Genderperspektiven

6. Juni 2018

Im Schulalltag gibt es viele Aspekte in denen ein Spannungsfeld im Bezug auf Gender auftritt. So werden Schülern und Schülerinnen bezogen auf ihr Gender verschiedene Traits zugeschrieben, die der Wahrheit entsprechen können, jedoch zu Verallgemeinerungen und Stereotypisierung jedes SuS führen. Diese Verallgemeinerungen oder Stereotype sind äußerst kritisch zu betrachten, da sie jegliche individuellen Eigenschaften ignorieren und somit wiederum zu einer ungerechten Behandlung und Bewertung betroffener SuS führen können. Die Relevanz solcher genderbezogenen Vorurteile in der Vergangenheit, aber auch zu heutiger Zeit, wird deutlich, wenn man Fallbeispiele betrachtet in denen Jungs oftmals als den Mädchen im Sportunterricht überlegen angesehen werden, den Mädchen bessere Fähigkeiten im Kunstunterricht zugeschrieben werden oder auch Jungs generell als Störenfriede und Mädchen als schüchtern kategorisiert werden, obwohl es keine Beobachtungen gegeben hat, die zu einem solchen Ergebnis führen würden.

Aus meiner eigenen Schullaufbahn kann ich mich an viele Situationen erinnern, in denen ähnlich Stereotypisierung der SuS stattgefunden hat. Eines der interessantesten Beispiele ist meiner Meinung nach die Bevorzugung von Jungen im Sportunterricht. Dies war unter manchen älteren Sportlehrern wie im Paradebeispiel der Verallgemeinerung von Jungs als sportbegabt auch der Fall. Jedoch gerade jüngere Sportlehrer aus meiner Vergangenheit, die sich dem bekannten Vorurteil der besseren Bewertung von Jungs im Sportunterricht bewusst waren, bevorzugten sehr stark die weibliche Schülerschaft im Bezug auf Bewertung und Mitentscheidungsrechten der SuS im Sportunterricht. Meiner Meinung nach sollte die Gleichbehandlung aller SuS angestrebt werden und nicht die Umverlagerung eines genderbezogenen Stereotyps von einem auf das andere Gender, nur um „gerecht“ jeweilige Gender zeitweise zu bevorzugen.

Gerade im kommenden Orientierungspraktikum könnte man spannende Beobachtungen zum Thema der gendersensiblen Pädagogik machen. Wenn man nun die Leistungsüberprüfungen der Lehrkraft untersuchen möchte, ob die Lehrkraft im Hinblick auf Gender alle SuS gleich viel prüft, könnte man die Leitfrage stellen: „Werden die Meldungen aller SuS als gleichwertig betrachtet unabhängig von Gender?“ In die Beobachtung muss natürlich auch die allgemeine Beteiligung jedes SuS miteinbezogen werden sowie das Verhältnis in der Anzahl an SuS mit unterschiedlichen Gendern.

 

One Response to “Genderperspektiven”

  1.   Fatma said:

    Hallo Nico,
    ich finde deinen Beitrag als gelungen und gut strukturiert. Den Ansatz, dass ohne grundlegenden Beobachtungen eine genderbezogene Unterscheidung zwischen Mädchen und Jungen erfolgt, finde ich sehr gut. Das Beispiel, dass Jungs im Sportunterricht begabter sind als Mädchen und Mädchen begabter als Jungs im Kunstunterricht kann ich durch eigene Erfahrung aus meiner Schulzeit bestätigen. Besonders im Sportunterricht konnte man die Trennung zwischen Mädchen und Jungen erkennen. Auf meiner GyO konnte man sich für verschiedene Sportarten entscheiden. Ich hatte mich für Fußball entschieden. Der Kurs bestand zu 90% aus Jungs, wir waren vielleicht vier Mädchen. Der Sportlehrer hat uns dann gefragt, ob wir uns im richtigen Kurs befinden. Man konnte klar und deutlich sehen, dass dort ein herabsehen an die Mädchen stattgefunden hatte. Auch im Allgemeinen, wurden wir aus dem Kurs ausgeschlossen, da wir „als Mädchen nicht in der Lage wären Fußball zu spielen“. Deine Beobachtungsaufgabe finde ich auch passend und interessant. Es würde mich zum Beispiel auch interessieren, nach welchen Kriterien ein Sportlehrer, Mädchen und Jungen benotet.

    Liebe Grüße
    Fatma

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