Abschlussreflexion – BAUMHET

Frage 1: 

Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für dich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf a) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht. Bitte benennen Sie dabei konkrete mindestens zwei relevante Literaturquellen an den entsprechenden Stellen in Ihren Ausführungen (Autor*in, Jahr, Titel).

Ich persönlich fand besonders prägnant die Thematik der Sprachvarietäten in der Ringvorlesung 06, in der es darum ging, welche Sprachvarietät im Französisch- oder Spanischunterricht verwendet werden sollte. Hier habe ich einen Bezug zu der russischen Sprache ziehen können, da ich Russisch als slawische Sprache im Rahmen des Faches Slawistik studiere. In der Russischen Sprache gibt es ebenso wie das in „Plurizentrik im Deutschunterricht“ genannte Beispiel „Schlag, Rahm, oder Sahne“ viele Wörter oder Begriffe, die entsprechend nur in bestimmten Regionen des Landes verwendet werden, jedoch alle zur russischen Standardsprache gehören. Das „Strukturalistische Modell der Architektur on Sprache“ von Eugenio Coseriu aus dem Jahre 1973 und die Begriffe „diastratisch“, „diatopisch“ und diaphasisch haben in der Ringvorlesung außerordentlich viel Aufmerksamkeit bekommen. Diese genannten Begriffe beschreiben, inwiefern die Varietät von Aspekten wie der sozialen Schicht, der Region und dem Formalitätsgrad (dem Soziolekt, Dialekt und Register) abhängt. Und dies ist auch für jegliches anderes Unterrichtsfach von gro0er Bedeutung, da in allen Unterrichtsfächern der Unterricht so gestaltet werden sollte, dass er anschaulich ist und von den Schüler*innen verstanden und nachvollzogen werden kann sowie sollte er Schüler*innennah gestaltet sein. So bedeutet es auf mich bezogen für den Russischunterricht, dass ich mir selbst im Klaren bin, welche Begriffe bzw. Wörter der russischen Sprache ich den Schüler*innen Lehren möchte und wie ich ihnen vermittle, dass es zu diesem einen bestimmten Wort noch andere Wörter (oder Betonungsmöglichkeiten) gibt, die jedoch in anderen Regionen des Landes verstärkt verwendet werden.

Ebenso fand ich die Thematik der Inklusion aus der Ringvorlesung 09 und 10 sehr prägnant, da hier sämtliche Vor- und Nachteile sowie auch Chancen und Hindernisse der Inklusion zum Vorschein kommen. Besonders interessant waren die persönlichen Erzählungen und Erfahrungsberichte von Frau Dittmann und Herrn Palkowski und fand es äußerst interessant, welch unterschiedliche Erfahrungen diese beiden Personen gemacht haben (vgl. RV10, Retroperspektive Erfahrungsberichte, Folie 13). Die Ausführungen von Prof. Dr. Frank J. Müller können für mich als angehende Lehrkraft sehr hilfreich sein, da er ein paar grundlegende Ansätze präsentierte, wie der Umgang mit Schüler*innen mit besonderem Förderungsbedarf gelingen könnte. Prof. Dr. Frank J. Müller macht zudem deutlich, dass Kommunikation zwischen allen Beteiligten eine wichtige Grundvoraussetzung sei. Auch die Suche nach anderen Expert*innen für die Erstellung gemeinsamer Konzepte kann hilfreich sein (RV09, Prof. Dr. Frank J. Müller, Folie 32).

 

Frage 2:

Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf Ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben mit Bezug zu Autor*innen, auf die sich die Referent*innen bei der Verwendung dieser Begriffe, Theorien, Konzepte in ihrer Präsentationen bezogen haben.

Für mich persönlich galt das Konzept des inklusiven Lernens als sehr prägnant im Rückblick auf meine eigenen Erfahrungen. Lehrer*innen werden im Schulalltag vor immer größer werdenden Herausforderungen gestellt und inklusives Lernen prägt den Schulalltag an sich sehr stark. So formuliert Greiner diese Herausforderungen als Dilemmata, denn das Differenzierungsdilemma hebt hervor, dass die in starke Heterogenität in den Schulklassen und die damit verknüpften Leistungs- und Verhaltensdifferenzen besonders stark und individuell gefördert werden müssen (RV08, Folie 8).

So habe ich in meinem Orientierungspraktikum im Sommer 2020 schon erkennen können, wie schwierig es ist, auf die Leistungs- und Verhaltensdifferenzen der der einzelnen Schüler*innen eingehen zu können, da sich aus meiner Sicht die Lehrkraft in mehrere Teile teilen müsste, im für alle Schüler*innen individuell da sein zu können. Es erscheint schwierig Unterricht zu gestalten, der inklusiv ist, da alle Leistungsunterschiede innerhalb der entsprechenden Klasse berücksichtigt werden müssen. Themen müssen teilweise öfter besprochen werden und die Menge der Aufgaben zur Festigung des erlernten Wissens nimmt zu. Hier werden auch, wie Kesper erwähnt, Schüler*innen mit hohen Begabungen vernachlässigt (RV 08, Folie 4). Denn, besonders auffällig ist dies geworden im Russischunterricht einer 6. Klasse, in der ich während meines Orientierungspraktikums hospitieren durfte, dass Schüler*innen, die sich die neugelernten Vokabeln schneller oder besser einprägen konnten oder die Grammatik ohne Probleme und Schwierigkeiten begriffen hatten und sie entsprechend anwenden konnten, sich im Unterricht des Öfteren langweilten, da sie immer und immer wieder die gleichen bzw. ähnliche Aufgaben bearbeiten mussten, da die Bearbeitung dieser Aufgaben allerdings notwendig waren, damit Schüler*innen, die Schwierigkeiten beim Verständnis hatten, die Thematik am Ende begreifen.

 

Frage 3:

Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Ich hätte gerne noch mehr über das Thema der Inklusion erfahren. Inklusion ist ein sehr großer Faktor, der den Schulalltag schon jetzt maßgeblich beeinflusst und prägt und meiner Meinung nach auch in der Zukunft sehr stark prägen wird. Ich hätte mir hier vielleicht noch mehr Tipps gewünscht, wie man Inklusion in den Unterricht einbinden kann, ohne dass einem die Nerven verloren geht, weil man Angst hat, den Unterricht nicht „inklusiv“ genug zu gestalten. Ich selbst habe in meiner Schulzeit leider nicht viel mit inklusivem Lernen zu tun gehabt, das Schulsystem gliederte sich zu meiner Zeit (in Niedersachsen) noch in das klassische dreigliedrige Schulsystem (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) und der Förderschule. So kann ich hier keine bzw. nur verschwindend geringe Erfahrungen mit Inklusion für mich als angehende Lehrkraft verwenden, deshalb ist es für mich um so wichtiger, möglichst viele Vorschläge oder Denkanstöße mitzunehmen, um die Schüler*innen entsprechend nach dem individuellen Bedarf zu fördern und meinen Lehrauftrag nach besten wissen und gewissen erfüllen zu können.

Etwas gefehlt hat mit persönlich die Thematisierung für das korrekte Auftreten einer Lehrkraft hinsichtlich seiner politischen Einstellung. Besonders für mich als angehende Politiklehrkraft wäre es sehr interessant gewesen, da heutzutage das politische Arrangement auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen hohen Stellenwert einnimmt. Es passiert leider unbemerkt und schneller als man denkt, dass man als Person seine politische Haltung nach Außen trägt, vergleichbar mit Mimik, die man unbemerkt äußert oder wie Launen, die man, ohne es selbst zu merken, an anderen Personen auslässt. Also stellt sich mir die Frage noch immer, wie trete ich besonders als Politiklehrkraft politisch neutral meinen Schülerinnen gegenüber, auch wenn diese in der heutigen Zeit ein politisches Arrangement an den Tag legen. Gäbe es einen Weg, wie ich meine Schüler*innen sogar bei ihrem politischen Arrangement unterstützen könnte, ohne dabei meine eigene politische Haltung zu äußern?

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Literaturverzeichnis

Kesper, Matthis (2021): Heterogenität und Inklusion im Deutschunterricht der Sekundarstufen. BAUMHET. Ringvorlesung 08, Folie 4

Kesper, Matthis (2021): Heterogenität und Inklusion im Deutschunterricht der Sekundarstufen. BAUMHET. Ringvorlesung 08, Folie 8

Müller, Frank J. (2021): Inklusion. BAUMHET. Ringvorlesung 09, Folie 32

Schwarzenberg, Eileen (2021): Also die Rahmenbedingungen sind absolut entscheidend. Junge Menschen über ihre Erfahrungen in der Schulzeit. BAUMHET. Ringvorlesung 10, Folie 13

 

 

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