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1) Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Ich persönlich habe mich dieses Semester sehr intensiv mit der Ringvorlesung BAUMHET auseinandergesetzt, dabei wurde über sehr viele Dinge informiert, was bei mir zu einem Prozess des Nachdenkens geführt hat. Es kam meiner Meinung nach viel zu oft vor, dass auf „relativ einfache“ Fragestellungen keine, beziehungsweise nur eine sehr schwierige Antwort gefunden werden konnte. Dadurch konnten für mich selber leider nur wenige Themen komplett geklärt werden. Dennoch empfand ich die Vorlesung als sehr lehrreich und stelle mir selber häufig die Frage ob vielleicht gerade das Nachdenken über ein Thema die eigentliche Aufgabe ist, und nicht das formulieren einer möglichst komplexen Antwort. Besonders habe ich mich mit den Bereichen der gendersensiblen Pädagogik und der doppelten Heterogenität befasst, da mir diese beiden Themen eine, für meine Auffassung, ausreichende Antwort geben konnten.

Die gendersensible Pädagogik befasst sich allgemein mit den Leistungsunterschieden von Schülerinnen und Schülern in bestimmten Fächern. Genauer gesagt sucht sie nach Erklärungen für diese Unterschiede. Dieses Thema ist für mich besonders interessant, da ich die Fächerkombination Mathematik und Physik studiere, welche beide zu den MINT Fächern gehören. Und es in beiden Fächern häufig zu einer unterschiedlichen Benotung von Schülerinnen und Schülern kommt. Über dieses Thema hat Dr. Christoph Kulgemeyer in seiner Vorlesung berichtet. Dabei wurden zwei verschiedene Erklärungsansätze vermittelt. Einer beschränkte sich hauptsächlich darauf, dass Schüler unaufmerksamer sind und den Unterricht öfter stören, wodurch die Lehrkraft diesen circa Zweidrittel der Aufmerksamkeit schenkt (vgl. Faulstich-Wieland 1995, S128). Ein weiterer Ansatz ist, dass sich die MINT Fächer, speziell Physik, aber auch Mathematik häufig mit Themenbereichen beschäftig, welche für Schüler ansprechender als für Schülerinnen ist. Oftmals sind die Themenkomplexe die in diesen Fächern behandelt werden eher von Technik geprägt, als beispielsweise der Gesellschaftlichen Bedeutung von Naturwissenschaften was Schülerinnen eher ansprechen würde (s. IPN-Interessenstudie). Dabei sollte es meiner Meinung nach eine zentrale Aufgabe der Lehrkraft sein, den Unterricht so zu leiten, dass sowohl Schülerinnen als auch Schüler ihr Interesse finden und diese verschiedenen Interessen gleichermaßen im Unterricht behandelt werden.

Das Thema der doppelten Heterogenität behandelt vor allem den Grundsatz, dass SuS persönliche Vorstellungen, sowie eigenes Wissen zu jedem Thema in der Schule mitbringen. In Bezug auf das Studienfach Physik bedeutet vor allem der Begriff der persönlichen Vorstellung, dass SuS unter Umständen falsche Zusammenhänge assoziieren. So gibt es beispielsweise den physikalischen Begriff der Arbeit, welcher sich als Kraft multipliziert mit der Strecke oder Leistung multipliziert mit der Zeit  ergibt. SuS wiederum könnten dabei jedoch an den begriff der „alltäglichen“ Arbeit denken und diesen damit assoziieren. Folglich könnten die SuS verwirrt sein, da sie hinter dem Begriff etwas völlig anderes erwarten. Laut Prof. Dr. Klee ist eine Lösung dieses Problems, die Auseinandersetzung der Lehrkraft mit der Klasse in der „selbstreflektierenden Begegnung“, der „kommunikativen Begegnung“ und der „Differenzierenden Begegnung“. Das Ziel aller dieser Begegnungen ist es ein Gespräch aufzubauen, in dem die individuellen Vorstellungen behandelt werden, und auf diesen anschließend fachwissenschaftliche Erkenntnisse aufzubauen (vgl. Klee 2018).

3) Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Eine für mich relevante Fragestellung baut auf der Methode der „Aufgabe mit gestuften Lernhilfen“ auf, welche durch Dr. Kulgemeyer angesprochen wurde.

Da diese Methode in meiner Schulzeit nie genutzt wurde, Interessiert mich vor allem die Frage, in wie fern diese Methode bereits verwendet wird und vor allem wie eine Lehrkraft selber diese Aufgaben entwickeln kann. Vor allem in Bezug auf die lernstrategischen Hilfen fällt es mir (im Gedankenexperiment) noch Schwer, Hilfestellungen zu formulieren, welche präzise genug sind um zu helfen und dennoch zum nachdenken anregen. Das erstellen allgemeiner Aufgaben aber auch solcher Aufgaben könnte, meiner Meinung nach, im Studium näher behandelt werden. Ich kann dabei jedoch nicht ausschließen, dass ein Workshop oder ähnliches für ein kommendes Semester geplant ist.

Des Weiteren finde ich die Fragestellung interessant, wie eine Lehrkraft mit Schülerinnen und Schülern in einer leistungsheterogenen Klasse umgeht. Das grundsätzliche Problem der Leistungsheterogenität ist dabei bekannt und kann meistens nicht verhindert werden, da verschiedene Menschen verschieden schnell lernen. Beschäftigen tut mich dabei vor allem, wie man als Lehrkraft damit umgeht. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Lösungsansätze. Zum einen können nahezu leistungshomogene Gruppen gebildet werden, welche anschließend individuelle Aufgabenstellungen bekommen oder das komplette Gegenteil wird angewandt, und es werden möglichst heterogene Gruppen gebildet, bei denen die leistungsstarken Schüler den Leistungsschwächeren helfen können. Meiner Meinung nach sind beide Modelle in der Realität kaum praktizierbar, woraus sich die vorangestellte Fragestellung herleitet. Ein möglicher Lösungsansatz könnte dabei die bereits genannte Methode der „Aufgabe mit gestuften Lernhilfen“ sein, jedoch gibt es sicherlich noch andere praktikable Möglichkeiten, die ich gerne erlernen würde.

4) Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Ich selber sehe als besondere Herausforderung für mich den Umgang mit Heterogenität in Hinblick auf die Bewertung. Wenn ich den Vorlesungsinhalt hierzu richtig verstanden habe, soll an den Gegebenheiten der Schüler individuell bewertet werden. Ich bin mir nicht sicher in wie fern dies auch auf den Mathematik bzw. Physik Unterricht zutrifft, jedoch finde ich es hier schwer Individuell und dennoch fair zu bewerten. Ich selber würde es einem Schüler, der sehr leistungsstark ist, unfair gegenüber finden, bekäme ein leistungsschwächerer Schüler, der sich jedoch selber gesteigert hat, die selbe Note. Hierbei den „richtigen Weg“ zwischen Fairness und Motivation zu finden sehe ich als Herausforderung.

Eine weitere Herausforderung sehe darin, schwierige jedoch auch einfache Sachverhalte richtig zu vermitteln. Dabei könnten vor allem die für mich einfach wirkenden Sachverhalte schwierig zu erklären sein. Dies beruht vor allem darauf, dass man als Lehrkraft deutlich tiefer in der Materie drin ist, als es ein Schüler ist. Des weiteren stellt es sich dabei problematisch dar, dass Schülerinnen und Schüler vor allem im Physik- und Mathematikunterricht oftmals nach einer komplexen Lösung suchen, selbst wenn die einfache „direkt vor der Nase“ liegt.

Außerdem sehe ich die Herausforderung, alle Schülerinnen und Schüler einer Leistungs- sowie Interessenheterogenen Klasse, möglichst gut vorzubereiten. Dabei stelle ich mir die Frage, wie ich mit SuS umgehe, die überhaupt kein Interesse an den von mir gelehrten Fächern haben und sehe es gleichzeitig als Herausforderung diese dennoch zur Mitarbeit zu motivieren.