Das Mensch – Pinky Promise
Von: Felina Semmler
Der Kurzfilm „Das Mensch – Pinky Promise“ thematisiert das Einhalten von Versprechen. Das ca. 12-jährige Mädchen Sarah sitzt mit ihren Eltern in einem schicken Restaurant, um ihren Geburtstag zu feiern. Der Vater wird als dominanter, rechthaberischer und seine Macht demonstrierender Charakter dargestellt, während die Mutter sich nicht deutlich gegenüber Sarah oder dem Vater positioniert. Sarah ist ein typischer Teenager wirkt etwas gelangweilt und will ihren Hummer nicht essen. Während Mutter und Vater nicht am Tisch sind, lässt sie ihn unter den Tisch fallen, wo der Vater ihn dennoch findet und ihn für später einpacken lässt.
Zunächst ist die Richtung des Films nicht eindeutig. Zu Beginn des Kurzfilms sieht man in lediglich drei Kameraeinstellungen nur Mutter und Vater, nur Sarah oder alle Drei. Weder der Kellner noch andere Restaurantbesucher werden genauer gezeigt. Als die Mutter nur für sich und Sarah ein Törtchen kauft, ist der Vater zunächst sauer und befürchtet, dass es für ihn nun keinen Kuchen mehr gibt. Der Kellner hat jedoch noch eines, woraufhin der Vater im Scherz sagt, dass dies nun doch besonders teuer sei und ihn die Hand seiner Tochter kosten würde. Der Kellner geht scheinbar auf den Scherz ein und verlangt nur den Finger. Als es an die Bezahlung geht verlangt der Kellner den Finger. Der Kurzfilm beginnt die Situation des Einhaltens des Versprechens durchzuspielen und es wirkt ein wenig wie ein Gedankenexperiment. Was geschieht, wenn die Regeln unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht so wirken, wie sie gedacht sind oder sie wortwörtlich auf Situationen angewandt werden, auf die sie nicht übertragbar sind?
Unabhängig von dem, durchaus kritisch zu sehenden Inhalt, ist der Kurzfilm sehr interessant aufgezogen. Der Inhalt wird vor allem durch die Kameraperspektive unterstützt und begleitet. Zunächst konzentriert sich der Schauplatz auf Sarah und ihre Eltern an dem Tisch im Restaurant. Dies wird nicht einmal durchbrochen, als beide Elternteile den Tisch verlassen. Erst ab dem Zeitpunkt, an dem der Kellner aktiv am Gespräch beteiligt ist, wird er von der Kamera erfasst. Dadurch scheint es, als würde der Handlungsraum, sowie die Handlung, erweitert. Diese Erweiterung dehnt sich im Laufe des Films auf das gesamte Restaurant aus und wird aber nicht durchbrochen. Hinzu kommt, dass es scheinbar kein entkommen aus dieser räumlichen Einschränkung gibt. Das Restaurant wird nicht einmal dann verlassen, als die Situation kippt. Keiner verlässt den Schauplatz.
Obwohl der Inhalt sehr schockierend ist, regt er durchaus zum nachdenken an. Das Ende kommt in seiner Brutalität unerwartet, gerade deswegen wirkt der Film jedoch sehr gesellschaftskritisch und thematisiert das dünne Eis auf dem die Zivilisiertheit begründet ist.
Das Mensch – Pinky Promise | DE | 2018 | Drama | Sophie Linnenbaum | 16 min. | Emmi Büter, Michael Pink, Christina Große, Hans Heinrich Hardt | FSK unbekannt