RV05

Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe

 

An Ihrem Gymnasium gibt es eine – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorklasse, in welcher sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der endgültige Übergang diskutiert. Ein Großteil der Lehrkräfte plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – sie an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

Jede/r SuS verdienen die Chance an einer Schule, welche auf ihrem Lernniveau unterrichtet, auch unterrichtet zu werden und sollten diese auch nutzen sofern sie der Meinung sind, dass dies die richtige Wahl für sie ist. Hierbei sollte man sich als Lehrkraft dafür einsetzen, dass die SuS womöglich nötigen Nachhilfeunterricht kriegen, oder dass an der Schule sprachsensibler Fachunterricht angeboten wird, was die Sprachliche Kompetenz der SuS fördert (Prof. Dr. Daase: Folie 45/RV05(Leisen 2010: 3ff)).  Zudem gibt es mehrere SuS in der Vorklasse, weshalb es womöglich auch SuS gibt, die die gleiche Sprache sprechen und sich gegenseitig mit Aufgaben, welche sie alleine nicht verstehen helfen können, sofern sie in dieselbe Klasse kommen, wie es auch auf Folie 41 in Prof. Dr. Daases Präsentation als Beispiel angeführt wird. Die SuS und deren Eltern sollten allerdings über die Anforderungen und damit einhergehenden Risiken aufgeklärt werden und somit in der Lage sein eine informierte Wahl über den weiteren Verlauf ihrer Schullaufbahn zu treffen. 

 

Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und/oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung

In meinem Leben als Schüler erinnere mich an zwei Fälle in denen Mehrsprachigkeit ein wichtiges Thema war. Zum einen gab es in meiner Mittelstufenklasse zum Ende hin eine aus dem Balkan geflüchtete Schülerin, welche weder Englisch noch Deutsch genügend beherrschte und in meiner gymnasialen Oberstufenklasse gab es für ein Jahr eine aus dem Iran geflüchtetes Schülerin, welche auch weder Englisch noch Deutsch beherrschte. An das Mädchen aus dem Balkan erinnere ich mich sehr wenig, daher kann ich nicht viel dazu sagen, ich meine aber, dass sich leider wenig Kontakt mit ihr in der Klasse entwickelte, weswegen sie auch wenig Sprachkompetenz entwickeln konnte. Mit der Schülerin in der Oberstufe hat es sich ein wenig besser verhalten, sie wurde hier öfter in den Unterricht und Gruppenarbeiten eingebunden und eine Mitschülerin freundete sich ein wenig mit ihr an. Ich verbrachte beide Stufen an der gleichen Schule, einer Oberschule, welche meines Wissens nach keine eigene Vorsprachenklasse aufgewiesen hat und mit Sicherheit keinen sprachsensiblen Fachunterricht, weswegen auch der Schülerin in der Oberstufe nicht viel geholfen werden konnte und sie hat das Abi zumindest nicht an unserer Schule beendet. 

Aus Praxiserfahrungen erinnere ich mich an mein Orientierungspraktikum an einer Oberschule, an welcher viele SuS einen Migrationshintergrund aus Osteuropa aufweisen. Besonders zwei Mädchen fehlte es ein wenig an Sprachkompetenz außerhalb ihrer Muttersprache Russisch, weswegen sie sich im Englischunterricht oft gegenseitig halfen. Dies erinnerte mich wieder an das oben genannte Beispiel auf Folie 41, wurde von den Lehrkräften allerdings unterbunden, da Sie der Meinung waren, sie würden sich gegenseitig ablenken. Zudem ist zu erwähnen, dass das Lernniveau der beiden Mädchen sehr unterschiedlich war. 

 

Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftige Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihne dafür noch?

Als Lehrkraft muss man auf die Bedürfnisse und Voraussetzungen einer/eines jeden/jeder SuS achten, das beinhaltet mit wachsender Menge SuS die mehrsprachigkeit und damit auch die Möglichkeit für schwächere Sprachkompetenz in Deutsch. Hierauf muss man als Lehrkraft vorbereitet sein und sich informieren, welche Möglichkeiten man diesen Schülern bieten kann, um ihnen ein angemessenes Lernniveau zu bieten. Welche Aussichten es gibt, sind je nach Schule und Standort anders, man sollte sich aber über möglichen, sprachsensiblen Fach-, oder Nachhilfeunterricht, oder auch über Lehrkräfte mit hilfreichen Sprachkenntnissen, oder kulturellen Hintergründen, die einem mit den Schülern unterstützen könnten informieren. 

 

Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Zu aller erst muss an jeder Schule an der Mehrsprachigkeit das Lernniveau mancher SuS beeinträchtigt, die Möglichkeit für sprachsensiblen Fachunterricht gewährleistet werden.

Schulen in einer mehrsprachigen Gesellschaft sollte allerdings auch Mehrsprachigkeit bei den Lehrkräften fördern. Fortbildungen die grundlegende Sprachkenntnisse für die an den Schulen jeweils geforderten Sprachgruppen können dies unterstützen. 

Ansonsten könnte man dem Unterricht vorerst auch fachfremde Hilfslehrkräfte mit den jeweiligen Sprachkenntnissen zur Verfügung stellen, die die jeweiligen SuS im Unterricht unterstützen. 

Alles in Allem ist Schule und Unterricht eine sich immer weiter entwickelnde Institution, die sich auch vor allem anhand der Gesellschaft messen und wachsen muss. Daher wird die wachsende Mehrsprachigkeit der Gesellschaft auch zwangsläufig zu einer wachsenden Mehrsprachigkeit in der Schule führen.

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