Abschlussreflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

In der Vorlesung zum Umgang mit Heterogenität wurden uns diverse Einblicke in die Didaktik des Lehrens gegeben, außerdem wurde auf konkrete Erkenntnisse der Erziehungswissenschaften eingegangen. Diese bezogen sich auch auf meine beiden Fächer, Englisch und Politik und haben mir eine neue Perspektive auf einige Aspekte eröffnet.

Zu den zentralsten theoretischen Erkenntnissen gehört für mich das Prinzip der Individualisierung von Unterricht, welches von Prof. Dr. Idel vorgetragen wurde. Hier habe ich feststellen können, dass Unterricht nicht nur als Frontalunterricht, wie es in meiner Schulzeit der Fall war, geführt werden kann. Das Prinzip der Individualisierung besagt, dass im Gegensatz zum klassischen Unterrichtsstil eine „Flexibilisierung der Zeiten“, „Öffnung der Räume“, „Vervielfältigung von Aktivitätszentren“, „Adressierung Einzelner oder Teilgruppen“ und eine „thematische Ausdifferenzierung“ vorgenommen werden (Idel 2019). Die Lehrkräfte sollten also auf die Individuen in ihrer Klasse eingehen und Lernziele, bzw. Entwicklungsziele spezifisch für einzelne Personen konzipieren. Hierbei werden so, im Idealfall, die Stärken der Schüler*innen besser herausgestellt und gefördert und die Schwächen jedes Einzelnen können auch effektiver bearbeitet werden.

Das Prinzip der Individualisierung lässt sich auch auf den Englischunterricht beziehen, hierzu lässt sich das Erlernen der Sprache heranziehen, worauf Frau Tödter in ihrer Vorlesung genauer eingegangen ist. Sie führt als Beispiel „Mehrsprachigkeitsdidaktische Ansätze“ an, welche sich auf den Spracherwerb von mehrsprachigen Kindern beziehen (Tödter 2019). Die Individualisierung des Unterrichts könnte hier den Spracherwerb fördern, da nicht ein Unterrichtskonzept für eine Gruppe verwendet wird sondern ein auf die Individuen angepasstes Konzept. Weiter könnte den Kindern, welche bereits neben Deutsch auch eine andere Sprache beherrschen das Erlernen der englischen Sprache erleichtert werden, indem durch für sie speziell konzipiertes Unterrichtsmaterial der Umstand ihrer Bilingualität berücksichtigt und zum Vorteil genutzt wird.

Der zweite Fachdidaktische Aspekt bezieht sich auf Politikwissenschaften und verschiedene „Ausgangspunkte“ (Klee 2019). Diese beschreiben unterschiedliche Einflüsse auf Individuen, wie z.B. das Umfeld in welchem ein Kind aufwächst, die verschiedenen „Wertsysteme“ oder die Kultur (Klee 2019). So wie jedes Kind so wurde auch jede Lehrkraft durch unterschiedliche äußere Einflüsse geprägt und gelangte zu den Werten, Vorstellungen und dem Weltbild welches diese Person besitzt. Es sei also nun die Aufgabe der Lehrkräfte ihr eigenes Weltbild zu untersuchen und anzuerkennen, dass dieses nur eines von vielen existierenden Weltbildern sei (Klee 2019). So wird die Lehrkraft für die unterschiedlichen Weltbilder der Kinder sensibilisiert und soll so besser damit umgehen und den Unterricht besser gestalten können. Ich finde es wichtig zu sehen, dass viele Kinder aus sehr verschiedenen Haushalten kommen, andere Wertvorstellungen haben und eben auch andere Weltbilder, um den Kindern gerecht zu werden muss man dies anerkennen.

Außerdem wurden uns in der Vorlesung zum Umgang mit Heterogenität verschiedene erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse nähergebracht. Zu den zentralsten zählen für mich zum einen die Verpflichtung der Schulen zur Inklusion, da das inkludieren von Menschen mit Förderbedarf in meiner Schulzeit nie ein Thema war und ich zum ersten Mal in der Universität von der Inklusion gehört habe. Diese stellt für mich ein wichtiges Thema da, um mehr Menschen in die Gesellschaft zu integrieren, die sich vorher eventuell ausgestoßen oder nicht beteiligt gefühlt haben. „Bremische Schulen haben den Auftrag, sich zu inklusiven Schulen zu entwickeln. Sie sollen im Rahmen ihres Erziehungs- und Bildungsauftrages die Inklusion aller Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Staatsbürgerschaft, Religion oder einer Beeinträchtigung in das gesellschaftliche Leben und die schulische Gemeinschaft befördern und Ausgrenzungen einzelner vermeiden“ (Die Senatorin für Kinder und Bildung 2018). Dieser Auszug aus dem Bremischen Schulgesetz, welchen Dr. Schwarzenberg auch in ihrer Präsentation nutzte, zeigt klar dass sich das Land Bremen die Inklusion zum Ziel gesetzt hat und die Realität zeigt auch, dass Bremen dies durchsetzt. Im Vergleich mit Bremen, 83,5%, besuchen in Hessen mit 24,5% deutlich weniger Menschen mit Förderbedarf die selbe Schule wie Menschen ohne Förderbedarf (Schwarzenberg 2019). Die Inklusion ist allerdings nicht einfach zu bewältigen und birgt auch einige Risiken, Schwierigkeiten und erzeugt viel Redebedarf. Darauf gehen sowohl Dr. Schwarzenberg, als auch Prof. Dr. Müller ein und benennen zum Beispiel das Dilemma „Meint Inklusion wirklich alle?“ (Schwarzenberger 2019). Außerdem die Frage, „Gibt es eine Grenze für den Gemeinsamen Unterricht?“, was ich als wichtigen Punkt sehe der diskutiert werden sollte (Frank J. Müller 2019). Abgesehen davon ist aus meiner Sicht der entscheidende Faktor das Geld, welches Bremen leider nicht hat und somit eine wirkliche Inklusion wie sie in den Vorlesungen vermittelt wurde sehr schwierig zu gestalten ist. Das Thema und die Wichtigkeit der Inklusion erkenne ich jedoch trotzdem an, nur ist aus meiner Sicht eine Änderung des Schulsystems und eine andere Fokussierung von „wichtigen“ Berufen nötig. Lehrer*innen, Erzieher*innen und ähnliche Berufe müssen positiver gesehen und gefördert werden, die Kinder verbringen nicht selten mehr Zeit mit Erzieher*innen oder Lehrer*innen als mit ihren Eltern.

Die zweite erziehungswissenschaftliche Erkenntnis, welche ich zu den zentralsten zähle ist der Einfluss von Sprache auf die schulische Bildung. Die Sprache eines Kindes kann den Lernerfolg fördern oder behindern, wenn das Kind Deutsch als Erstsprache hat, ist es einfacher die sprachlichen Anforderungen zu erlangen. Im Gegensatz dazu ist es für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache schwieriger die formellen Anforderungen zu erreichen (Daase 2019).

3.Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Ich würde gerne mehr zu dem Thema der „Gendersensiblen Pädagogik“ erfahren, auf welches Dr. Fantini genauer eingeht. Mich interessiert es, da er von „Zwischenräumen“ und „Übergängen“ zwischen männlich und weiblich spricht (Fanini 2019). Ich verstehe, dass es nicht ein genaues Bild gibt, welches Männlichkeit oder Weiblichkeit definiert, in welches ich selber zum Beispiel auch nicht fallen würde, trotzdem sehe ich „Männlich“ und „Weiblich“ als die Einzigen geschlechtlichen Ausführungen an. Ferner denke ich, dass durch die Zuschreibung von gewissen Merkmalen zu eben weiblich oder männlich und das auslassen gewisser Zuschreibungen durch die Gesellschaft dazu führt dass sich Menschen nicht zuordnen können und sich fühlen als wären sie „anders“. Ohne den gesellschaftlichen Druck wären diese Menschen allerdings einfach nur entweder weiblich oder männlich in verschiedenen Ausführungen. Hier interessiere ich mich sehr für eine andere Sichtweise und hoffe dass ich zu diesem Thema noch viel erfahren werde, was mich eventuell in einigen Standpunkten beeinflussen könnte.

Außerdem würde ich gerne über die Relevanz von Religion bei Kindern bezogen auf die Lehrperson erfahren. Man müsse „Religion(en) verstehen“, diese Aussage empfinde ich als sehr wichtig (Horn 2019). Ebenso habe das Thema „in der Lehrer*innenausbildung keinen eigenen Platz.“, trotzdem sieht sie es als wichtigen Aspekt an und auch ich erkenne die Wichtigkeit alle Facetten, was eben auch die Religiosität des Kindes einschließt, zu sehen und mit zu betrachten, deswegen würde ich gerne mehr über diesen Aspekt erfahren.

4.Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Als eine besondere Herausforderung sehe ich die Arbeit mit behinderten Menschen, da ich selber in meiner Jugend und auch jetzt keinen Kontakt zu behinderten Menschen habe weiß ich nicht wie ich mit diesen Menschen umgehen sollte oder allgemein wie ich ihnen entgegentreten sollte. Ich hoffe, dass mich das Orientierungspraktikum oder ein nachfolgendes Praktikum dahingehend sensibilisiert und ich in Kontakt mit diesen Menschen kommen kann. Weiter bewerbe ich mich für einen Nebenjob bei der Lebenshilfe, dort arbeitet man ebenfalls mit behinderten Menschen, hier hoffe ich ebenfalls viele Erfahrungen sammeln zu können.

Außerdem sehe ich die Arbeit mit Kindern mit Förderbedarf als Herausforderung an, da mir die Arbeit um einiges schwieriger erscheint als die Arbeit mit Kindern, welche keinen Förderbedarf benötigen. Dazu könnte eine Weiterbildung von Nutzen sein, um auf diesen Aspekt des Lehrens, vor allem in Bremen, genauer einzugehen. Ich empfinde es als wichtig, Menschen mit Förderbedarf ebenfalls in heterogene Klassengemeinschaften zu integrieren und sie zusammen mit anderen Schüler*innen lernen zu lassen. Außerdem könnte ich in einem oder beiden Praktika erste Eindrücke und Erfahrungen dazu sammeln, wie ich Kinder mit Förderbedarf, als Lehrperson, integrieren kann.

Literaturverzeichnis

Daase, Andrea (2019): Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

Fanini, Christoph (2019): Heterogenitätskategorie Geschlecht/Gender in Schule – im Spannungsfled von Inszenierung und Zuschreibung. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

Horn, Sabine (2019): Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu? Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

Idel, Till-Sebastian (2019): Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

Klee, Andres (2019): Demokratie leben. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

Müller, Frank J. (2019): Inklusion – eine (alte) Vision. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

Schwarzenberger, Eileen (2019): „Meint Inklusion wirklich alle?!“ aktuelle Diskussionslinien und praktische Umsetzung. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

Die Senatorin für Kinder und Bildung (2018): Bremisches Schulgesetz und Bremisches Schulverwaltungsgesetz. Freie Hansestadt Bremen

Tödter, Mareike (2019): What’s the difference? – Aspekte von Heterogenität im Englischunterricht. Bremen: Ringvorlesung: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

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