Apr 15 2019

Migration und die Reaktion von Schule RV02

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1. Was ist gemeint mit einer ´nationalen Orientierung des Bildungssystems´? Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)

 

Mit einer „nationalen Orientierung des Bildungsystems“ ist gemeint , dass z.B. alle Hauptfächer in der Schule z. B. in Deutschland auf nationaler Sprache, bzw. auf Deutsch, unterrichtet werden müssen und sich inhaltlich auch auf die Geschichte Deutschlands beziehen sollten. In deutschen Schulen steht z.B. die Geschichte Deutschlands im Mittelpunkt (das Thema des Zweiten Weltkriegs und des NS-Regimes). Auch im Musik- und Literaturunterricht werden deutsche Nationalmusiker und Schriftsteller studiert (Bach, Goethe usw.). Der Unterricht der Sozialwissenschaften bildet da keine Ausnahme, da er sich auch auf das Erlernen der Regeln und Vorschriften der deutschen Gesellschaft konzentriert. All das ist logisch, weil die Schüler auf das Leben direkt in ihrem eigenen Land (deren Bräuche und Kultur sie kennen sollen) vorbereitet sein sollen.

Ich bin in Russland zur Schule gegangen und aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass in Russland alle Fächer selbstverständlich auf der eigenen Sprache, bzw. auf Russisch unterrichtet wurden. Der Fokus wurde auf das Lernen der russischen Geschichte, Literatur, Musik, Erdkunde und Kultur gelegt.

 

2. Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über ´Migration als Herausforderung für die Schule´ und über sog. ´Schüler mit Migrationshintergrund´ als Informationen wahr und inwiefern hat die Vorlesung für sie andere/neue Perspektiven dazu eröffnet?

 

Die Vorlesung hat mir keine neuen Perspektiven eröffnet, weil das Thema der Migration und Schülern mit der Migrationshintergrund täglich in den Medien diskutiert wird. Derzeit aufgrund des Zustroms einer wachsenden Anzahl von Migranten ist dieses Thema zweifellos relevant. Schulen und Lehrer werden aufgefordert, das allgemeine System der Bildungsnormen zu überprüfen und zu reformieren, damit es sich an der Kultur und Weltanschauung von Kindern mit Migrationshintergrund orientiert. Meiner Meinung nach ist das nicht schlecht, weil dies Kindern mit Migrationserfahrung sich an ein neues Land zu gewöhnen helfen kann. All dies darf jedoch nicht auf Kosten lokaler Kinder geschehen, die zuerst die Kultur, Sitten und Gebräuche ihres eigenes Landes kennen sollten und sich in ihrem Land zu Hause fühlen müssen.

 

3. Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie) als Ausdruck von ´DoingCulture´ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden?

 

Der Begriff „Doing Culture“ bedeutet, dass jede Kultur einen Konstruktionscharakter hat, da sie von Menschen konstruiert wird und sich auch mit der Zeit verändern kann. Im Fallbeispiel hat die Lehrerin eine eigene Vorstellung von der türkischen Kultur (vielleicht durch ihre eigene Erfahrung). Sie denkt, dass alle Türken gleich sind und deswegen auch gleich denken müssen. Also hat die Lehrerin die „türkische“ Kultur „konstruiert“ (= ausgedacht), die nur in ihrem eigenem Kopf existiert. Deshalb kann die Lehrerin die individuelle Einstellung und die Weltsicht des Mädchens nicht sehen. Damit konstruiert sie die Barriere zwischen Betül und sich selber, bzw. zwischen Betül und den anderen Schülern.

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