Förderbedarf in den verschiedensten Bereichen – hierzu führen bspw. diverse körperliche/geistige Behinderungen oder Lernschwächen – wird bei Schülern diagnostiziert, um diesen im Schulalltag eine Sonderstellung zu geben, die entsprechenden Umgang gewährleisten soll. Diese Sonderstellung kann notwendig sein, damit SuS die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Durch die Definition eines Individuums mit einem einfach Wort – z.B. sozial-emotionaler Förderbedarf – muss dieses jedoch gleichzeitig mit der einhergehenden Stigmatisierung, der Ausgrenzung und Diskriminierung als Folge des plakativen ‚anders Sein‘ umgehen, wobei tiefer gehende Bedürfnisse, die jeder Mensch von uns unabhängig seines geistigen oder körperlichen Zustandes hat, schnell außen vor gelassen werden. Die Aussonderung solcher Kinder schützt diese davor nicht, sie werden auf Förderschulen vielleicht von besser geschultem Personal in angepasster Umgebung betreut, die Stigmatisierung wird jedoch durch den Status des/der SuS einer Förderschule verschärft. Gleichzeitig verlieren diese SuS den Bezug zum Regelalltag, sie verlieren Vorbilder, die sie unter bspw. leistungsstärkeren oder sozial kompetenteren SuS gehabt hätten und ihnen, sowie den SuS der Regelschulen, wird der Ausschluss von Anderer vorgelebt, was das Minderwertigkeitsgefühl auf der einen- und den Rassismus auf der anderen Seite weiter anstachelt.
Auch den LehrerInnen hilft diese Kategorisierung wenig: Die Diagnose ‚Förderschwerpunkt Wahrnehmung und Entwicklung‘ (bzw. ‚geistig Entwicklung‘) erfolgt durch eine geistige Beeinträchtigung, die einen IQ-Wert unter 70 verursacht. Der ohnehin schon wenig aussagekräftige Test definiert hier also die unterschiedlichsten Menschen, die Lehrperson kann vielleicht abschätzen, dass SuS mit diesem Förderschwerpunkt mehr Zeit und Hilfe zum Lernen brauchen, sie erfährt nicht, welche Persönlichkeit dahinter steckt und welche Eigenschaften – völlig unabhängig der Diagnose – ansonsten noch Aufmerksamkeit fordern. Genauso verhält es sich im Beispiel ‚Förderschwerpunkt Lernen‘: Ein/e MathematiklehrerInn rechnet mit einem weiteren Kind, das dem Unterricht sowieso nicht folgt, dabei hat es vielleicht (nur) eine Lese-Rechtschreibschwäche, verfügt jedoch über hervorragendes logisches Denken.
Um SuS mit Förderbedarf zu beschulen braucht es also weit mehr Informationen als die Diagnose (genau wie bei anderen SuS auch), die Lehrkraft sollte wissen, wie sie ihre SuS am besten erreicht, was deren Interessen sind, welche Bedingungen sie in Unruhe und Stress versetzen und was sie wieder beruhigt, was ihre Stärken und Schwächen sind, aus welchem Umfeld sie kommen usw. Hierzu braucht es einerseits Zeit, um die SuS kennenzulernen, sowie ein geschultes, nicht voreingenommenes Auge. Gleichzeitig kann die Lehrkraft sich aber auch mit Pädagogen unterhalten, die das entsprechende Kind schon früher betreuten und sollte sich in jedem Fall mit den Eltern auseinandersetzen, die ihr Kind meistens am Besten kennen. Hat man zudem noch weitere Sozialpädagogen im Team (was zwar notwendig, jedoch leider zu selten bezahlt ist), so hat man sich gute Voraussetzungen geschaffen um auf alle SuS bestmöglich einzugehen zu können. Eine besonders heterogene Gruppe kann so in kleinere Gruppen aufgeteilt werden, in der SuS entspannter und mit mehr Aufmerksamkeit mit der großen Vielfalt dieser Welt umgehen lernen können.