Aug 12 2019

Abschlussreflexion rv14

Published by at 21:37 under Allgemein and tagged:

1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Eine interessante Erkenntnis, die ich aus der Vorlesung „Umgang mit Heterogenität in der Schule (GO)“ für mich mitgenommen habe, war die Wichtigkeit der Heterogenität im Kontext eines Unterrichts. Bevor ich an dieser Vorlesung teilgenommen habe, war mir das Konzept der Heterogenität nicht bekannt. Ich bin in Russland zum Gymnasium gegangen und dort habe ich einige gute sowie schlechte Erfahrungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit Heterogenität gehabt. Jetzt verstehe ich aber, wie wichtig es ist die unterschiedliche Erfahrungen, Fähigkeiten, Denkweisen und Charakteren jedes(r) Schülers(in), die z.B. auf seine (ihre) Religion, ethnischen Herkunft, Alter, Geschlecht usw. basieren, zu berücksichtigen. Deswegen muss eine Lehrperson einen individuellen Ansatz für jede(n) Schüler(in) finden können. Dies wäre möglich durch die Führung eines individuellen Unterrichts (vgl. Vortrag Dr. Till-Sebastian Idel). Es gibt noch eine für mich zentrale theoretische Erkenntnisse, die mir aus der erste Vorlesung von Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu bekannt geworden ist, nämlich die Unterschiede zwischen Gleichheit und Gerechtigkeit. Ich fand es sehr interessant, dass Gleichheit nicht immer automatisch zur Gerechtigkeit zählt, da jeder SuS unterschiedliche Fähigkeiten, Eigenschaften, Möglichkeiten und Voraussetzungen hat. Einerseits gibt es einen bestimmten Standard an Unterrichtsmaterial und Aufgaben für SuS, den jede(r) Schüler(in) erfüllen muss, um die Abschlussprüfung in der Zukunft zu bestehen. Andererseits kann nicht garantiert werden, dass alle SuS die gleichen Chancen haben, diese Aufgaben zu erledigen. Wenn ein Kind beispielsweise ein Migrant ist, wird es für ihn viel schwieriger sein, einen Aufsatz auf Deutsch zu schreiben, als für das, das in Deutschland geboren wurde.

Meine Fächer sind Englisch und Russisch, also die Fremdsprachen für die deutsche SuS. Im Fremdsprachenunterricht ist es besonders wichtig die SuS zum Sprechen zu bringen, was in der Praxis gar nicht einfach ist. Das Problem ist, dass viele SuS die Barriere nicht überwinden können um eine Fremdsprache zu sprechen anzufangen, da sie Angst haben Fehler zu machen. Außerdem wollen sie nicht wegen einer falschen Aussprache und starkem Akzent lustig wirken (vgl. Vortrag Mareike Tödter: „Fehlerfreies Schweigen, anstelle des Risikos, Fehler zu machen“, „Deutscher Akzent gilt als besonders peinlich“). In der Tat kenne ich dieses Problem aus erster Hand, da ich selbst große Angst hatte in meiner Schulzeit Englisch zu sprechen. Dies ist bis heute nicht ganz verschwunden und ich mag immer noch nicht mündliche Prüfungen und Präsentationen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus halte ich es daher für notwendig, eine vertrauliche Atmosphäre in Klassen zu schaffen, damit SuS keine Angst haben, Fremdsprachen auch mit Fehlern zu sprechen. Denn gerade beim Fehlern und Ausprobieren kann man lernen. Für ein effektiveres Erlernen von Fremdsprachen ist es auch erforderlich, SuS zu interessieren und sie in die Konversation einzubeziehen. Dies kann als Auswahl interessanter Gesprächsthemen dienen. Jungen interessieren sich laut Dr. Christoph Kulgemeyer oft für andere Kontexte als Mädchen. Ich halte es für sehr wichtig, diesen Umstand zu berücksichtigen. So kann das Thema „Kleidung“ Jungen im Rahmen von „Was wirst du zum Konzert deiner Lieblingsrockband anziehen?“ und Mädchen im Rahmen von „Was ziehst du zum ersten Date an?“ Beigebracht werden.

Wenn ich an eine für mich interessante erziehungswissenschaftliche Erkenntnis denke, die ich während der Vorlesung bekommen habe, fällt mir vor allem ein, dass es eine Vielzahl von Unterrichtsformen gibt (z. B. Frontal Unterricht, Gruppenarbeit, offenes Unterrichtsgespräch, usw.) und keine davon perfekt ist (vgl. Vortrag Dr. Till-Sebastian Idel). Aus der Vorlesung „Individualisierung von Unterricht “ hab ich erfahren, dass man nur beim Ausprobieren sehen kann, welche Unterrichtsform in welchem Moment am besten passt. Eine zweite wichtige für mich erziehungswissenschaftliche Erkenntnis ist, dass man das Lehrmaterial auch spielerisch ganz gut lernen kann. Ich fand das interessant, dass das Unterrichten von mathematischem Wissen in Form eines Spiels die Heterogenität der Leistung in der Klasse positiv beeinflussen kann (vgl. Vortrag Prof. Dr. Christine Knipping). Die Lehrperson kann Interesse an Mathematik auch bei „schwachen“ Schülern mit Hilfe des Spieles wecken.

 

3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Die erste Fragestellung, an welche ich interessiert bin, ist ob Inklusion überhaupt in reiner Form existiert, und falls ja, ob sie wirklich alle meint. Nach der Vorlesung von Dr. Eileen Schwarzenberg, war meine Meinung, dass Inklusion eher eine Utopie ist. Daher würde ich gerne wissen, wie oft in der Tat Inklusion durch ein anderes Konzept Inkludierende Exklusion ersetzt wird. Neben allem anderen möchte ich klären, wie umfangreich der Begriff der Inklusion ist und ob er Grenzen hat. Wie genau sollte Arbeit in inklusiven Klassen organisiert werden? Wie funktioniert Inklusion beim Unterricht?Werden Lehrer von Kollegen, die für die Arbeit mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen qualifiziert sind, professionell unterstützt?

Das weitere Thema, das mich interessiert , ist die Individualisierung von Unterricht. Es wurde viele Unterrichtsformen von Dr. Till-Sebastian Idel in seiner Vorlesung dargestellt, und da ich eine gute und professionelle Lehrerin werden möchte, wünsche ich mir noch weitere Unterrichtsmethoden kennenzulernen. Ich hoffe, dass mehrere verschiedene Unterrichtsformen uns in den zukünftigen Seminaren oder im Orientierungspraktikum näher vorgestellt werden. Außerdem möchte ich wissen, wie man sich entscheiden muss, wann und welche Unterrichtsform zu benutzen und wie oft man sie wechseln muss um das Interesse der SuS an dem Lehrmaterial nicht zu verlieren. Ich möchte unter anderem wissen, wie Lehrkräfte Lehrpläne erstellen sollen, unter der Bedingung, dass der Unterricht individualisiert wird. Sollten sie alle möglichen Formen und Szenarien des Unterrichts vorschreiben?

 

4. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Ich sehe Inklusion für mich als größte Herausforderung beim Arbeiten als Lehrerin in der Schule. Ich kann davon ausgehen, dass die Inklusion von Schülern mit Behinderung oder mit sonderpädagogischen Bedarf in den gesamten Lernprozess eher negative als positive Ergebnisse bringen könnte. Die Lehrer müssen ihnen zusätzliche Zeit, besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung anbieten und dies kann die Leistung anderer Schüler beeinträchtigen. Als Herausforderung der Inklusion sehe ich die zusätzliche Verantwortung und eine Menge zusätzlicher Arbeit, sowie die Notwendigkeit für die Lehrer eine zusätzliche Ausbildung, die für die Arbeit mit Schülern mit begrenzten Fähigkeiten erforderlich ist, zu erhalten. Natürlich hat der Wunsch nach Inklusion hat ein gutes Motiv in einer wirklich gleichberechtigten Gesellschaft leben zu lernen. Aber wenn wir nüchtern argumentieren, müssen wir zugeben, dass es im Rahmen des Schulunterrichts fast unmöglich ist, sowohl behinderten als auch anderen Schülern, die ebenfalls einen individuellen Ansatz benötigen, die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen.

Ich könnte mich auf diese Herausforderung vorbereiten in dem ich Lehrpersonen während meines Orientierungspraktikums beobachte. Genau da in der Schule könnte ich sehen, welche Unterrichtsformen und Methoden bei der Arbeit mit inklusiven Klassen am besten funktionieren.

 

Quellenverzeichnis

Idel, Till-Sebastian (2019): Individualisierung von Unterricht als Schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität. Uni Bremen. Karakaşoğlu, Yasemin, 01.05.2019.

Karakaşoğlu, Yasemin (2019): Einführung in die Thematik und Systematik der Ringvorlesung. Umgang mit Heterogenität in der Schule. Uni Bremen. Karakaşoğlu, Yasemin, 02.04.2019.

Kulgemeyer, Christoph (2019): Empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht. – Was wissen wir eigentlich wirklich? -. Umgang mit Heterogenität in der Schule. Uni Bremen. Karakaşoğlu, Yasemin 23.04.2019.

Knipping, Christine (2019): Mathematische Leistungsunterschiede – empirische Befunde und Konsequenzen für den Mathematikunterricht. Uni Bremen. Karakaşoğlu, Yasemin, 08.05.2019.

Tödter, Mareike (2019): What’s the difference? Aspekte von Heterogenität im Englischunterricht. Uni Bremen. Karakaşoğlu, Yasemin, 18.06.2019.

Schwarzenberg, Eileen (2019): „Meint Inklusion wirklich alle?!“ Aktuelle Diskussionslinien und praktische Umsetzung. Uni Bremen. Karakaşoğlu, Yasemin, 14.05.2019.

 

One response so far




One Response to “Abschlussreflexion rv14”

  1.   Yasemin Karakasogluon 28 Aug 2019 at 17:10

    Liebe Karina,
    Sie haben die Aufgabenstellung ist im Großen und Ganzen erfüllt und vielfältige Bezüge zwischen den FD und EW, zwischen eigenen Erfahrungen und den Erkenntnissen aus der Vorlesung hergestellt. Wünschenswert wären noch mehr konkrete Theoriebezüge gewesen.

    Bestanden.

    YK

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