Die Ringvorlesung zum 08. Vorlesungstermin am 23.05.17 beschäftigte sich mit dem Konzept des individualisierenden Unterrichts, wobei hierauf aus schultheoretischer Perspektive geblickt worden ist.

1. Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese Perspektive eröffnet hat, zusammen.

Zunächst einmal ist es wichtig, sich klarzumachen, dass die Lerngemeinschaft in den Klassen von einer großen Heterogenität geprägt ist. Diese überträgt sich natürlich auch auf den Aspekt der Leistung. Man sollte diese Heterogenität erkennen und auch bestmöglich nutzen, um jedem/jeder einzelnen Schüler/in das für ihn oder sie bestmögliche Lernen zu ermöglichen.

In der Vorlesung haben wir Bilder verschiedener Klassenräume betrachtet und die Unterrichtskonzepte, die sie mit sich bringen bzw. die in ihnen möglich sind. So gibt es zum Beispiel eine Klassenraumaufteilung, die den klassischen Frontalunterricht unterstützt. Nachfolgend sahen wir Fotos „gelockerterer“ Klassenräume, zum Beispiel mit vielen Gruppentischen.

Die Schüler*innen können davon profitieren, wenn man als Lehrer*in einen Unterricht gestaltet, in dem man versucht, weg vom klassischen Frontalunterricht zu kommen und den Schüler*innen durch beispielsweise Gruppenarbeiten mehr selbstständiges Lernen (i.E Planarbeit) zu ermöglichen. Es ist also wichtig, dass ein individualisierter Unterricht stattfindet.

 

2. Reflektieren Sie in Bezug auf eigene Erfahrungen in Schule und Unterricht die Formen eines veränderten Umgangs mit Leistungsheterogenität, die in der Vorlesung angesprochen wurden. 

In meiner Schulzeit habe ich häufig Frontalunterricht erlebt, ab und zu aber auch Gruppenarbeiten oder auch Möglichkeiten des selbstbestimmten Lernens (beispielsweise in gestaffelten Lernaufgaben). Ich muss aber auch sagen, dass der von mir erlebte Unterricht doch dennoch in Großteilen sehr „klassisch/konservativ/altmodisch“ war und ich Konzepte wie beispielsweise das Flexibilisierung der Zeiten oder das Öffnen der Räume nicht besonders (bewusst) erlebt habe. Aufgaben zum selbstbestimmten Lernen haben mir als Schülerin aber auch nicht sonderlich viel gebracht; ich habe die Gelegenheit meistens genutzt, um mich mit anderem zu beschäftigen und war allgemein von solchen Aufgabenstellungen eher gelangweilt. Ich habe es dann auch in Kauf genommen „schlechte Noten oder Elternbriefe“ für das nicht bearbeiten von solchen zu bekommen. Gruppenarbeiten verliefen meistens so, dass bestimmte Schüler alles an sich rissen und andere die Gelegenheiten nutzten, miteinander zu reden oder sich eben anderweitig zu beschäftigen. Hierzu muss aber auch gesagt werden, dass die Aufgaben auch häufig nicht darauf ausgelegt waren, von der gegebenen Anzahl der Personen bearbeitet zu werden, sodass diese Problematik eigentlich von Anfang an hätte klar sein sollen. Wobei ich es auch für schwierig halte, beispielsweise Fließtexte in Partner- oder Gruppenarbeit zu verfassen. Der Text leidet an Qualität und außerdem braucht man mehr Zeit.

 

Auch die Sitzordnung hat sich auf mein Lernverhalten wenig ausgewirkt. Ich denke, Schüler*innen, die nicht aufpassen wollen, lassen sich von diesem Entschluss auch von einer Sitzordnung nicht abhalten. Der Unterricht muss einfach interessant sein. Ich bin allerdings auch nicht in Bremen zur Schule gegangen. Mich würde interessieren, ob das bei anderen anders war.

Dennoch hatte ich aber schon das Gefühl, dass meine Lehrer auf die Leistungsheterogenität der Schüler*innen eingegangen sind und mit ihrem Unterricht sowohl Leistungsstarke als auch -schwache Schüler*innen mitnehmen und individuell gut fördern und fordern konnten.

3. Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche schultheoretische Sichtweise für die Reflexion des Umgangs mit Heterogenität im Unterricht? Welche Fragestellungen könnten aus einer solchen Sicht in der Beobachtung von Unterricht in Praktika entwickelt werden?

Ich denke, dass eine solche schultheoretische Sichtweise versucht, bestmöglich die Heterogenität der einzelnen Schüler*innen anzunehmen und jedem/jeder das bestmögliche Lernen zu ermöglichen. Es ist aber auch wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass Theorien theoretisch häufig einfacher klingen, als sie tatsächlich sind und man als Lehrer*in die Praxis (das Anwenden von ihnen, aber eben auch das verwerfen, wenn sie für die einzelne Klasse nicht funktionieren sollten) nicht vernachlässigen sollte.

Als Beobachtungsaufgabe für das Praktikum könnte man sich vornehmen, zu betrachten, inwiefern in der Vorlesung aufgeworfene Aspekte auch schon im heutigen Schulunterricht Anklang finden. Das wäre für mich auch in der Hinsicht interessant, weil meine eigene Schulzeit ja noch nicht lange her ist und ich im Praktikum eben einen Einblick in das Bremer Schulsystem bekomme, das ich ja so aus eigener Erfahrung noch nicht kenne.

1. In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen Sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten.

Zunächst einmal ist es wichtig, festzustellen, dass sich die Schüler*innen durch eine große Heterogenität auszeichnen. Dieser Umstand sollte in einer Diskussion erwähnt und berücksichtigt werden. Das Ziel sollte sein, allen Schüler*innen eine bestmögliche Förder- und Forderung sowie Lernmöglichkeiten zu ermöglichen, ohne sie dabei unter Druck zu setzen.

Modelle aus der Vorlesung, die man in die Diskussion einbringen könnte (entweder um sie (in Teilen) anzunehmen, oder sie zu verwerfen), wären zum einen die äußere Differenzierung, bei denen Schüler*innen ausgehend von ihrem Leistungsstand in ein Schulsystem/Kurse gesteckt werden. Es würde also eine Teilung stattfinden. Hierbei hat sich allerdings herausgestellt, dass diese Teilung auf weniger Leistungsstarke Schüler*innen einen einen negativen Effekt hat, während sie auf ohnehin schon eher Leistungsstarke Schüler*innen zwar einen positiven Effekt hat – diesen aber auch nur marginal.

Ein anderes Modell, das man in der Diskussion erwähnen könnte, wäre die innere Differenzierung. Hierbei würde man Schüler individuell ausgehend von Ihrem Lernniveau fördern, was zum Beispiel durch Maßnahmen wie durch Aufgaben mit unterschiedlich ausgeprägten Lernhilfen möglich gemacht werden soll. Außerdem soll auch mehr Lernzeit für die Schüler möglich gemacht werden. Besonders wichtig bei diesem Modell ist eine Unterstützung durch die Lehrkraft.

2. Erläutern Sie, welches Unterrichtsmuster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben. Diskutieren Sie ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung.

In meiner Schulzeit habe ich häufig Frontalunterricht, aber auch Gruppen- oder Einzelarbeiten erlebt. Alles hat in meinen Augen sein Für und Wider und lässt sich Aufgrund der starken Heterogenität der Schüler*innen nicht pauschal für wirkungsvoll oder nicht erklären. Ich denke einfach, dass es als Lehrer*in wichtig ist, eine große Variabilität in die Unterrichtsmuster zu bringen und sich nicht nur an einer Methode festhängen, da dies in meinen Augen der beste Weg ist, möglichst alle Schüler*innen zu erreichen. Gleichzeitig sollte man aber natürlich auch eine gewisse Stabilität bewahren, den Unterricht also was die Unterrichtsmuster angeht, harmonisch und fließend ineinander übergehend gestalten. Man sollte eben einfach situationsabhängig entscheiden.

 

3. Entwickeln Sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten. Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.

Man könnte das Prinzip einer solchen gestuften Lernhilfe im Fach Deutsch zum Beispiel anhand von einer Gesichtsinterpretation anbieten. Allen Schülern liegt ein Gedicht vor, nun können sich die Schüler vorne am Lehrerpult die Lernhilfen in Umschlägen abholen. Eine könnte sich zum Beispiel mit Methodiken auseinandersetzen, also damit, wie man eine Gesichtsanalyse überhaupt aufbaut oder wie man Anfangs überhaupt an das Gedicht herangeht.

Eine weitere könnte die Herangehensweise dann näher erläutern, z.B Tips in Hinblick auf die Metrik geben.

Ich denke, das es auch sinnvoll sein könnte, eine Lernhilfe zu Stilmitteln zu gestalten.

Auch könnte man vorne noch weitere Gedichte des Dichters/der Dichterin/ der Zeit auslegen, die den Schülern dann bei der Interpretationsaufgabe hilfreich sein können.

Zudem sollte man aber auch als Lehrer*in immer für Fragen zur Verfügung stehen.

Um zu erkennen, ob die Lernhilfen erfolgreich gewählt sind, würde ich als Lehrkraft die Gedichtinterpretationen dann auch lesen. Ich würde mich an die vorherigen Interpretationen meiner Schüler*innen erinnern und könnte dann schon einmal ein erstes Fazit ziehen, ob ihnen die gestaffelten Lernhilfen geholfen haben bzw ob sie sie anwenden konnten. In der nächsten Stunde könnte man die Interpretationen dann wieder austeilen und durch die Schüler selbst in Gruppenarbeiten prüfen lassen, ihnen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und Randbemerkungen mit Bleistift vorzunehmen. Währenddessen könnte man mit den Schülern Einzelgespräche führen, ihnen ein Feedback geben und sie ebenfalls nach einem fragen. In diesem privaten Rahmen trauen sich dann einige vielleicht noch mehr, von ihren Unsicherheiten zu erzählen und diese könnte man dann noch mal durch gezielte Aufgaben in der nächsten Stunde versuchen, aus der Welt zu schaffen.

Die Lernhilfszettel sollte man nach der Übung für alle noch einmal online stellen (falls die Schule das anbietet) oder eben sonst für alle Schüler austeilen, da sie sich für das Üben zu Hause und für die Klausur selbstverständlich auch eignen.