Bei einer Diskussionen über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität sollten besonders die empirischen Funde zur Äußeren und Inneren Differenzierung genannt werden. Tatsächlich zeigen Studien zur Äußeren Differenzierung, dass diese so gut wie keinen Effekt auf die Leistungsentwicklung der SuS hat. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass alle SuS durch die Anwesenheit leistungsstarker SuS profitieren können (Hattie, 2013). Bei der Inneren Differenzierung ist zu beachten, dass sie effektive Unterrichtszeit beansprucht. Außerdem führt sie dazu, dass einige SuS mehr Aufmerksamkeit erhalten als andere. Dies kann zu Problemen führen, da die Aufmerksamkeit nachweislich die Leistungsstärke steigert und somit einige SuS benachteiligt werden könnten.

Besonders in Erinnerung geblieben, sind mir die zahlreichen Versuche im Chemieunterricht. Meine damalige Lehrerin hat Demonstrations- sowie Schülerversuche gleichermaßen eingesetzt. Nach dem Besuch der letzten Vorlesung, fällt mir nun auch auf, dass sie diese beiden Varianten nicht wahllos zum Einsatz brachte. Gerade bei Versuchen, die den SuS einen genauen Einblick in die typische Arbeit eines Chemikers ermöglichen, wurden Schülerversuche genutzt. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Titration. Wenn es um die genau Beobachtung einer chemischen Reaktion ging, so kamen Demonstrationsversuche zum Einsatz, bei denen sich die SuS vollends aufs Beobachten konzentrieren konnten.

In einem meiner Fächer, der Chemie, würde sich ein Experiment mit gestaffelten Hilfestellungen anbieten. Die erste Hilfe beinhaltet, dass die notwendigen Formeln für die Vorberechnungen vorgegeben werden. Die zweite Hilfe gibt konkrete Hinweise auf die zu erwartenden Beobachtungen. Bei der dritten Hilfestellungen ist das Experiment schon überwiegend für die SuS vorbereitet und muss nur noch durchgeführt werden.

Ich würde dagegen halten, dass, laut Studien, die Leistungen der schwächeren SuS, durch die Anwesenheit von stärkeren SuS angehoben wird. Außerdem bedeutet die Auflösung der Äußeren Differenzierung, die bei der Bildung der Gesamtschule stattfindet, nicht automatisch, dass auch die Binnendifferenzierung vernachlässigt wird. Somit können passende Anforderungen an die SuS gestellt werden.

Im heutigen Blog geht es um die soziokulturelle Heterogenität im schulischen Umfeld. Diese Art von Heterogenität kann verschiedenste Ursachen besitzen. Sie kann migrationsbedingt sein, wenn etwa SuS aus anderen Ländern und Kulturen einer Klasse beitreten, oder aber durch die unterschiedlichen sozialen Lagen der SuS zustande kommen.

Die von mir besuchte Schule war an einem Austausch- und Partnerprogramm mit zahlreichen ausländischen Schulen beteiligt. Dabei fanden zwischen unserer und besonders einer chinesischen sowie französischen Schule zahlreiche Austausche statt. Diese Programme sind stark auf interkulturelle Begegnung zwischen den SuS ausgelegt, da sich bei einem Austausch die SuS mit der neuen und erstmals fremden Kultur auseinandersetzen müssen. Allerdings ist auch ein antirassistischer Charakter enthalten. Durch die intensive Auseinandersetzung mit einer zuerst fremden Kultur kann man Vorurteilen entgegenwirken und ein Verständnis für Heterogenität bei den SuS schaffen.

Die Schule wurde von SuS aus fast allen sozialen Lagen besucht. So saß etwa die Tochter eines erfolgreichen Architekten neben dem Sohn eines LKW-Fahrers ohne höhere Schulreife. Diese soziale Heterogenität kam immer dann ans Tageslicht, wenn es um das Beschaffen kostspieliger Schulausrüstung ging, wie etwa des Taschenrechners für Mathe. Die Schule versuchte diese Heterogenität zu minimieren, indem die Ausrüstung der SuS aus schwächeren sozialen Lagen subventioniert wurde. Diese Anwendung der Diversity Education half zwar den SuS aus finanzieller Sicht und wurde auch von diesen glücklich angenommen, doch stempelte es sie gleichzeitig als „die Armen“ oder „die Hartz IV-Empfänger“ ab.

Im Rahmen eines Austausches lässt sich der Umgang der Lehrkraft und der SuS mit den SuS aus der anderen Kultur beobachten. Werden die neuen SuS schnell akzeptiert und bilden sich dauerhafte Beziehungen? Sind die verschiedenen Kulturen die Ursache, falls keine Annäherung zwischen den SuS stattfindet oder fördert die Andersartigkeit gerade das Entstehen neuer sozialer Beziehungen?

Gerade mit Blick auf die neu zugewanderten Menschen, welche sich teilweise wenig oder gar nicht mit dem deutschen Bildungs-und Sozialsystem auskennen, lassen sich Informationsveranstaltungen und Foren für allgemeinen Informationsaustausch einrichten. Den neuen SuS ließe sich möglicherweise so ein geschmeidigerer Einstieg ins deutsche Schulsystem ermöglichen.

Thema dieses Berichts soll das Spannungsfeld sein, welches sich zwischen Heterogenität und Homogenität erstreckt.

Schulen sind Institutionen, die sich durch eine starke Heterogenität auszeichnen. In einer einzigen Klasse lassen sich die unterschiedlichsten Personen und Persönlichkeiten entdecken. Dennoch entsteht auch in diesen Gruppen Homogenität. Einzelne Personen kommen zusammen und formen Sub-Gruppen mit identischen Interessen. Gerade weil eine Gruppe sehr heterogen ist sucht man Gleichgesinnte um eine Art Basis oder Rückhalt zu schaffen. Gleichzeitig ist die gesamte Klasse homogen, da sie den selben Unterricht erhält und sich die Personen überwiegend im selben Alter befinden. Ebenso kann die Klasse aufgeteilt werden, was gleichzeitig die Heterogenität insgesamt und die Homogenität in den neu entstandenen Gruppen erhöht. In jeder dieser Gruppen lässt sich ein Maßstab anlegen, anhand dessen die Personen und somit der Grad der Homogenität bewertet werden kann. Somit ist die Bewertung der Homogenität und Heterogenität sozial konstruiert und situationsabhängig.

Auch an der von mir besuchten Schule wurden besondere Gruppen für lernschwache oder lernstarke SuS eröffnet. So wurden kleinere Gruppen erschaffen in denen die jeweiligen SuS weitestgehend unter sich waren. Allerdings wurde diesen Personen dadurch ein bestimmter Stempel aufgedrückt, wie etwa der des „Strebers“.

In einem zukünftigen Praktikum ließe sich die Bildung der einzelnen Sub-Gruppen innerhalb einer Klasse beobachten. Dabei könnte besonderes Augenmerk auf das gegenseitige Verhalten der SuS gelegt werden. Koexistieren diese Gruppen in Harmonie oder kommt es zu Konflikten? Werden einige SuS durch die Lehrkraft benachteiligt oder besonders beachtet? Kommt es zu einer Art Bündnisbildung zwischen Lehrkraft und SuS?