Apr 24 2024
RV04
- Gessner et al. (2016) weisen auf die Gefahr hin, den Beutelsbacher Konsens fälschlicherweise als ‚Neutralitätsgebot‘ zu verstehen (Stichwort „Neutralität und politische Lethargie als Gefahr für politisches Leben“ auf Folie 13). Erläutern Sie, weshalb es sich hierbei um eine Fehlinterpretation handelt.
Zu 1. Den Beutelsbacher Konsens so zu interpretieren, dass es sich um ein „Neutralitätsgebot“ handelt, ist eine Fehlinterpretation. Den Lehrer*innen ist es erlaubt die, eigene Meinung zu äußern, jedoch soll diese, als eine von vielen möglichen Meinungen in den Raum gestellt werden. Das Demokratieverständnis wird somit direkt im Unterricht vermittelt (Wehling 1977, S. 179f.).
- Arbeiten Sie die Bedeutung des Beutelsbacher Konsens für ein Thema heraus, das in einem von Ihnen studierten Unterrichtsfach verortet ist. Was gibt es bei der Durchführung einer Unterrichtseinheit zu diesem Thema unter Berücksichtigung des Beutelsbacher Konsens zu beachten?
Zu 2. Das Fach Geschichte eignet sich gut, um den Beutelsbacher Konsens anzuwenden, denn die Geschichtswissenschaft setzt sich unter anderem mit politischen Entwicklungen der Gesellschaft auseinander. Auch in vergangenen Zeiten wurden bestimmte Meinungen hervorgehoben, oder mit Absicht unter Zensur gesetzt. In einer Unterrichtseinheit über das NS-Regime, könnte man darüber sprechen, inwieweit Informationen über den Holocaust von der Öffentlichkeit ausgeblendet wurden, oder die Bevölkerung möglicherweise sogar wusste, was für Verbrechen begangen wurden. Ebenso könnte man darüber sprechen, wie Propaganda funktioniert und Vergleiche zu Fake-News ziehen. Durch diese Unterrichtseinheit können Schüler lernen, wie wichtig es ist, die Fakten zu checken, bevor man einer Information Glauben schenkt. Dies ist ebenfalls ein Mittel, um die Demokratiekompetenz der Schüler zu stärken (Lanius 2021, S. 203-205).
- Lesen Sie sich den taz-Artikel „Unterricht im Schützengraben“ durch. Erläutern Sie, warum es für den Unterricht wichtig ist, sich kritisch mit den verschiedenen Parteiprogrammen auseinanderzusetzen.
Zu 3. Es ist wichtig, dass sich im Unterricht mit allen Parteiprogrammen kritisch auseinandergesetzt wird. Würde die Schule die Schüler „neutral“ unterrichten, dann würde das nicht einer Demokratie entsprechen. Es ist die Aufgabe der Schule, Meinungen zuzulassen und über diese zu sprechen. Es ist jedoch anzumerken, dass menschenfeindliche Meinungen, die z.B. rassistisch sind, bewertet werden, denn diese stellen sich gegen die Grundgesetze und die Werte einer Demokratie.
Quellenverzeichnis:
- Quellenverzeichnis: Lanius, David (2021): Wie sollten Lehrende mit Fake News und Verschwörungstheorien im Unterricht umgehen? In: Johannes Drerup, Miguel Zulaica y Mugica und Douglas Yacek (Hg.): Dürfen Lehrer ihre Meinung sagen? Demokratische Bildung und die Kontroverse über Kontroversitätsgebote. Stuttgart: Kohlhammer, S. 188-208.
- Hamburg. Wehling, Hans-Georg (1977): Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. In: Siegfried Schiele und Herbert Schneider (Hg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung. Stuttgart, S. 179 f..