Pferdemädchen und Riesenkatze

Für die Beobachtungsaufgabe in den Seminaren saß ich vor ein paar Tagen für eine Stunde in einer Bushaltestelle und habe mir den Allerwertesten abgefroren. Erst heute bin ich dazu gekommen, meine Notizen in einen Text umzuschreiben.

Vor dieser Aufgabe habe ich gar nicht verstanden, warum diese Aufgabe sinnvoll für mich sein sollte, was mir das bringen könnte. Doch nun bin ich ein bisschen fasziniert davon. Meine Notizen helfen mir, mich wieder genau in die kalte, nasse Situation zu bringen, welche ich vor ein paar Tagen erlebt habe. Ich habe verschiedene Haltestellen-Besucher, Tiere und auch die Busse beschrieben, sodass ich teilweise gar nicht so schnell schreiben konnte, wie sich die Ereignisse verändert haben. Ich habe meine Umgebung nicht nur wahrgenommen, sondern einmal genau beobachtet. Was machen Menschen eigentlich, während sie warten, wie komisch kann trinken eigentlich von der Seite aussehen, und wie schwer ist es, neutral zu bleiben und nicht zu interpretieren?

Nach der Beobachtung, bzw. nachdem ich mich wieder aufgewärmt hatte, ist mir aufgefallen, dass ich weiter alle Geschehnisse und Menschen genaustens beobachtet habe, viel detaillierter als jemals zuvor. Erst da ist mir aufgefallen, wie viele Vögel das Futterhaus in unserem Garten aufsuchen, kurz verharren und dann weiter fliegen. Wie schön die Zweige mit Weidenkätzchen sind, welche sich im Wind so grazil wie Ballerinas bewegen oder wie viele Gerüche in unserer Küche wahrnehmbar sind, wenn man darauf achtet.

Ein bisschen unangenehm war mir die genaue Beobachtung meiner Mitmenschen allerdings doch. Um eine ältere Frau genauer beschreiben zu können, habe ich mich jedes mal nach rechts drehen und die Frau direkt angucken. Das ist natürlich nicht unentdeckt geblieben, die Frau hat angefangen, mich kritisch zu mustern und zu lesen, was ich auf meinem Collegeblock aufgeschrieben habe. Glücklicherweise habe ich sehr klein geschrieben, sodass sie höchstwahrscheinlich nicht lesen konnte, was dort über sie geschrieben stand. Puuh.

Schlussendlich bin ich über die Aufgabe froh, auch wenn es erst einmal ungewohnt war, mich in diese Situation zu begeben.

3 Comments on “Pferdemädchen und Riesenkatze

  1. Ich kann deine Gefühle total nachvollziehen, dass alles erstmal super ungewohnt ist und man sich unwohl fühlt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich genauso gefühlt hätte, wenn ich meine Aufgabe anstatt online in der Öffentlichkeit hätte machen müssen. Aber aller Anfang ist schwer und du hast es gut gemeistert!

  2. Liebe Johanna,
    das sind wirklich interessante Beobachtungen, die du gemacht hast. Trinken kann von der Seite wirklich komisch aussehen, das stimmt.
    Dass du auch danach deine Umgebung genauer wahrgenommen hast, zeigt, dass die Aufgabe ihren Sinn erfüllt hat. Glückwunsch 😉
    Es ist wirklich eine ungewohnte Situation – für beide Seiten. Sobald man genauer beobachtet und dabei jemanden länger anschaut oder sich dafür verdrehen muss oder Ähnliches, dann fällt man schnell auf. Scheint ja aber dann bei dir zum Glück doch kein Problem gewesen zu sein.

  3. Hi Johanna,
    mir gefällt dein Text sehr gut und er ist auch lustig formuliert.
    Ich habe die selbe Erfahrung gemacht, dass er oft sehr schwer fällt objektiv zu bleiben, denn man bewertet ganz automatisch alles was man sieht – was du auch sehr gut in deinem Text widergespiegelt hast. 🙂
    LG

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