RV12/ Prof. Dr. Matthis Kepser / Heterogenität und Inklusion im Deutschunterricht der Sekundarstufen

1.) Greiner (2019) formuliert verschiedene Dilemmata, die mit der Forderung nach Inklusion an den Schulen verbunden sind. Nehme Sie zu dreien Ihrer Wahl Stellung.

 

Autonomiedilemma: In der Schule ist das autonome Lernen eine Ziel, wenn nicht sogar eine Voraussetzung, welche viele Schüler*innen erfüllen können. Es fällt jedoch nicht jeder Person leicht, die benötigende Motivation oder Selbstbeherrschung mitzubringen. Der Wunsch nach Autonomie in der Schule kann die Schere zwischen Leistungsschwach und leistungsstark noch weiter auseinander gehen lassen.

Schüler*innen, welche hilfreiche Fähigkeiten von vornherein mitbringen, haben einen Vorteil. Das Autonomiedilemma wird besonders dann unterstützt, wenn die Lehrkraft die Heterogenität der Leistung ignoriert.

 

Kategorisierungsdilemma: betrifft die Einzigartigkeit jedes Lernenden. Jeder Schüler bringt eine individuelle Mischung aus Fähigkeiten, Interessen, Hintergründen und Lernstilen mit. Wenn Lehrkräfte versuchen, Schüler in starren Kategorien wie „gut“ oder „schlecht“ zu bewerten oder sie nach einheitlichen Maßstäben zu beurteilen, können sie die Vielfalt der Schüler übersehen und ihre individuellen Bedürfnisse nicht angemessen berücksichtigen( Vgl. Boban, Ines, Hinz, Andreas, Plate, Elisabeth & Tiedeken, Peter 2014: S. 19). Eine weitere Herausforderung stellt die Förderung von Inklusion und den Umgang mit Vielfalt dar. Wenn Schüler aufgrund von Kategorien wie Geschlecht, Ethnizität, Sprache oder sozialem Hintergrund eingeordnet werden, kann dies zu Vorurteilen, Diskriminierung und Stereotypisierungen führen. Es ist wichtig, pädagogische Ansätze zu entwickeln, die die individuellen Unterschiede der Schüler anerkennen, ihre unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen und sicherstellen, dass alle Schüler gleiche Chancen und Zugang zu Bildung haben.

 

Differenzstärkungsdilemma: bezieht sich auf die Herausforderung, die Bedürfnisse von Schülern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und -fähigkeiten zu berücksichtigen und gleichzeitig sicherzustellen, dass niemand benachteiligt oder stigmatisiert wird. Es ist dabei sehr wichtig, dass das Differenzstärkungsdilemma nicht zu einer Segregation oder Ausgrenzung von Schülern führt. Eine inklusive pädagogische Praxis strebt danach, eine positive Lernumgebung zu schaffen, in der alle Schüler gemeinsam lernen und voneinander profitieren können. Dies kann bedeuten, dass Unterstützungssysteme und kooperative Lernmethoden eingesetzt werden, um sicherzustellen, dass Schüler mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Voraussetzungen zusammenarbeiten und voneinander lernen können. Aus diesem Grund sollten pädagogische Fachkräfte sich der unterschiedlichen Hintergründe, Erfahrungen und Bedürfnisse ihrer Schüler bewusst sein und eine unterstützende und respektvolle Lernumgebung schaffen. Dies kann durch soziale und emotionale Unterstützung, Einbeziehung der Schülerperspektiven und Förderung einer positiven Klassengemeinschaft erreicht werden.

 

2.) Die Vermittlung und Reflexion der deutschen Sprache sind nicht nur Aufgabe des Deutschunterrichts, sondern fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip. Wo sehen Sie in Ihrem (gef. zweiten) Fach Möglichkeiten, um Vielsprachigkeit als Ressource zu nutzen? 

 

In meinem zweiten Fach (Religionswissenschaft) gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Vielsprachigkeit der Schüler*innen als Ressource zu nutzen.

 

Um die Vielfalt der Sprachen und auch der unterschiedlichen Religionen in der Klasse anzuerkennen und zu würdigen, wären mehrsprachige Texte sehr hilfreich. Dies können religiöse Texte, Gedichte oder Bücher sein, die in mehreren Sprachen verfügbar sind. Religion und Kultur sind sehr stark miteinander verwoben. Dementsprechend ist es umso Vorteilhalfter sich auch die unterschiedlichen Sprachen anzuschauen und diese im Religionsunterricht miteinzubringen. Denn oftmals ist es wichtig, sich die Struktur einer Sprache anzuschauen, wenn man religiöse Texte analysiert. Schüler*innen können ihre eigenen kulturellen Hintergründe teilen und andere zum Austausch ermutigen. Dies eröffnet Möglichkeiten für interkulturelles Lernen und fördert das Verständnis und die Wertschätzung verschiedener Kulturen.

 

3.) Gendersensibel Unterrichtsgegenstände auszuwählen und Aufgaben zu konstruieren.

 

Gendersensible Unterrichtsgegenstände auszuwählen, ist an sich erst mal keine schlechte Idee. Bezogen auf den Religionsunterricht ist es jedoch schwer solche zu finden oder dies umzusetzen, da dieses Thema oft vermieden worden ist oder nicht ganz klar in der Vergangenheit definiert worden war. Außerdem gibt es viele Themen, die mit Sensibilität behandelt werden sollten und in der Religion gibt es bis heute Streitigkeiten bezüglich der Vielfalt von Geschlechtsidentitäten. Dennoch kann man in dem Unterricht selber darauf achten, dass das Thema Genderdiversität transparent behandelt wird und die Schüler*innen dafür sensibilisiert werden.

 

Quellen:

BOBAN, Ines, HINZ, Andreas, PLATE, Elisabeth & TIEDEKEN, Peter (2014): Inklusion in Worte fassen – ein Sprache ohne Kategorisierungen? In: BERNHARDI, Nora, HAUSER, Mandy, POPPE, Frederik & SCHUPPENER, Saskia (Hrsg.): Inklusion und Chancengleichheit. Diversity im Spiegel von Bildung und Didaktik. Bad Heilbrunn:Klinkhardt

 

Greiner (2019) : Kein Verweis auf Primärquelle in der Präsentation

 


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