In meiner Schullaufbahn lernte ich vorallem lange Jahre Englisch, hatte als zweite Fremdsprache Französisch und ein zu vernachlässigendes Jahr Spanisch. Auffallend war zunächst, dass in dieser Zeit genau ein Fach (Englisch) für nur genau ein Jahr von einem Mann unterrichtet wurde, die restliche Zeit lernte ich von Frauen. Diese genderspezifische Sprachenmotivation spiegelte sich bei mir wieder: Als Junge war ich mit wachsendem Alter auch wachsend an MINT-Fächern interessiert. Sprachunterricht fühlte sich für mich mit der Zeit immer mühsamer und langweiliger an und so trau ich mich heute (nach sechs Jahren Unterricht) keinen vollständigen Satz französisch heraus zu bringen (und ich hatte gute Noten, trotz meines Desinteresses), wobei ich von Spanisch gar nicht anfangen möchte. Auch Englisch, so sagt mir zumindest mein Gefühl, spreche ich nicht dank des Unterrichtes, sondern dank der Allgegenwärtigkeit der Sprache in meinem Alltag.
Nach Gardner und Lambert bietet es sich beim Sprachenlernen, die Teilhabe an einer neuen Kultur als Motivation anzubieten, ein Ansatz, der mir persönlich gefällt, vorausgesetzt, dies bedeutet nicht, das weiteres Musizieren (zudem ich als Junge im Teenageralter allein aus Coolnessgründen nicht imstande war – heute hat sich dies zum Glück geändert) und die Betrachtung weiterer Denkmäler o.ä. Einzug in den Sprachunterricht finden. Es bietet sich viel eher an, die SuS den Teil der fremden Kultur zu entdecken, der sie interessiert – sei es geschichtliches, künstlerisches, musikalisches, sportliches etc. – und diesen für sich selbst herauszuarbeiten.
Obwohl ich persönlich nie den Eindruck hatte, Fremdsprachenschulbücher seien besser für Mädchen geeignet, sonder eher, dass es eigentlich niemanden interessiere, dass Peter, Paul und Maria in der Küche sitzen (viel interessanter wäre es doch, säßen sie tatsächlich im Kitchen), würde ich als Verbesserungsanatz vorschlagen, Schulbücher vermehrt so aufzubauen, dass Schüler die Wahl zwischen verschiedenen Themengebieten haben, zu denen sie evt. selber recherschieren können oder zu denen sie selber die wichtigsten Vokabeln der Klasse präsentieren. Da man den klassischen Dialog Text zwischen Peter, Paul und Maria wohl nie aus den Büchern herausbekommen wird, hierzu mein Vorschlag: Um alle Eventualitäten, dass Maria nur in der Küche steht, während Peter und Paul Fußball spielen, auszuräumen, bedient man sich nicht mehr der zweckmäßigen Alltagssituationen, sonder engagiert einen etwas motivierten Geschichtenschreiber, der z.B. erzählt, wie die drei Gefährten zum Mars fliegen, oder wie Maria und Peter auf Pferden durch die Prärie reiten um das grüne Schleimmonster zu erwischen, das Paul entführt hatte.
Hallo Linus,
ich finde deine Erfahrung bezüglich des großen Anteils an weiblichen Lehrkräften in den Sprachwissenschaften überraschend nachvollziehbar. Soweit ich mich erinnern kann habe ich selbst auch nur eine männliche Lehrkraft in Englisch gehabt und das auch nur in den drei Abiturjahren, die vorherigen zehn Jahre hatte ich immer nur Englischlehrerinnen. Das ist mir auch gar nicht komisch vorgekommen bevor ich deinen Betrag gelesen habe, was sich vielleicht auch wieder auf Gender-Klischees zurückführen lässt.
Ich stimme dir vollkommen zu, dass kulturelles Interessen ein sehr guter Katalysator für die Entwicklung von Interesse an einer Fremdsprache ist. Zum Beispiel haben viele Schüler und Studenten ein gutes Englisch Verständnis aufgebaut einfach weil sie so sehr an der englischsprachigen Kultur und vor allem Pop-Kultur, wie Serien oder Filme, interessiert sind.
Deine Idee die klassischen und potenziell mit Stereotypen belasteten Situationen in der Sprachliteratur zu minimieren indem man sehr abstrakte Szenarien verwendet interessant, allerdings sollte man aufpassen in wie weit solche Szenarien auf einem akademischen Niveau angemessen sind.
MfG, Keven.