Gedankengut

Ich bin ein Erstie.

Ein Erstsemestler mit zweitem Anlauf.

Und auch wenn mir die Uni mit all ihren flüsternden Gerüchen bekannt sein müsste, habe ich Angst, hinter der nächsten Ecke überrannt zu werden.

Von der nächsten Startlinie, die darauf wartet, dass ich endlich in Richtung Zukunft laufe. Der nächsten Stoppuhr in meinem Kopf, die nicht nur meine Zeit misst, sondern auch mein Alter bis zum Berufseinstieg.

„ …in unserer Studenteninitiative zeigen wir dir, wie du deinen Lebenslauf für Unternehmen noch attraktiver gestaltest…“

„…ein Auslandssemester ist Pflicht!…“

„…und du musst mindestens 180 Credit Points sammeln um dein Studium zu bestehen…“

Fragezeichen laufen um den heißen Brei und fremde Stimmen fangen Feuer. Ich kann nicht entkommen, sie werden immer lauter.

Ich fürchte irgendwann, gegen eine bunte Wand aus Flyern zu rennen, die mich nicht mehr erkennen lässt, was ich wirklich will.

Mich all die Möglichkeiten einkreisen, mir das Muster nehmen, aus denen meine kleine Welt gestrickt ist.

Ich habe Schwierigkeiten Initiative zu ergreifen, um herauszufinden, wer ich selbst überhaupt bin.

Angst vor mehr als einer Möglichkeit und in Menschenmassen unterzugehen.

Ich will keine Credit Points auf einem unsichtbaren Konto sammeln, sondern Glücksmomente, in deren Erinnerungen ich mich noch Jahre später hineinwerfe.

Ich will auch keine 8-stellige Matrikelnummer sein, die mich erst identifizierbar macht, sondern Ich.

Ich mit braunen Haaren und braunen Augen, die eigenartige Fragen stellt und von Mittelpunktgeschehnissen nichts hält.

Ich entziehe dem Hintergrund seine Farbe und filtere jedes einzelne Pigment, um mich von der Masse nicht täuschen zu lassen. Ich will meine Zahlen selber wählen und entscheiden in welcher Reihenfolge sie stehen.

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