In unserer Vorlesung zum Thema Raum und Zeit haben wie unglaublich Interessantes gelernt zu einem Thema, das doch irgendwie total undurchdringlich ist und das wir vielleicht niemals wirklich richtig verstehen können. Denn die Zeit ist ein Rätsel. Man kann sie nicht fassen sondern höchstens Einheiten von ihr nehmen. Das heißt in unserer Kultur dass wir sie in Tage, Minuten, Stunden, Sekunden oder andere Einheiten einteilen. Dabei gibt es allerdings auch Probleme. Zum Beispiel nämlich: wann fängt ein Tag überhaupt genau an? Hier haben verschiedene Kulturen auch unterschiedliche Antworten. Die Woche ist übrigens die einzige Einheit, die nicht irgendwie an Naturgesetzte gekoppelt ist. Wir haben gelernt, dass die Zeit ein Produkt unserer Kultur ist und dass wir unterschiedliche Formen von ihr benennen. Nämlich die staatliche Zeit, die Zeit die unser Leben bestimmt (durch die wir das Gefühl haben, dass die Zeit verfließt) und die biologische Zeit. In anderen Kulturen ist das ganz anders. Beispielsweise die Hopi haben keine Möglichkeit auszudrücken, dass etwas in der Zukunft geschehen wird oder in der Vergangenheit geschah. Es gibt Sprachen, in denen die Vergangenheit als hinten und die Zukunft als vorne bezeichnet wird. Aber es gibt auch Sprachen in denen es genau umgekehrt ist, was darin begründet ist, dass man die Vergangenheit sehen kann und die Zukunft nicht. Auch gibt es Sprachen die Zeit als wachsendes Volumen oder eine zurückgelegte Distanz beschreiben. Im Griechischen beispielsweise kann Zeit groß oder klein sein aber Chinesen stellen sie sich als darüber und darunter vor. All diese immensen Unterschiede zeigen uns doch, dass die Zeit nicht eindeutig greifbar ist. Der Rhythmus den wir ihr durch Kalendarien gegeben haben erleichtert es uns die Zeit zu messen und zu verstehen. Je länger ich über das Thema nachdenke und je intensiver ich mich damit beschäftige, desto verrückter finde ich das Alles. Vor kurzem habe ich gelesen, dass die Tage vom 5. bis zum 14. Oktober 1582 aus der Geschichte gestrichen werden mussten, damit der Wechsel vom julianischen zum gregorianischen Kalender vollzogen werden kann. Der gregorianische Kalender unterscheidet sich nur um 11 Minuten von seinem Vorgänger, aber nach tausend Jahren mit dem julianischen Kalender waren zum Beispiel Ostern oder die Sonnenwenden ganz schrecklich verrutscht, so dass man Anpassungen vornehmen musste. Und um alles dann wieder ins Gleichgewicht zu bringen wurden halt zehn Tage aus der Geschichte gestrichen. Einfach so.
All das zeigt wohl, dass es auf die Frage: „Was ist eigentlich Zeit?“ keine einfache oder eindeutige Antwort geben kann. Aber vielleicht ist das ja auch okay so.
Hallo Friederike!
Ich fand deinen Beitrag sehr spannend.
Ich habe letztens erst über Zeit nachgedacht. Wenn man das Gefühl hat, seine Zeit zu verschwenden, zum Beispiel mit einem schlechten Film, dann gibt es da diese Redewendung. „Diese zwei Stunden meines Lebens werde ich nie zurück bekommen“. Auch ich habe das natürlich schon gesagt.
Andererseits…Charlie Kaufman hat mal gesagt, dass jede Stunde eine Stunde ist, die man nie zurückbekommt. Man kann seine Zeit nicht sparen, sie vergeht einfach. Warum sich also aufregen über verschwendete Zeit? Wer entscheidet überhaupt, wie man Zeit am besten verbringt?
Liebe Grüße 🙂