer Betroffenen

Published by at 15:10 under Allgemein and tagged:

Ich habe mir das Video von Carina Kühne ausgesucht, welche aus ihrer eigenen Schulzeit berichtet. Da ich selbst bereits einmal ein Kind mit dem Down-Syndrom betreut habe, finde ich es sehr interessant, die Sicht eines solchen Schülers/einer solchen Schülerin zu erfahren.

Carina hat Erfahrungen mit Diskriminierung und Vorurteilen gemacht. Sie wird auf ihre Krankheit reduziert, was schlussendlich bis hin zu Mobbing führt. In der Grundschule hat ihre eigene Klassenlehrerin eine sehr stereotypische Denkweise: ohne Carina die Chance zu geben, dieselben Aufgaben wie ihre Mitschüler*innen zu lösen, hat ihre Lehrerin sie abgestoßen und ihr gesagt, dass sie die Aufgaben sowieso nicht schaffen würde. Dies führte bis hin zu einer Zwangszuweisung an eine Sonderschule. Die Klassenlehrerin hat Carina in eine Schublade gesteckt, aus der sie nicht mehr hinauskommt. Auch am Arbeitsplatz, berichtet Carina, ist sie wegen ihrer Krankheit gemobbt worden.

Wie am Anfang gesagt, habe ich schon einmal ein Kind mit Trisomie 21 betreut. Anfangs habe ich mich nicht ausreichend für diesen Job ausgebildet gefühlt, da ich noch sehr jung war und keine Erfahrung mit dem Umgang mit beeinträchtigt Menschen hatte. Somit blieb ich vorerst in der beobachtenden Position und habe mich langsam herangetastet. Das Kind war in der 3. Klasse und es gab in den vergangenen Jahren schon einige Probleme, da das Kind sehr eigen war. Er hat oft andere Kinder geärgert und hat sich im Gebüsch versteckt, weshalb man ihn nicht unbeaufsichtigt lassen durfte. Er konnte leider kein Wort sprechen und es kam auch wenig Unterstützung elterlicherseit, um den Jungen zu fördern. Mit der Zeit fiel mir der Umgang mit den „Inklusionskindern“ sehr leicht und das Kind mit Trisomie 21 hat sogar auf das gehört, was ich gesagt habe. In dem Video berichtet Carina, dass die Klassenlehrerin nicht sehr positiv beeindruckt war, dass Carina in ihrer Klasse ist und die Dinge machen will, wie es auch die Regelschüler tun. Diese Teilhabe an der Gruppe konnte ich auch bei dem Jungen beobachten. Jedoch hat sich dies nicht auf das Lernen bezogen, sondern auf die Spiel- und Pausenphasen. Außerdem berichtet Carina, dass die Zusammenarbeit zwischen der Klassenlehrerin und Sonderpädagogin nicht gut gelungen ist, was ich aus meiner Erfahrung genau andersherum erlebt habe: sie haben sich, aufgrund jahrelanger Zusammenarbeit, blind verstanden und die Lehrerin hat die „Inklusionskinder“ nie abgewiesen. Die Mitschüler*innen von Carina hatten keine Berührungsängste, wobei ich auch Situationen beobachtet habe, in denen das Gegenteil der Fall war. Denn einige Kinder fanden den Jungen mit Down-Syndrom ekelig, jedoch nicht wegen seiner Krankheit im Allgemeinen, sondern wegen einigen „Ticks“, die er hatte: er hat jeden Tag kalte Pizza gefrühstückt und seine Begleitung (meistens den Ärmel) in den Mund genommen, bis es schließlich pitschenass war.

Ist es wirklich hilfreich, den Inklusionsbereich als Studienfach abzugrenzen? Oder sollte Sonderpädagogik für jede zukünftige Lehrerin/jeden zukünftigen Lehrer ein Muss sein, da auch Klassenlehrer*innen „Inklusionskindern“ in Berührung kommen werden?

Auch „normale“ Klassenlehrer*innen werden mit beeinträchtigten Kindern konfrontiert. Deshalb ist es wichtig, dass auch diese eine angemessene Ausbildung erhalten und Sonderpädagogik nicht als spezielles Fach eingegliedert wird. Sonderpädagogik sollte, egal in welcher Fächerkombination studiert wird, inkludiert werden.

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