Abschlussreflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Eine zentrale theoretische Erkenntnis, die ich aus der Ringvorlesung gewonnen habe, ergab sich aus der Vorlesung von Prof. Dr. Klee. Hier ging es auch und vor allem um die „Doppelte Heterogenität als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lehrens und Lernens“. Obwohl ich nicht Politik, sondern Englisch und Deutsch unterrichten werde, ergeben sich für mich hier – gerade für den Englischunterricht –  neue Denkanstöße. Denn der Englischunterricht besteht ja nicht nur aus dem Lehren von Grammatik, sondern auch und vor allem aus Länderkunde. Hier wäre es gerade im Hinblick auf Unterrichtseinheiten zu z.B. dem Regierungssystem des Vereinigten Königreiches sinnvoll, Begriffe vorher zu klären und sich überhaupt dessen bewusst zu sein, dass wir mit abstrakten Begriffen nicht immer das Gleiche meinen – denn „Sozialwissenschaftliche Begriffe basieren, da sie immer auch mit einem normativen Verständnis von Mensch und Gesellschaft zusammenhängen, notwendigerweise auf einer Pluralität von Anschauungen“ (vgl. Klee 2008, 41). Die ständige Reflexion über das Verständnis von Begrifflichkeiten, einerseits von meiner Seite als Lehrer (selbstreflektierende Begegnung), andererseits innerhalb der Klasse oder Lerngruppe (kommunikative Begegnung) und schließlich in der Auseinandersetzung mit dem konkreten Lernstoff (differenzierende Begegnung), halte ich nach dem Besuch der Vorlesung für unabdingbar und gerade für den Englischunterricht wichtig. Jedoch kann ich mir auch auf den Deutschunterricht bezogen vorstellen, dass es z.B. bei der Rezeption von Lektüre, seien es pragmatische oder literarische Texte, auf das Klären von Begrifflichkeiten innerhalb der Lerngruppe ankommt. Ich bin gespannt, wie ich diese Erkenntnisse und Konzepte in meinen Unterricht werde einbauen können.

Eine weitere zentrale Erkenntnis ergab sich für mich aus der Vorlesung von Prof. Dr. Till Sebastian Idel. Hier ging es um die Individualisierung von Unterricht als Reaktion auf die Heterogenität innerhalb der Klasse. Gerade in meinen Fächern – Englisch und Deutsch – erscheint es mir sinnvoll, individualisierende Lernkonzepte einzusetzen. Vor allem im Englischunterricht vertrete ich die Meinung, dass die Schülerinnen und Schüler die Sprache möglichst viel benutzen sollten, um sicherer im Umgang mit der Sprache zu werden und so zu lernen. So ließen sich hier beispielsweise gezielt Lerngruppen einteilen, die – während sie die Zielsprache, das Englische benutzen – den Stoff erarbeiten. Ich müsste natürlich nach Bohl (2013) „individuell passende[r] Lernangebote auf Basis einer zuvor erfolgten Erfassung der Lernvoraussetzungen der Schüler/-innen“ bereitstellen. Hier ergibt sich sicherlich auch ein Problemfeld, da die Lerngemeinschaft aufgesplittert wird und es, wie auch in der Vorlesung von Prof. Dr. Idel angesprochen, zu einer Schwächung der Klassengemeinschaft kommen kann. Auch müsste ich viele Prozesse parallel steuern und gleichzeitig dafür sorgen, dass innerhalb der Lerngruppen auch wirklich Englisch gesprochen und der Stoff behandelt wird; die Gefahr, dass Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit nutzen, sich über andere Themen zu unterhalten, ist entsprechend groß. Dennoch bin ich nach dem Besuch der Vorlesung der Meinung, dass durch die Individualisierung des Sprachunterrichts ein Mehrwert für meine Schülerinnen und Schüler entstehen kann, wenn ich die richtigen Methoden einsetze und diese konsequent durchführe.

 

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Mich interessiert die Frage der Inklusion – wie kann das Konzept der Inklusion weiter vorangebracht, verbessert und möglichst effektiv im Unterricht eingesetzt werden? Wie können wir das Wissen um förderbedürftige Schülerinnen und Schüler einsetzen, um diese sinnvoll in die Klassen und den Unterricht zu inkludieren? Ich selber habe in Gesprächen mit befreundeten Lehrern, die schon fest an Schulen arbeiten des Öfteren gehört, dass die Inklusion zwar eine gute Idee sei, aber an der Umsetzung scheitere. Es gebe zu wenig Anleitung und zu wenig Personal, die Lehrer würden sich von der Politik auch ein Stück weit alleingelassen fühlen. Um derartigen Problemen vorzubeugen, würde ich mir wünschen, dass im Laufe des Studiums mehr auf die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf eingegangen wird, und zwar im besten Falle anhand von konkreten Fallbeispielen. Wie kann ich Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf sinnvoll in die Klasse einbinden, sodass ich allen Unterrichtsteilnehmer*innen gerecht werde? Zusammengefasst würde ich mir hier im Rahmen des Studiums mehr Inhalte zu pädagogischen Vorgehensweisen im Allgemeinen und zur Inklusion im Speziellen wünschen.

Die zweite wichtige Frage, die mir in der Ringvorlesung begegnet ist, betrifft Geschlechterrollen im Unterricht: Wie kann ich den geschlechtsspezifischen Unterschieden der Schülerinnen und Schüler im Unterricht gerecht werden, ohne diese Unterschiede zu sehr gruppenbezogen in meine Arbeit einfließen zu lassen und die Stereotypen damit weiter zu konstituieren? Die Vorlesung zu diesem Thema fand ich sehr aufschlussreich dahingehend, dass sehr wohl Unterschiede z.B. im Medienkonsum zwischen Jungen und Mädchen bestehen. Es wäre (zu) einfach zu sagen, man passe seinen Unterricht nun dahingehend an. Das Problem, das aber auch in der Vorlesung aufgezeigt wurde, ist, dass wir es trotz aller Statistiken mit Individuen zu tun haben und auch Gruppen wie „Jungen“ oder „Mädchen“ sehr heterogen sind. Hier würde ich mir im Studium vertiefende Angebote wünschen, im Rahmen derer ich mehr darüber lernen könnte, wie ich meinen Unterricht „genderneutral“ gestalte, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass es durchaus geschlechtsspezifische Unterschiede im Lernverhalten von Schülerinnen und Schülern gibt.

 

  1. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Als besonders große Herausforderung für mich persönlich sehe ich den Themenkomplex der Migration. Ich selber habe keinen Migrationshintergrund und zu meiner Schulzeit, die 2008 endete, war der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund noch nicht so hoch wie heute. Als angehender Lehrer für Deutsch und Englisch, also zwei Sprachen, sehe ich es als besonders große Herausforderung, dass ich eventuell auf Schüler treffen werde, die das Deutsche womöglich nicht in einem Maße beherrschen, wie ich es aus meiner Schulzeit gewöhnt bin. Dies sehe ich allerdings nicht ausschließlich negativ; So wie es auch in der Ringvorlesung anklang, möchte ich die Mehrsprachigkeit meiner Schülerinnen und Schüler durchaus als Chance begreifen und versuchen, diese vielleicht sogar in den Unterricht einzubauen. Als Vorbereitung darauf sehe ich in erster Linie auch das noch zu absolvierende Praktikum im Rahmen meines Studiums, das ich an einer Oberschule in einem Viertel mit hohem Migrantenanteil absolvieren werde. Hier nehme ich mir vor, genau darauf zu achten, zu welchen Problemen es im Sprachunterricht gegebenenfalls kommt und wie mit diesen Unwegsamkeiten dann von Seiten der Lehrkraft umgegangen wird. Auch im Rahmen des Studiums kann ich mir vorstellen, noch Veranstaltungen zum Thema „Migration“ zu belegen. Im Gegensatz zum Thema „Inklusion“ sehe ich hier das Angebot als absolut ausreichend an.

 

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