Abschlussreflexion

12 08 2019

Im Fokus der Ringvorlesung stand das Themengebiet der Heterogenität. Alle Beiträge der Vorlesung verdeutlichen mir persönlich wie vielperspektivisch dieser Begriff im schulischen Kontext ausgelegt werden kann. Somit umfasst er unter anderem die Herkunft, das Geschlecht und auch den Leistungsstand u.v.m. . Hierbei steht in einem ständigen Spannungsfeld die Homogenität,  der Heterogenität sich gegenüber. Die Homogenität bezieht sich auf die gleichen Eigenschaften von Individuen, während die Heterogenität dagegen auf die Unterschiede der Schüler*Innen bezieht.  Es wird deutlich, dass es sich hierbei um komplette Gegensätze handelt, welche im schulischen Alltag jedoch nicht zu trennen sind. Der zentrale Faktor für mich persönlich war, dass sich Heterogenität nicht nur auf vereinzelte Fächer beziehen, sondern den ganzen Alltag der Schule so wie auch der einzelnen Fächer beeinflusst.  Hierzu war für mich zum einen die Vorlesung von Frau Bönig, wie auch Frau Murmann sehr prägend gewesen. Beide Dozentinnen verdeutlichten die Bedeutung von Sprachsensiblen Unterricht, sowohl in der Mathematik wie auch in den Naturwissenschaften. Sie weisen drauf hin, dass die sprachliche Fähigkeit einen starken Einfluss auf die mathematischen / naturwissenschaftlichen Leistungen haben. Besonders in der Naturwissenschaft ist es von großer Bedeutung, dass Schüler*Innen die Fachbegriffe und die Ausruckweise kennen, verstehen und anwenden können.

Auch ist die Sprachsensibilität im Deutschunterricht von zentraler Bedeutung, da nicht alle Schüler*Innen über die identischen sprachlichen Vorerfahrungen beim Schuleintritt verfügen. Es ist hierbei von besonderer Wichtigkeit auf die individuellen Vorkenntnisse einzugehen, da nicht alle Schuler*Innen die deutsche Sprache beherrschen, weil sie durch ihre Herkunft  eine andere Muttersprache sprechen. Um die Schüler*Innen bestmöglich zu unterschützen ist die Zusammenarbeit mit  den Eltern nicht weg zu denken. Die Sprachsensibilität ermöglicht es allen Schüler*Innen an unterschiedlichen Aufgabenformaten teilzunehmen, auch wenn die individuellen Deutschkenntnissen vielleicht noch nicht dem gewünschten Maßstab entsprechen. Das Ziel des sprachsensiblen Unterrichts ist es den Schüler*Innen eine Mitarbeit zu ermöglichen und entsprechend auf der Grundlage der individuellen und eigenen Vorkenntnissen sich weiterzuentwickeln.

 

Des Weiteren hat mir die Vorlesung verdeutlicht die Bedeutung des Klischeedenken von Schüler*Innen und diese Rollenvorstellung auch aufzulösen. Oftmals verfügen gerade Schüler*Innen über klischeehafte Gendervorstellungen. Diese Ansichten können Schüler*Innen in ihren Interessen einschränken, wenn sie versuchen sich den Rollenvorstellungen anzupassen. Umso mehr ist es von Bedeutung diese Schubladen denken aufzubrechen, um die individuellen Interessen der Schüler*Innen zu fördern.

Um ein Umdenken bei den Schüler*Innen zu bewirken kann der Deutschunterricht für eine Gendersensibilisierung genutzt werden. Die meisten Schüler*Innen nehmen oft nur weibliche Vorlesevorbilder wahr, was das Gefühl vermittelt, dass sich eher Frauen sich für die Literatur begeistern lassen.  Um sowohl Jungen als auch Mädchen gleichmäßig für Literatur heranzuführen sind auch männliche Vorlesevorbilder von zentraler Notwendigkeit. Die Vorlesung verdeutlichte mir auch die Wichtigkeit von positiven Rückmeldungen. Nicht nur das Ergebnis ist von entscheidender Bedeutung sondern der Lösungslernweg von Schüler*Innen ist nicht außer Acht zulassen, da die Lernprozesse von Schüler*Innen sehr einzigartig verlaufen und daher keine Standardisierung bei der Lernstandanalyse erfolgen kann. Durch positive Feedbacks können Schüler*Innen stets motiviert werden und zudem eine positives Lernklima und auch ein lernfreundliche Umgebung geschaffen werden.

Aus meiner eigenen Schulzeit erinnere ich mich noch, dass die Arbeitsaufträge meiner damaligen Lehrerin allesamt standardisiert waren. Jede*r Schüler*In bekam den gleichen Arbeitswochenplan. Meistens war der Wochenplan auch so ausgelegt, dass es nur wenigen Schüler*Innen gelang alle Arbeitsaufträge der Woche komplett zu bearbeiten. Mir persönlich gelang es nur selten alle Aufgaben in der vorgegebenen Zeit zu erarbeiten. Ich erinnere mich  noch immer, wie niedergeschlagen und gedemütigt ich mich fühlte, wenn es mich nicht gelang alles zu bearbeiten. Da meiner Lehrerin keine motivierenden Worte, sondern eher demotivierenden Worte für mich übrig hatte. Eine Binnendifferenzierung  fand zu meiner Schulzeit nicht statt. Umso erfreulicher war es in meinen bisherigen Praktika zu beobachten, dass sich ein Wandel vollzogen hat. Den Schüler*Innen werden teilweise unterschiedliche Aufgabenformate zur Verfügung gestellt um sie individueller zu fördern. Allerdings konnte ich auch sehen, wie umfangreich und aufwendig die Erarbeitung solcher Aufgabenformate ist um auf die Individualität der Klasse einzugehen. Natürlich ist es nicht machbar allen gleichermaßen gerecht zu werden, da oft die leistungsstarken Schüler*Innen früher fertig war und begannen sich zu langweilen. Hier hätten die Lehrerin meiner Meinung nach beginnen können ihre Sozialkompetenz in dem sie die leistungsstarken Schüler*Innen bei Fertigstellung ihrer Aufgaben, dazu ermutigt den anderen Schüler*Innen bei der Bearbeitung zu unterstützen.  Anders als zu meiner Schulzeit nimmt die Heterogenität der Schüler*Innen einen großen Stellenwert in den Schulen ein. Allerdings gibt es jedoch noch einige Gegebenheiten, die einer Verbesserung bedürfen. Aus der Beobachtung meiner Praktikumserfahrung stellte ich fest, dass nur gering auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse und Erfahrungen der einzelnen Schüler*Innen nur wenige Bezug genommen werden. Ich war für mehrere Wochen in der ersten Klasse eingesetzt worden. Die Vorkenntnisse wurden zwar auf Grundlage von Aufgabenformate abgefragt, Den Schüler*Innen würden hier jedoch die gleichen Materialien zur Verfügung gestellt. Somit konnten noch einige Schüler*Innen noch keine Ziffern schreiben und waren angestrengt beim Üben, während andere wiederrum sich bei dieser Übung nur langweilten, da sie schon über die nötigen Kenntnisse verfügen. Hierbei wäre eine Optimierung wünschenswert, da den Lehrkräften über die Unterschiede der Schülerschaft im Klaren war, dennoch keine Verbesserung stattfand um auf die Heterogenität der Schüler*Innen einzugehen. Somit wird deutlich, dass eine Weiterentwicklung des Unterrichts unumgänglich ist.

In der heutigen Zeit wird der Bildungsweg von Schüler*Innen nur anhand von bestimmten Leistungen und Fertigkeiten bemessen, welche es zu erlangen gilt.

Es widerspricht sich im Grunde, dass wenn doch jeder Mensch über vollkommen individuelle Eigenschaften verfügt, dennoch alle schulischen Beurteilungen auf einem identischen Leistungsstandard basieren.

Das Thema Leistungsbeurteilung auf Grundlage  von Leistungsstandards  erscheint mir daher von großer Bedeutung, welchem ich mich persönlich auch verstärkt fokussieren würde. Da mich die Frage beschäftigt, wie es ermöglicht werden kann, allen Schüler*Innen gerecht und differenziert zu beurteilen. Des Weiteren würde mich darüber hinaus auch interessieren, wie das Vorwissen der Schüler*Innen effektiv genutzt und in Ermittelt werden kann und wie Lehrkräften es ermöglichen können die gesamten heterogenen Vorerfahrungen in den Unterricht einzubringen.

Dieses Unterfangen stelle ich mir als eine erhebliche Herausforderung vor, weil bei der unterschiedlichen Schülerschaft auch zu keiner Unter- oder Überfordeung der  Schüler*In kommen soll. Dies wird mich später als Lehrkraft noch unter eine besonderen Herausforderung stellen, um den Unterricht so zu gestalten, dass jede*r Schüler*In entsprechend seiner Vorerfahrungen und Vorkenntnisse am vorteilhaftesten zu unterstützen. Meiner Meinung nach verspricht diese Aufgabe sehr anspruchsvoll zu werden. Daher wird auch meine persönliche Herausforderung es sein, mein Handeln ständig zu reflektieren und zu hinterfragen, sowie auch in den Austausch mit meinen Kollegen*In zugehen und auch diese Kollegen*In zu hospitieren. Um Inspirationen für die  praktische Anwendung für den Unterricht zu erhalten, würde ich auf jeden Fall Fortbildungen oder Workshops, welche sich mit diesem Thema beschäftigen, besuchen. In der Hoffnung mir so Methoden bzw. Verfahren anzueignen, welche ich später für meinen Unterricht nutzbar machen möchte. Allerdings können diese Methoden nur in der Praxis im Unterricht erprobt werden, um auch so beurteilen zu können ob diese Methoden sich auch für den Unterricht eignen und es Schüler*Innen ermöglich am Unterricht teilhaben zu können.

 

 


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